Wer an malerische Schlösser in Oberfranken denkt, dem fallen wohl zuerst Prachtbauten wie Schloss Seehof bei Bamberg oder die Veste Coburg ein. Dabei wartet nicht weit der Hochschulstadt ein wahrer Geheimtipp aus Kulturinteressierte: Schloss und Park Rosenau in in Unterwohlsbach, einem Ortsteil der Stadt Rödental, einst Sommersitz der Coburger Herzöge.
So manch einer mag die frühe neugotischer Architektur erkennen, andere nennen es vielleicht „verwunschen“, als es hinter einer Wegbiegung inmitten prächtiger alter Bäume sichtbar wird. In den Sommermonaten finden stündliche Führungen zwischen 9 und 17 Uhr statt. Durch diese erfahren Interessierte von der aufregenden Geschichte des Schlosses: 1805 hatte Herzog Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld den im Kern mittelalterlichen ehemaligen Rittersitz der Herren von Rosenau auf Drängen des damaligen Erbprinzen Ernst erworben und später umgestalten lassen.

Ernst I. wollte die Rosenau als mittelalterlichen Rittersitz wiederbeleben. Durch neugotische Spitzbogenarchitekturen und Maßwerkornamente sollte das romantisch- mittelalterliche Erscheinungsbild des Schlosses als Sommersitz betont werden. Im Marmorsaal können die Teilnehmenden beinahe die Hofbälle in „altdeutscher Tracht“ nachempfinden. Die gesamte Einrichtung vereint „fürstlichen Glanz mit ländlicher Einfachheit“.
Hier kam die britische Königin Victoria zur Ruhe
Schloss Rosenau ist außerdem Geburtsort von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, dem späteren Gemahl der britischen Königin Victoria. Diese fühlte sich während ihrer Besuche der Überlieferung nach auf dem rund 36 Hektar großen Parkareal ausgesprochen wohl. Der Sage nach soll auch sie angeregt haben, schwarze Schwäne in die Rosenau zu bringen, um die sentimentale Stimmung des Ortes zu unterstreichen. Noch heute schwimmen die Nachfolger dieser Tiere auf dem „Schwanenteich“, der mit einem „Schwanenhäuschen auf die Herzogliche Rosenau“ nach historischem Vorbild ausgestattet wurde, um dem tierischen Nachwuchs Schutz zu bieten.
Nach unterschiedlichen Nutzungen im 20. Jahrhundert, zuletzt als Altenheim, ging die Rosenau im Jahr 1972 von der Coburger Landesstiftung an den Freistaat Bayern über. Am 4. Oktober 1990 konnte das Schloss nach aufwändigen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten als Museum wieder eröffnet werden.

Die beiden Seen, eine Felsengrotte mit Wasserfall, eine Turniersäule, eine Sonnenuhr und eine Eremitage laden gerade im Sommer zum Flanieren und Verweilen auf dem großzügigen Areal ein, zum Träumen und zur Ummalung interessanter Gespräche. Das klassizistische Teehaus wird heute als Parkrestaurant genutzt und bietet Besuchenden in den Sommermonaten von Mittwoch bis Sonntag sowie an Feiertagen ab 11.30 Uhr kulinarische Genüsse.
Was man aus Glas alles machen kann
Nur wenige Gehminuten entfernt befindet sich die Orangerie: Zu herzoglichen Zeiten als Gewächshaus für exotische Pflanzen genutzt, so befand sich darin bis 2008 das Europäische Museum für Modernes Glas. Noch heute ist das Gebäude sehenswert, ebenso wie der Neubau des Museums direkt gegenüber, der aus der historischen Kulisse schlagartig wieder in die Gegenwart führt. Das Gebäude lädt schon äußerlich mit einer hohen Glas- und Schaufassade zum Staunen und Entdecken ein. Auf mehr als 1260 Quasdratmeter Schaufläche präsentiert das Museum, das in Zusammenarbeit zwischen der „Stiftung Glasmuseum Rosenau“ von Otto Waldrich und der Schlösserverwaltung erstellt worden ist, die Glassammlung der Kunstsammlungen der Veste Coburg – an diesem Standort mit Fokus auf zeitgenössischem Glas.
In der Dauerausstellung des Erdgeschosses wird die Entwicklung des Studioglases von den 1960er Jahren bis heute gezeigt. Neben künstlerisch gestaltetem Gebrauchsglas und Objekten sind Skulpturen und Installationen aus Glas zu sehen, zu dem Werke vergangener Coburger Glaspreisen. Auf der Galerie erfährt der Besucher Wissenswertes zur Herstellung von Glas und dessen Verarbeitungsmöglichkeiten. Im Untergeschoss des Museums ist die Studiensammlung Keramik untergebracht. Über 500 Exponate von über 250 internationalen Keramikern bilden die größte Präsentation an moderner Keramik im süddeutschen Raum.

Themenführungen finden zu ausgewählten Zeiten statt. Im Rahmen derer erhalten Kenner der Branche sowie Künstler sicher neue Inspirationen. Laien dagegen werden verblüfft sein über die Vielfältigkeit des Materials, das einen ganz besonderen Zauber ausstrahlt. Öffnungszeiten in den Sommermonaten: 9.30 bis 13 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr.
Anreise und Informationen
Informationen: Schloss und Park Rosenau, Rosenau 1, 96472 Rödental: www.schloesser-coburg.de
Europäisches Museum für Modernes Glas, Rosenau 10, 96472 Rödental (bei Coburg): glasmuseum.kunstsammlungen-coburg.de
Erreichbarkeit: Regionalexpress von Agilis fahren regelmäßig von Lichtenfels nach Rödental, die kürzeste Fahrzeit beträgt 34 Minuten, es gibt durchgehende Verbindungen.
Variante 1: Der Fußweg vom Bahnhofsvorplatz in Rödental zur Schlossanlage beträgt rund 25 Minuten. Er führt am Wohnmobilstellplatz „Am Schloß“ ein Stück an der Itz entlang und zwischen Feldern hindurch. Da derzeit eine Brücke entlang des Weges gesperrt ist, muss ein kleines Wegstück über die Wiese zurückgelegt werden (Beschilderung vorhanden).
Variante 2: Der Stadtbus Linie 2 fährt die nächstgelegene Haltestelle Rosenauer Str. / Admira-Center an, ein Fußweg von rund zwei Kilometer ist anschließend notwendig. Zudem gibt es die Möglichkeit, einen Rufbus unter 09566/1285 anzumelden. Dieser fährt zu festgelegten Uhrzeiten das Europäische Glasmuseum an. Das 9 Euro-Ticket könnte für beide Varianten genutzt werden.
Von CORINNA TÜBEL