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LICHTENFELS

Lichtenfels: Lautstarkes Zeichen gegen Rechts

Lichtenfels: Lautstarkes Zeichen gegen Rechts
Auch "Lichtenfels ist bunt" zeigt der AfD erneut die rote Karte. Foto: Markus Häggberg

Vielleicht wird man sich den Namen Felix Schober merken müssen. Der Bamberger Student der Musikpädagogik zeichnete erstmalig überhaupt für eine Protestaktion auf dem Marktplatz verantwortlich. Eine Stunde lang kam es so am Samstagvormittag zu einer Demonstration gegen eine schon tradierte lokale AfD-Kundgebung zur derzeitigen Corona-Krise.

Klarer Punktsieg für „ Demo für Vernunft und Solidarität“

Was den Besucherandrang anbelangte, war das ein klarer Punktsieg für die aus weiten Teilen der „Antifa“ formierten Demonstranten. Impressionen von einer Veranstaltung mit zwei Parteien und einer Polizei, die Grenzlinien zog.

Lichtenfels: Lautstarkes Zeichen gegen Rechts
Felix Schober initiierte eine Gegendemo und trat als Redner auf. Gut möglich, dass sich das bei entsprechendem Anlass wiederholen könnte. Foto: Markus Häggberg

Felix Schober hatte zu tun. Schon geraume Zeit vorher. Insgesamt drei Tage lang war er planerisch damit beschäftigt, Menschen, Ort und Zeit für ein Ziel zu verschmelzen. Jenes, der AfD ab Punkt 10 Uhr nicht den Marktplatz allein zu überlassen.

„Wir haben beiden Seiten klargemacht: Da gibt es

eine Zone, die gehört uns!““

Jürgen Hagel, Polizeihauptkommissar
Lichtenfels: Lautstarkes Zeichen gegen Rechts
Klare Aussage. Foto: Markus Häggberg

Doch während die AfD ihren Stand am Floriansbrunnen merklich vor 10 Uhr einrichtete, formierten sich die rund 70 Gegendemonstranten endgültig auf in Abstand zueinander haltende eintrudelnde Weise erst ab 9.45 Uhr. Einem der Redaktion vorliegenden E-Mail zufolge mag das Methode gehabt haben, weil man der polizeilichen Sorge begegnen wollte, es könne zu „größeren Gruppenbildungen“ kommen. Und damit zu unnötigen Diskussionen über die Grenzen des Erlaubten. So standen sich die Gruppierungen gegenüber. Hier die Anhänger der AfD mit Plakaten wie „Seuche oder Wirtschaftskrieg?“ und „Für die Zukunft unserer Kinder“, dort die ebenfalls angemeldete „Demo für Vernunft und Solidarität“. Dazwischen ein Niemandslandstreifen von 30 Metern Breite.

Auf ihm war auch Polizeihauptkommissar Jürgen Hagel zu finden. Der Mann sah sich um, zeigte sich für Fragesteller ansprechbar, tauschte sich mit Kollegen aus und wirkte freundlich-resolut. „Wir haben beiden Seiten klargemacht: Da gibt es eine Zone, die gehört uns!“ Mit ernstlich Konfrontation rechnete Hagel eher nicht, Präsenz zeigte man aber doch. Fünf Polizeiautos waren vor Ort, zeitweise standen zwei bis drei von ihnen auch wie abgrenzend zwischen den Lagern.

Nach Antifa-Manier mit kämpferischer Attitüde

Lichtenfels: Lautstarkes Zeichen gegen Rechts
Viele Demonstranten formierte sich aus der „Antifa“. Foto: Markus Häggberg

Während man sich auf AfD-Seite nicht weiter um die Angerückten zu kümmern schien und seine Redner ins Feld schickte, verhielt es sich auf Seiten der Gegendemonstranten naturgemäß anders. Man war gekommen, um zu übertönen, um Aufmerksamkeit von den anderen abzuziehen, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Aber das geschieht in Antifa-Manier neben guten Worten und guten Argumenten eben auch mit der üblichen kämpferischen Attitüde und einem aus Lautsprechern kommenden typischen Liedgut, irgendwo zwischen der Internationalen und der Ankündigung, dem rechten oder für rechts gehaltenen Gegner eben auch in die Fresse zu schlagen.

