Die Situation des deutschen Gesundheitssystems ist für ein reiches Land wie unseres mehr als beschämend. Darunter leidet das Personal bekanntermaßen seit vielen Jahren, in der jüngeren Vergangenheit sind es zunehmend auch die Patienten. Beim Regiomed-Klinikverbund haben der einstige Geschäftsführer Joachim Bovelet und ein Aufsichtsrat, der sich hat blenden lassen, den Karren noch zusätzlich in den Dreck gefahren. Die finanziellen Konsequenzen sind immer noch auszubaden. Davon abgesehen hat aber das Versagen der „großen Politik“ an der aktuellen Misere den maßgeblichen Anteil. Vor dem Hintergrund, dass eine große Reform des Gesundheitssystems allem Vernehmen nach auch von der aktuellen Regierung nicht angegangen wird, bleibt den regionalen Gremien, und damit uns allen, nur die Möglichkeit, zumindest die finanziellen Defizite zu kompensieren. Dies lässt sich, wenn auch mit großen Bauchschmerzen, hoffentlich noch verschmerzen. Viel schwerer wiegt aber der im Kreistag zum Ausdruck gekommene Eindruck mangelnden Vertrauens in die regionale medizinische Versorgung. Wenn es nicht gelingt, dies schnell zu ändern, dann beantwortet sich die Frage nach dem Plan B ganz einfach und schnell: Der Laden wird dichtgemacht oder verkauft.
Gute Nachrichten gibt es hingegen beim Thema Klimaschutz im Landkreis. Offensichtlich hat es hier auch beim Landkreischef in diesem Jahr einen glaubhaften Sinneswandel in nahezu söderscher Dimension gegeben. Umso erfreulicher ist es, dass sich fast der gesamte Kreistag bei diesem Thema nun auf der grünen Überholspur befindet. Und es wird sicher auch noch den ein oder anderen Skeptiker überzeugen, wenn er merkt, dass die Vorteile und die Wertschöpfung aus erneuerbaren Energien in der Region bleiben.
Von Stefan Lommatzsch stefan.lommatzsch@obermain.de