Noch bis 16. April ist im Europäischen Museum für Modernes Glas die Sonderausstellung „Double Feature Teil 2 – Die Klasse Freie Kunst Glas der Hochschule Koblenz“ zu sehen.
Das Institut für Künstlerische Keramik und Glas der Hochschule Koblenz (IKKG) zeigt im zweiten Teil der Schau neue Werke von Studierenden und jungen Absolventen. Darunter auch Objekte, deren Fertigstellung für die Ausstellung erst wenige Tage oder Wochen zurück liegt. „Für diesen Vertrauensvorschuss sind wir sehr dankbar“, betont Prof. Jens Gussek, Kunst-Professor am Institut für Künstlerische Keramik und Glas in Höhr-Grenzhausen, der mit Studierenden und Absolventinnen nun zum Wechsel der Ausstellungsobjekte angereist ist.
Zehn junge Kunstschaffende aus sechs Nationen
Zehn junge Künstlerinnen und Künstler aus sechs Nationen präsentieren bis 16. April ihre höchst unterschiedlichen Arbeiten. „Das Verbindende ist hier der Raum“, erläutert Dr. Sven Hauschke, Direktor der Kunstsammlungen der Veste Coburg und Kurator im Glasmuseum.
Alejandro Peña Chipatecua aus Kolumbien gelingt in seinem Glas-Objekt „Implantat“ die Verbindung von Glas und Porzellan – zwei Materialien, die sich in technischer Hinsicht eigentlich nicht vertragen. Raumgreifend ist die auszugsweise Arbeit „Linie A B D“ von Christian Schultz aus Deutschland. Er überträgt zweidimensionale Zeichnungen in den Raum und lotet dabei das Potenzial verschiedenster Materialeigenschaften aus.
Das Thema von Lina Aazer aus Ägypten ist Selbstreflexion. Sie platziert Worte und Sätze auf gebogene Glaskörper, die auf eine persönliche Bedeutung für die Autorin hinweisen. Es ist eine fragile Arbeit, die eigentlich für die Anbringung an der Wand konstruiert war, in Rödental aber nun auf dem Boden zu finden ist. „Das ist das Spannende, wenn sich Objekte auch ganz anders als ursprünglich konzeptioniert im Raum bewähren“, so Prof. Jens Gussek.
Humorvolles aus Großbritannien, Ernsthaftes aus Deutschland
Sinn für Humor und künstlerische Unerschrockenheit beweist der Brite Oscar T Wilson, der nicht nur mit einer unkonventionellen Hinterglasmalerei auf wiederverwerteten Thermoglasscheiben überrascht, sondern für eine weitere Arbeit aus Glas einen Sockel in Form eines handelsüblichen 40-Kilo-Sackes Beton-Estrich gewählt hat.
Ganz ernsthaft hingegen haben sich Natalie Veken, Delia Stünitz und Sarah Hunnenmörder aus Deutschland mit aktuellen Diskussionen in Bezug auf den weiblichen Körper und Körperlichkeit auseinandergesetzt. Ihr Ansatz oszilliert dabei zwischen MeToo und Body Positivity. Die Künstlerinnen stellen den weiblichen Körper fotografisch explizit und symbolhaft in einen Naturzusammenhang: in den Wald. Dazu passt die die Sandguss-Arbeit „70 % Wasser“ von Sarah Hunnenmörder, die durch Abformung ihres eigenen Körpers ein raues Abbild erhält.
Das Thema Schöpfung in Werken aus der Türkei und Irland
„Re-creation through Orbits“ betitelt Ibrahim Erdogan aus der Türkei eine raumgreifende Installation aus zahlreichen unterschiedlich großen schwarzen Glaskugeln, in deren Mitte eine Holzleiter durch das Glas des Oberlichts buchstäblich ins tatsächliche Universum führt. Um das Thema Schöpfung geht es vielleicht auch bei den skelettartigen Glasplastiken des Iren Jesse Günther. Diese platziert er in Boxen mit Scheiben aus dichroitischem Glas und einer Beleuchtung, was den zarten Glaskörpern ein besonderes Eigenleben aus Farbe und Plastizität verleiht.
Bereits mehrere Kunst-Preise gewann Helena Sekot aus Deutschland mit ihren Arbeiten „between earth and sky“. Sie nutzt Keramik, um Körper und Grundstrukturen zu schaffen, die sie partiell mit einer „Haut“ aus plastisch verformtem dichroitischem Glas versieht. „Wir erforschen das Glas auf seine ästhetischen Qualitäten – ein Vorgang, der noch lange nicht abgeschlossen ist“, so Jens Gussek.
Am Mittwoch, 15. Februar, findet um 18 Uhr ein kostenfreier Online-Vortrag zur akademischen Glaskunst-Ausbildung von Prof. Jens Gussek und Dr. Sven Hauschke statt. (Anmeldung: sekretariat@kunstsammlungen-coburg.de)
Öffnungszeiten: Bis 31. März Dienstag bis Sonntag von 13 bis 16 Uhr, montags geschlossen. Am Faschingsdienstag, 21. Februar, ist geschlossen. Ab 1. April täglich von 9.30 bis 13 Uhr und von 13.30 bis 17 Uhr. (red)