Was die Blöcke aber am deutlichsten unterschied: Auf Seiten der AfD trug niemand Maske, auf Seite der Gegendemonstranten jeder.

Alternativmedien verdunkeln statt aufzuklären

Lichtenfels: Lautstarkes Zeichen gegen Rechts
Auch die AfD hielt sich zugute, argumentativ gesattelt zu sein. Auch sie führte unter anderem ins Feld, im Interesse der Kinder und der Zukunft zu einzustehen. Foto: Markus Häggberg

Doch worum ging es Schober? In seinem Redebeitrag nahm er die von der AfD genutzten Nachrichtenportale aufs Korn und hielt der Alternative für Deutschland vor, dass ihre Alternativmedien wenig zur Erhellung der Corona-Lage taugen. Vor allem aber wies er darauf hin, dass ein Betreiber der genutzten Nachrichten-Seiten „Anonymus.Kollektiv und Anonymus News“ ein bekannter verurteilter Rechtsextremist ist und sogar einen Onlineshop für illegale Waffenverkäufe betreibt. In Richtung AfD gewandt sprach Schober zu alledem durchaus pointiert: „Ich weiß nicht mal, was ich schlimmer fände – wenn ihr davon gewusst habt oder wenn nicht.“

Die ablehnende Haltung der AfD zu Maskenpflicht oder einem kommenden Impfstoff prangerte er an und verwies auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die klar darlegen würden, wie wichtig es ist, dem Virus zu begegnen. Dem AfD-Slogan „Lasst euch nicht von den Systemmedien volksverdummen“ hielt er entgegen: „Es scheint mir, als wolltet ihr den Part ganz alleine übernehmen.“

Zum Wert der Gesundheit gegenüber wirtschaftlichen Fragen bekannt

Lichtenfels: Lautstarkes Zeichen gegen Rechts
Omas gegen Rechts - ein auch schon bekanntes Motiv auf Lichtenfelser Demos. Foto: Markus Häggberg

Es sollten sich weitere Redner zu Wort melden, unter ihnen auch der einstige Dritte Bürgermeister Bernhard Christoph sowie zwei Lichtenfelser Kleinunternehmer, die sich zu Maskenpflicht und dem Wert der Gesundheit gegenüber wirtschaftlichen Fragen bekannten. In Richtung des AfD-Stands formulierte sich das so: „Ihr seid eine Wohlstandsgesellschaft, die eine echte Einschränkung nicht mehr kennt.“

Zu Zwischenfällen auf dem Markktplatz kam es nicht, es blieb friedlich. Und Felix Schober? Der Mittzwanziger mit Wollmütze und Parka hält es nicht für ausgeschlossen, dereinst mal wieder eine derartige Gegendemo zu initiieren. Er weiß ja jetzt, wie es geht, kennt die dazu einzuhaltenden Regularien. „Als die AfD ihre Demo angemeldet hatte (…) musste bei uns alles schnell auf schnell gehen, wir hatten nur 48 Stunden bis zur Anmeldung (beim Landratsamt).“

Lichtenfels: Lautstarkes Zeichen gegen Rechts
Ein Niemandslandstreifen von 30 Metern Breite. Dafür garantierte die Polizei. Foto: Markus Häggberg
Lichtenfels: Lautstarkes Zeichen gegen Rechts
Der Mann, der hier den Lautsprecher in Richtung AfD ausrichtet, ist durch die weiße Armbinde als "Ordner" auszumachen. Dass es derlei bedarf, zählt nun zu den Erfahrungswerten des Initiators Felix Schober. Foto: Markus Häggberg

Von Markus Häggberg

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