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LICHTENFELS

Wäre ein kommunales MVZ besser für den Kreis Lichtenfels?

Teil des Regiomed-Verbunds: Das Medizinische Versorgungszentrum Lichtenfelst steckt tief in den roten Zahlen. Foto: M. Drossel

Ist das Medizinische Versorgungs-Zentrum (MVZ) des Regiomed-Klinikums in seiner jetzigen Form noch zukunftsfähig? Die Zweifel, die in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses angebracht wurden, waren definitiv laut. Grund ist das satte Defizit, dass das MVZ Jahr für Jahr in die Bilanzbücher einbringt. Doch wie lässt sich das ändern?

Das Medizinische Versorgungszentrum in der Bamberger Straße. Foto: M. Drossel

Eigentlich stand die Feststellung des Jahresabschlusses 2022 der Regiomed-Kliniken GmbH auf der Tagesordnung, mit Billigung des Konzernjahresabschlusses 2022 und Zustimmung zur Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrates für das Geschäftsjahr. In der Sitzungsvorlage war von einem Defizit der Regiomed-Kliniken im Vorjahr von 1,85 Millionen (davon alleine in der HGW-Klinikum Lichtenfels GmbH 950.000 Euro) und einem Jahresminus des Konzerns von 17,3 Millionen Euro die Rede sowie einer Bilanzsumme von über 321 Millionen Euro. Letztere sei, so Theo Taubmann (AfD), „eine Summe, die keiner mehr so richtig überblicken kann“. Er forderte, über ein Beteiligungsnetzwerk nachzudenken. Das koste anfangs zwar Geld, helfe aber eventuell, Millionen zu sparen.

MVZ in Coburg macht Gewinn

Dr. Arnt-Uwe Schille (SPD) richtete den Fokus auf eine andere tiefrote Zahl: die knapp 800.000 Minus der Klinikum Lichtenfels MVZ GmbH. Zum Vergleich: Die MVZ Klinikum Coburg GmbH machte im gleichen Zeitraum rund 263.000 Euro Gewinn, die MVZ Klinik Neustadt GmbH lediglich 91.000 Euro Verlust. „Die Gestaltung und Organisation des MVZ am Klinikum Lichtenfels macht mir Sorgen. Mir ist nicht ganz klar, warum das Unternehmen negative Zahlen schreibt, ich aber gleichzeitig von Bürgern höre, die keine Termine bekommen: Wie, bitte, passt das zusammen?“ Die Antwort lieferte er gleich mit: Das sei eine Sache des Missmanagements.

„Nach dem personellen Wechsel ist es besser geworden“, befand Landrat Christian Meißner (CSU). Aber: „Wir brauchen eine tabulose Darstellung, denn so hoch, wie das Defizit ist, kann es auf Dauer nicht bleiben.“ Das Medizinische Versorgungszentrum hänge zu 100 Prozent wirtschaftlich am Klinikum, falle aber nicht unter die „Betrauung“ durch den Landkreis, also nicht unter die Grundversorgung, mit der der Kreis das Klinikum beauftragt hat. Doch ist das MVZ für Regiomed nur ein leidiges Anhängsel?

Ein leidiges Anhängsel?

„Bei der Frauenheilkunde haben wir dreimal nachgebessert und noch immer gibt es Probleme“, ärgerte sich Meißner. Ein Gespräch mit Klinikdirektorin Barbara Weid sei dringend notwendig, bei dem sie auch ein Konzept vorlegen soll. Meißner nannte ein Beispiel für einen Missstand: „Wir haben im MVZ einen nagelneuen Computertomographen stehen, aber haben mittlerweile keine Ärztin oder keinen Arzt mehr, der die Zulassung dafür hat“, legte er dar. Die Folge: „Die sauteure Maschine steht still und verdient kein Geld.“ Es gebe Handlungsbedarf auf allen Ebenen.

„Vielleicht wäre es zu überlegen, ob es nicht besser wäre, kommunal ein MVZ zu gründen, sei es durch Kommunen oder den Landkreis“, dachte Schille laut nach. Wenn das MVZ ein eigenständiges wirtschaftliches Unternehmen sei, müssten doch schwarze Zahlen möglich sein. Andere MVZ machten genau dies vor. Auch könnte eine Art Regionalwerk für Gesundheitsbelange ein Ansatzpunkt sein.

Rechnungen werden spät gestellt

Monika Faber (SPD) führte an, dass es teils vier Monate dauere, bis erbrachte medizinische Leistungen überhaupt abgerechnet würden. Auslastung hin oder her: Das gehe gar nicht, denn auch das schlage wirtschaftlich ins Kontor. „Das war ein verheerendes Problem, denn es hat mit der regiomedweiten Steuerung nicht geklappt“, bestätigte Meißner. Es sei aber besser geworden.

Der Landrat kündigte für die kommenden Wochen und Monate „wuchtige und spannende Diskussionen“ an, „bei denen es ums Geld geht, aber nicht nur“. Immerhin unterstütze der Landkreis Regiomed großzügig.

Wäre ein kommunales MVZ besser für den Kreis Lichtenfels?
Im Medizinische Versorgungszentrum Lichtenfels gibt es viele Fachbereiche unter einem Dach. Foto: M. Drossel

Die Gesellschafterversammlung der Regiomed-Kliniken GmbH hat in ihrer Sitzung vom 3. Juli unter dem Vorbehalt der Zustimmung der kommunalen Gremien den Jahresabschluss 2022 der Regiomed-Kliniken GmbH festgestellt sowie den Konzernjahresabschluss 2022 des Regiomeld-Verbunds gebilligt. Letztlich bestätigte auch der Kreisausschuss die entsprechenden Beschlüsse.

Im Kreisausschuss notiert

• Den jüngsten Besuch von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nahm Udo Dauer (CSU) zum Anlass, den gewünschten Radweg im Kleinziegenfelder Tal ins Gespräch zu bringen. Landrat Christian Meißner, der bei Herrmanns Besuch selbst vor Ort war, sprach von mehreren Denkansätzen, die aber nicht alle bei den Bürgerinnen und Bürgern auf Gegenliebe stoßen. Außerdem sprächen Naturschutzbelange gegen manche Idee. So sei nun Weismains Bürgermeister Michael Zapf (und Dauers Nachfolger) am Zug: Er müsse bei einer Bürgerversammlung ausloten, was denn mehrheitsfähig sei.

• Der Markt Ebensfeld baut für die Feuerwehr Eggenbach und Umgebung ein neues Feuerwehrhaus und einen Anbau für das Feuerwehrhaus in Kleukheim. Der Kreisausschuss billigte Zuschüsse in Höhe von 7500 Euro.

 

Von Markus Drossel

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