Zu ungewohnter Uhrzeit hatte sich am Montag der Lichtenfelser Stadtrat im Stadtschloss zusammengefunden. Die Mitglieder trafen sich bereits um 15.30 Uhr, statt wie üblich um 17 Uhr. Den Grund hatte Erster Bürgermeister Andreas Hügerich bereits im vergangenen Stadtrat bekanntgegeben: Nach der Sitzung stand der gemeinsame Umtrunk beim Schützenfest an.
Doch bevor die Stadträtinnen und -räte kühles Bier und zünftige Musik genießen durften, stand die Arbeit an, und besonders Punkt fünf der Tagesordnung, die Erhöhung der Stromtarife der Stadtwerke, war keine angenehme Angelegenheit. Schließlich hatte das Gremium bereits im Februar einer Strompreiserhöhung von 15 Prozent seinen Segen gegeben. Doch diese Steigerung um monatlich vier Euro für einen Zwei-Personen-Haushalt vor nicht einmal einem halben Jahr mutet verhältnismäßig moderat an im Vergleich zur Erhöhung, die den Stromkunden der Stadtwerke dieses Mal ins Haus steht.
So bleibt der Grundpreis von zehn Euro im Monat sowohl für den Körbla-Strom – dieser Tarif gilt für Kunden mit einem Jahresverbrauch von bis zu 2000 Kilowattstunden – als auch für den Korb-Strom gleich. Der Arbeitspreis für die Kilowattstunde steigt aber beim Körbla-Tarif von 30,90 Cent je Kilowattstunde auf 36,50 Cent, beim Korb-Strom von 30,40 Cent auf 36 Cent. Gültig werden die neuen Tarife zum 1. September. Laut Stadtwerken entspricht dies einer Mehrbelastung für einen Zwei-Personen-Haushalt im Körbla-Tarif von zehn Euro im Monat oder 120 Euro im Jahr.
Die kaufmännische Leiterin der Stadtwerke, Christina Fischer, verwies als Gründe für die Erhöhung auf den Krieg in der Ukraine und die gestiegene Nachfrage nach Strom. Gleichzeitig kündigte sie an, im Juli und August den Wegfall der EEG-Umlage von 3,723 Cent pro Kilowattstunde an die Kunden weiterzugeben, sprich den Strompreis in diesem Zeitraum zu verbilligen. Ihr Kollege, Werkleiter Dietmar Weiß, ergänzte, dass sich der Strompreis im vergangenen Jahr fast vervierfacht habe, und er eine Steigerung auch im kommenden Jahr erwarte. Er stellte den Rätinnen und Räten die Entwicklung an der Strombörse vor und machte diesen angesichts nach oben schießender Preise für CO2-Zertifikate oder Kohle keine Aussichten auf einen sinkenden Strompreis.
In städtischen Liegenschaften wie im Hallenbad wird's kühler
Auf Nachfrage von Christian Barth (JB), was die Stadt unternehme, um in ihren eigenen Liegenschaften Strom zu sparen, kündigte Erster Bürgermeister Andreas Hügerich an, dass man die Mieter anschreibe und fürs Energiesparen werbe. Des Weiteren senke man die Temperatur in den städtischen Einrichtungen, beispielsweise im Merania Hallenbad. Im Übrigen wolle man im September weitere Maßnahmen verkünden.
Von einer „dramatischen Erhöhung“ sprach Sven Eisele (SPD). Er erinnerte an diejenigen, die die steigenden Stromkosten nicht mehr zahlen können, und mahnte für diese eine Härtefallregelung an. Auch schlug er einen Fonds vor, um Geringverdiener oder Menschen mit hohen Schulden unterstützen zu können. „Bei einem Fonds ist die Bundesregierung gefragt“, antwortete Werkleiter Weiß, sagte aber zu, dass diejenigen, die ihre Gas- oder Stromrechnung nicht mehr zahlen können, die Möglichkeit zu einer Ratenzahlung über einen Zeitraum von drei oder vier Jahren hätten.
Eine Neuaufstellung der Stadtwerke als Stromproduzent – besonders mit Freiflächen-PV-Anlagen – schlug Dr. Christine Schmidt (Grüne) vor, während Emmi Zeulner (CSU) unter anderem die Gründung von Regionalwerken als Versorger für kleinere Kommunen anmahnte. Sie regte an, die Möglichkeit zu prüfen, um beispielsweise Wärmepumpen für mehrere Haushalte zu nutzen, machte aber auch einen Ausflug in die Bundespolitik, indem sie sich für die Verlängerung der Nutzung von Atomstrom aussprach. Die gleiche Forderung stellte Roland Lowig (WLJ), derweil Monika Faber ihren Wunsch wiederholte, dass die Stadtwerke künftig Energiegenossenschaften betreiben sollten – auch wenn dies mehr Personal bedeuten werde. Sie sprach sich ferner für eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für Windräder aus. Ihr Fraktionskollege Philip Bogdahn lobte die Stadt, dass sie Einsparpotenzial für ihre Liegenschaften suche. Er betonte aber, dass sie ihren Mietern – meist sozial Schwächeren – auch finanzielle Garantien geben solle, sobald diese Energie sparen würden.
Werkleiter Weiß stellte auf Frage von Dr. Susann Freiburg (Grüne) klar, dass es bei der Tariferhöhung keine Unterschiede zwischen privaten und gewerblichen Kunden gebe. Und auf Frage von Robert Gack (CSU) sagte Weiß, dass mit der Strompreiserhöhung auch die Abschläge zum 1. September auf Rücksprache mit den Kunden erhöht werden sollen.
Aus dem Stadtrat
Von Steffen Huber