Viele von Ihnen dürften dieses Fangspiel aus Kindertagen noch kennen und den damit verbundenen zentralen Satz: Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Die Antwort lautete damals: niemand. Sind wir ehrlich, heute müsste sie anders lauten: etliche. Mehrmals die Woche erreichen uns in der Redaktion Mails und Aussagen, die genau das stützen: Deutschland, das sich gerne fortschrittlich, weltoffen und tolerant präsentiert, wandelt sich. Nicht zum besseren.
Schutzsuchende sind längst nicht überall willkommen
Auslöser der zunehmenden Fremdenphobie sind die Geflüchteten, die zu uns kommen. Die Mehrzahl von ihnen flieht vor Krieg, Tod, Gewalt, Verfolgung oder Hunger. Nachvollziehbare Gründe also. Sie hoffen auf ein besseres Leben, nehmen hohe, teils lebensgefährdende Risiken auf sich, um in anderen Ländern Schutz zu finden. Doch willkommen sind sie längst nicht überall, auch nicht bei uns in Deutschland. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes „der schwarze Mann“, vor dem sich einige und augenscheinlich immer mehr in diesem Land fürchten. Es ist die Angst vor fremden Leuten, vor fremden Kulturen, vor anderen Wertevorstellungen. Hier gilt nicht selten das Sankt-Florians-Prinzip: Verschon' mein Haus/meinen Landkreis, quartiere diese Schutzsuchenden besser ganz weit weg ein. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Ist purer Egoismus einer der Gründe?
Und vielleicht spielt auch purer Egoismus mit: Den meisten Deutschen geht es gut, sie führen zumeist ein alles in allem sorgenfreies Leben – und das mit der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe à la Sankt Martin ist für manche(n) allenfalls am 11. November relevant.
Diese Sorgen vor dem Unbekannten sind ein exzellenter Nährboden für Rechtspolemiker und Rechtsextreme. Mittlerweile marschiert der rechtsradikale „III. Weg“ ganz selbstbewusst durch Lichtenfels und Bad Staffelstein. In Zapfendorf war Polizeischutz für die Gemeinderatssitzung nötig: Gemeinderätinnen und -räte wurden verbal heftig bedroht. In Scheßlitz wird offen gegen die in einem einstigen Discounter (!) untergebrachten Schutzsuchenden gehetzt. Traurig und beschämend!
Ebenso wenig, wie man „die Deutschen“ über einen Kamm scheren sollte, sollten wir den Geflüchteten von vorne herein einen Stempel aufdrücken. Sie per se als kriminell oder gefährlich zu brandmarken, ist menschenverachtend. Schwarze Schafe gibt es überall, auch unter Geflüchteten – und natürlich sind geltende Gesetze einzuhalten und Zuwiderhandlungen zu ahnden, keine Frage. Doch es sind weniger die Geflüchteten, sondern ist die hässliche Fratze des Rechtspopulismus und Fremdenhasses, die mir dieser Tage große Sorgen bereitet.
Gemeinsam gegen Hass und Hetze vorgehen
Die Hoffnung, dass es weiterhin eine Minderheit ist, die so denkt, habe ich nicht aufgegeben. Lassen Sie uns alle diesem Hass und dieser Hetze entschieden entgegentreten und den rechtsorientierten Brandstiftern entschieden die Stirn bieten!
Von Markus Drossel markus.drossel@obermain.de