Das Innenstadtleben fand am Sonntag seinen Höhepunkt. Denn da stieß der verkaufsoffene Sonntag auf den Fischmarkt und die Automeile. Ein Tag für Menschenströme bei bestem Wetter.
Leandro sitzt hinterm Steuer. Seine Beine kommen nicht ganz an die Pedale, denn Leandro ist er vier. „Oma und Opa wohnen hier“, sagt der kleine Bayreuther und danach befragt, was für ein Auto er gerne mal fahren möchte, gibt er eine ziemlich klare Vorstellung zum Besten: „Lamborghini.“ Dass er jetzt in einem Renault sitzt, ist ihm aber auch recht, denn den würde er „auch nehmen“.

Als Lars Reichelt von dieser Szene erfährt, muss der Geschäftsführer des Renault-Autohauses Turnwald lachen. Er hat überhaupt gute Laune an diesem Sonntagnachmittag, denn das Wetter lässt Menschen in Strömen an seinen Autos vorbei flanieren. „Heute sind wir euphorisch, weil schon das Wetter passt“, sagt er für sich und seinen vier Autos weiter westlich befindlichen Mitbewerber vom Autohaus Müller.

Immer wieder interessante Gespräche mit den Passanten
Doch warum sagt er das? Nicht nur, dass es immer wieder zu interessanten Gesprächen mit Passanten kommt, nein, das gute Wetter bringt noch etwas mit sich, denn im vergangenen Jahr war es zur Automeile verregnet und schmuddelig. „Früher, wenn Regen war, haben wir die Autos im Autohaus geputzt und hier waren sie dann wieder dreckig“, erzählt er mit Blick auf seine sonnenbeschienenen picobello sauberen Modelle.

Man spricht gerne von Handel und Wandel. Das, was sich dem Auge am Marktplatz bietet, dokumentiert das auf seine Weise. Händler auf dem Marktplatz bekommen Zulauf, Menschen setzen sich mit Einkaufstüten in Cafés, und diese halten aufgrund des milden Wetters Außensitzplätze vor.
Eine Frage taucht auf: Wann wird bei einer Veranstaltungsdauer von 11 bis 18 Uhr eigentlich der meiste Kommerz gemacht? Elke Bittermann, Betreiberin eines Blumenladens am Unteren Tor, erklärt das in aller nachvollziehbaren Logik: „So gegen 16, 17 Uhr, weil die Leute ihre Einkäufe nicht die ganze Zeit mit sich tragen wollen, wenn sie sich umschauen. Sie kaufen meist beim Gehen ein.“ Das dürfte für die Geschäfte aber auch den Umstand bedeuten, dass sie, sofern sie an den Zugängen zum Geschehen platziert sind, den Großteil ihrer Kunden aus den Richtungen haben, aus denen diese beim Betreten der Innenstadt an ihnen vorbeikamen.

An der Hypo-Bank ist ein Aufsteller. Kurz über Kniehöhe hoch. Er verweist auf das, was auf halber Höhe der Laurenzistraße geöffnet hat. Denk mal an … Schmuck heißt der Laden und er wird von Susanne Mohnkorn geführt. Er liegt in gewisser Weise ein wenig außerhalb, aber betritt man ihn an einem verkaufsoffenen Sonntag, dann umfängt einen das Flair einer kleinen Feierlichkeit.

Einen Kuchen für die Kunden gebacken
Ehemann Michael hat für Kunden einen Kuchen gebacken. Vor Jahren stieß er „in der Süddeutschen“ auf das Rezept, und es spricht von Bio-Orangen, deren Püree die Teigmasse bilden. Auch hier lobt man das Wetter. „Ich bin am Vormittag durch die Stadt gelaufen und war überrascht, wie viele Leute schon unterwegs sind“, sagt Susanne Mohnkorn.
Dann nimmt eine im Laden stehende Kundin den Faden auf. Daniela Keller, so heißt die Frau, stellt heraus, was sie am Einzelhandel zu Gelegenheiten wie einem verkaufsoffenen Sonntag schätzt. Auf Mohnkorn bezogen sagt sie: „Sie schreibt uns immer an, da ist immer schöner persönlicher Kontakt zum Kunden. So etwas machen halt die kleinen Geschäfte, der Einzelhandel.“

Wertschätzung von einer zweifachen Mutter
Das, was den Einzelhandel und manch Lichtenfelser Fachgeschäfte so besonders macht, erklärt Nina Faber mit einer Kopfbewegung in Richtung Mode Deuerling so: „Denen sind die Körpermaße, die Größe und der Geschmack (der Kunden) bekannt“, führt die zweifache Mutter wertschätzend aus. Dass sie heute hier ist, hat auch wieder mit dem Wetter zu tun. Und damit, dass der verkaufsoffene Sonntag nebst Fischmarkt eine Art Tradition bedeuten. Familienmitglieder aus Rödental würde eigens in die Korbstadt kommen. „Nicht nur zum Gucken, sondern auch zum Einkaufen.“
Von Markus Häggberg