In der Gemeinde Wonsees gibt es zwei neue Naturlehrpfade, die sich der Kulturlandschaft auf der Jurahochfläche widmen. Allen voran geht es um die historischen Hüllweiher, auch „Hülen“ genannt, die den Dörfern Großenhül und Kleinhül ihren Namen verliehen. Aufgrund der geologischen Besonderheiten versickert Regenwasser auf dem Frankenjura schnell. Wasser war einst ein knappes Gut.
Die Menschen damals wussten sich zu helfen und kleideten natürliche Senken mit Lehm aus. So entstanden Himmelsteiche, die als Viehtränken und Löschwasserreservoire dienten. Heute können „Hülen“ wertvolle Biotope für Wildtiere, Pflanzen und Pilze sein. Das beste Beispiel dafür ist die „Bodhül“, fränkische Mundart für „Badehül“. Sie diente den Einheimischen früher als Badegelegenheit. Der kleine Teich, der wie eine Oase in der Feldflur liegt, hat mittlerweile große ökologische Bedeutung als Biotop für Amphibien, Vögel und Wasserinsekten.
„Kulturlandschaft der Jurahochfläche“

Um zu vermeiden, dass aus den Feldern Nährstoffe in das Naturdenkmal „Bodhül“ eingetragen werden, kaufte die Untere Naturschutzbehörde aus Ausgleichsgeldern für Windkraftanlagen einen Pufferstreifen. Ranger des Naturparks Fränkische Schweiz – Frankenjura und Mitarbeiter des Wonseeser Bauhofs pflanzten dort im Oktober 2020 einen etwa 90 Meter langen Heckenabschnitt, um Lebensraum und Rückzugsmöglichkeit für Wildtiere zu schaffen.
Gemeinsam mit Landwirten und Jägern konzipierte die Gemeinde Wonsees und die Untere Naturschutzbehörde Infotafeln, die verschiedene Landschaftselemente erklären. Dabei geht es um die Bedeutung des Ackerbaus, um Hecken, und Feldraine als Lebensraum und die Verzahnung von Wild, Jagd und Landwirtschaft.
Dieser Naturlehrpfad trägt den Titel „Kulturlandschaft der Jurahochfläche“, besteht aus acht Tafeln und führt auf einem schmalen, markierten Pfad auf etwa 300 Metern zur Bodhül. „Eine strukturreiche Kulturlandschaft ist sowohl für den Naturschutz als auch für die Landwirtschaft ein Gewinn“, betont die Biologin Kristina Schröter, Fachkraft für Landschaftspflege an der Unteren Naturschutzbehörde.
Sie bittet die Erholungssuchenden auf dem Weg zur Hül, die Ackerflächen nicht zu betreten. Aus Naturschutzgründen solle man sich nicht lange am Hülbiotop aufhalten, sondern lieber an der gegenüberliegenden Streuobstwiese Rast machen.
„Hül- und Lindenrunde Wonsees“
Die „Bodhül“ ist auch eine wichtige Station auf dem zweiten, etwas längeren Naturlehrpfad: Die „Hül- und Lindenrunde Wonsees“ ist ein achteinhalb Kilometer langer Rundwanderweg, der vom Felsengarten in Sanspareil aus über die Dörfer Großenhül und Kleinhül führt und über den Römerberg wieder zurück. Neun Infotafeln widmen sich auf der idyllischen Strecke der besonderen Geologie des Frankenjuras sowie der kulturellen Bedeutung von Hüllweihern und Bäumen in der Ortsgeschichte. Allen voran Linden üben seit jeher auf Menschen eine besondere Anziehungskraft aus. Sie wurden sogar eigens als Dorf-, Gerichts- oder Tanzlinden gepflanzt. Aus ihrem Bast fertigte man Seile, Matten und teilweise auch Kleidung. Aus Lindenblüten lässt sich nicht nur Heiltee, sondern auch ein besonderer Honig gewinnen.
Das Kleinhüler Wahrzeichen, die altehrwürdige Angerlinde, wurde vor drei Jahren von einem Sturm zerstört. Eine dreiseitige Infotafel berichtet nicht nur von ihrer Geschichte, sondern auch von ihrem zweiten Leben als Totholzbiotop.