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LICHTENFELS

Marktplatz 10: Kalkulierte Kosten steigen deutlich

Dieses Fachwerk stammt aus dem 17. Jahrhundert, erklärt Stadtbaumeister Gerhard Pülz. Foto: Markus Drossel

Rund 7,9 Millionen Euro Zuschüsse für den Umbau des Anwesens Marktplatz 10 sind schon in trockenen Tüchern. Darüber informierte Stadtbaumeister Gerhard Pülz die Stadträte in der jüngsten Sitzung. Insgesamt erhofft sich die Stadt eine Fördersumme von etwas mehr als 8,1 Millionen Euro, womit bei der Kreisstadt Kosten von rund 3,85 Millionen Euro verbleiben würden.

Im Vorfeld der Sitzung im Saal des Rathauses II hatten sich die Stadträtinnen und Stadträte die Baustelle vor Ort ansehen können. Danach gingen zunächst der Stadtbaumeister und später der Leiter des Hochbauamts, Christian Vogel, ins Detail. Ungewöhnlich sei, so Pülz, dass man zwei Kostenberechnungen haben müsse, eine in 2021 und eine in 2022. „Erst war Corona, dann kam der Krieg“, führte er aus. „Kostentechnisch stand das Projekt also zu Beginn unter einem schlechten Stern.“

Im Jahr 2021 gingen die Planer noch von rund 10,5 Millionen Euro aus

Ein Dach für den Dachstuhl: Dadurch kann auch bei Regen gearbeitet werden. Foto: Markus Drossel

So habe man sich, in Abspreche mit der Regierung von Oberfranken, entschieden, die Kostenplanung fortzuschreiben, bis in den Herbst vorigen Jahres hinein. „Die Zahlen sind somit taufrisch.“ Leider aber sind die prognostizierten Kosten gestiegen. Waren die Planer in 2021 noch von 10,42 Millionen Euro ausgegangen, so dürften es nach aktueller Kalkulation 11,96 Millionen werden. „Die Genauigkeit der Kostenberechnung beträgt plus minus 20 Prozent“, fügte Gerhard Pülz an. Will meinen: Wenn es blöd für die Stadt läuft, kommen noch einmal 2,4 Millionen Euro obendrauf.

Im Architektenbüro auf der Baustelle wirft Diplom-Ingenieur Christian Vogel, der Leiter der städtischen Hochbauabteilung, einen Blick auf die Pläne. Foto: Markus Drossel

Wie gut, dass Städtebauförderung (6,36 Millionen) und Oberfrankenstiftung (1,5 Millionen Euro) schon ihre Zuschüsse bewilligt haben. Da der Bau, in den Anfang 2025 die Stadtbücherei einziehen wird, mit Wärmepumpen regenerativ beheizt wird, ist zudem ein Bafa-Förderantrag in Vorbereitung (150.000 Euro). Über die Bibliotheksförderung sollen weitere 100.000 Euro an Fördergeldern fließen. Macht summa summarum 8.105.800 Euro. „Dank intensiver Gespräche konnten wir viele Fördergelder an Land ziehen. Darüber können wir uns glücklich schätzen“, so Pülz.

„Kostentechnisch stand das Projekt zu Beginn unter einem schlechten Stern.“
Gerhard Pülz, Stadtbaumeister
An dieser Stelle wird Citymanager Steffen Hofmann ab Anfang 2025 sein Büro haben. Foto: Markus Drossel

Während die Abbrucharbeiten (Differenz: 180.000 Euro), die Zimmererarbeiten Altbau (-282.302,38 Euro) und Neubau (-135,343,77 Euro) laut Beauftragung preiswerter werden dürften als kalkuliert, schlägt der Rohbau mit einem Plus von 475.022 Euro zu Buche. Die bisher beauftragten Baugewerke konnten aber alles in allem fast 146.000 Euro günstiger vergeben werden.

„Die innovativste Bibliothek in Bayern“

Gerhard Pülz warnte aber vor zu frühem Optimismus: „Viele Gewerke stehen noch aus. Wir werden sehen, was am Ende herauskommt.“ Eines ist für ihn heute noch sicher: „Wir erhalten die innovativste Bibliothek in Bayern.“ Und dafür sei die ganze Bauverwaltung mit Herzblut dabei.

Christian Vogel, der Leiter des städtischen Hochbauamts, hatte etliche Bilder von den bereits ausgeführten Bauarbeiten dabei. So seien die Horizontalanker in der bestehenden Betonpfahlwand Richtung Stadtschloss gesetzt, die Arbeitsplattform wieder zurückgebaut und die Erde davon teilweise zwischengelagert, um sie dann für die zum Stadtschloss ansteigende Freitreppe wiederzuverwenden. Auch die Aufzugsunterfahrt ist ausgebaggert. Ein Notdach über Sparren und Dachbalken ermögliche auch das Arbeiten bei schlechter Witterung. Schadhafte Hölzer des Gebälks würden ausgetauscht oder Teilstücke ersetzt. Anfang April soll die Bodenplatte für den Neubau betoniert werden, Ende August die Dachdeckerarbeiten im Altbau abgeschlossen sein. Für Winter sind die Ausbauarbeiten wie Lüftung, Heizung und Sanitäranlagen angedacht. Bezugsfertig soll das Gebäude Anfang des Jahres 2025 sein.

Tonnenweise Stahl für den Neubau. Foto: Markus Drossel

„Ich danke der Stadtverwaltung und ganz besonders dem Bauamt, die dieses Jahrhundertprojekt in unserer Stadt auf eine sehr gute Weise begleiten“, lobte Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Es ist schon ein Wahnsinn, was da geleistet wird.“ Dieser Bau werde die Innenstadt nachhaltig prägen. Hügerich erinnerte daran, dass schon zu Zeiten von Bürgermeisterin Dr. Bianca Fischer mit dem Kauf des Gebäudes die Weichen gestellt wurden. „Ohne sie und den damaligen Stadtrat hätte es die heutige Chance nicht gegeben.“

Heike Kunzelmann (AfD): Wer früh ausschreibt, der spart viel Geld

„Die kalkulierten Kosten liegen 1,5 Millionen Euro höher, mit der Aussicht, um weitere 20 Prozent höher zu werden: Für einen Bau, der schön ist, ist das nicht so schön“, merkte Heike Kunzelmann (AfD) an. Es stelle sich die Frage, wo man sparen könne. Bei einem Gespräch mit einer Fachfrau der Regierung von Oberfranken sie ihr gesagt worden, dass sich durch frühzeitiges Ausschreiben der Gewerke viel sparen lasse. „Wen man rechtzeitig ausschreibt und vorausschauend denkt, hat der ein oder andere Handwerker mehr die Chance, ein Angebot abzugeben, weil die Auftragsbücher noch nicht ganz so voll sind.“

Die prognostizierten Projektkosten

Laut Kostenberechnung 2022 sind veranschlagt:

• vorbereitende Maßnahmen (u. a. Kanäle, Erschließung): 17.249,85 Euro (Prognose in 2021: 35.194,25 Euro)

• Bauwerk – Baukonstruktionen (Rohbau, Zimmererarbeiten): 5.646.013,99 Euro (Kalkulation in 2021: 4.893.275,18 Euro)

• Bauwerk – Technische Anlagen (Elektrik, Heizung, Aufzug): 2.263.406,00 Euro (in 2021: 1.985.227,35 Euro)

• Außenanlagen und Freiflächen (Freitreppe, Dachgarten für Urban Gardening): 717,290,09 Euro (in 2021: 624.767,30 Euro)

• Ausstattung (Möblierung der Bücherei): 546.491,60 Euro (in 2021: 476.000,00 Euro

• Baunebenkosten (Planung und Gutachten): 2.766.566,71 Euro (in 2021: 2.412.696,19 Euro)

• Gesamtkosten: 11.957.018,24 Euro (in 2021: 10.427.160,27 Euro)

Im Stadtrat kurz notiert

• Die Stadtratssitzung begann mit einer Schweigeminute, an der sich alle Stadträtinnen und Stadträte beteiligten. „Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, weil sich in Lichtenfels ein nicht zu glaubendes Verbrechen ereignet hat“, sagte Bürgermeister Andreas Hügerich tief bewegt. Die Gedanken seien bei den Angehörigen der Frau, die durch das Gewaltverbrechen zu Tode kam.

• In seiner jüngsten nichtöffentlichen Sitzung hat der Stadtrat den zweiten Teil der Zimmererarbeiten für den Neubau der Stadtbücherei (Marktplatz 10) vergeben. Der Angebotspreis betrug 896.603,41 Euro.

• Die Fraktion von Vorsitzendem Dr. Christopher Bogdahn hat sich in „Freie Wähler Lichtenfels“ umbenannt (vormals Freie Wähler/Freie Bürger Lichtenfels).

•„Danke für die Schubkarrenschieber“: Gerhard Lutz, der Ortssprecher von Trieb, freut sich über die schönen Flechtfiguren, die seit kurzem in seinem Dorf stehen. „Die kommen sehr gut an.“ In diesem Zusammenhang lobte Philip Bogdahn (SPD), dass die Flechtinstallation „Große Fische, kleine Fische“ sich am Merania-Hallenbad sehr gut machten.

 

Von Markus Drossel

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