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BURKHEIM / LICHTENFELS

Lichtenfels: Gegenwind für Projekte auf dem Jura

Lichtenfels: Gegenwind für Projekte auf dem Jura
180 bis 200 Bürger verfolgten interessiert den Ausführungen. Foto: Johannes Opel

Für Protest sorgt das geplante Windkraftprojekt „93 Isling-Nord.“ Zu einer Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative (BI) „Gegenwind für Windkraft am Obermain“ in der Gastwirtschaft Fiedler in Burkheim kamen rund 200 Bürger aus den betroffenen Ortschaften und dem Landkreis, heißt es in einer Pressemitteilung der BI.

BI-Vorsitzender Heiko Betz erläuterte das Vorhaben „93 Isling-Nord“. Anhand des Regionalplans Oberfranken-West erörterte er die Position und die Höhenlage erörtert. Die geplanten Windräder wären etwa 70 bis 120 Meter höher als das Plateau des Kordigast und sogar noch in Trieb und Woffendorf sichtbar, meinte er. Bisher seien weder Auswirkungen auf Umwelt, Artenschutz, Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, noch vorhandene Bodendenkmäler untersucht worden, die ein möglicher Bau negativ beeinflussen könnte.

Eine generelle Analyse der Umweltauswirkungen ergebe, dass durch Windräder teilweise enorme Schäden im In- und Ausland verursacht würden. So werde das Gas Schwefelhexafluorid (SF6) in den Schaltschränken verwendetet und für den Bau der Rotoren ein Verbundwertstoff verwendet, der nach dem aktuellen Stand noch nicht recycelt werden könne, so Betz. Die Generatoren benötigen mehrere Tonnen Neodym, das teils unter menschenunwürdigen Bedingungen im Tagebau in China abgebaut werde. Hierbei könnten radioaktive Staubwolken entstehen, die die Vegetation und das Leben innerhalb mehrerer hundert Quadratkilometer vollständig zerstören.

Für das fast 5200 Tonnen schwere Fundament eines solchen Windrads müsse der Wald im betroffenen Bereichs gerodet werden und die Herstellung des benötigten Betons verursacht einen CO2-Ausstoß von 600 Tonnen. „Ob die Errichtung von Windrädern vor allem in vollbewaldeten Gebieten in der heutigen Zeit vertretbar ist, bleibt somit äußerst fraglich“, meinte Betz.

„Nur 21,5 Prozent Auslastung“

Die Wirtschaftlichkeit der 260 Meter hohen Windräder sei in der Region viel geringer als von den Verantwortlichen erhofft. Laut einer Analyse der „Neuen Zürcher Zeitung“ von 18.000 deutschen Anlangen mittels stündlicher Wetterdaten aus zehn Jahren betrage der süddeutsche Schnitt etwa 25 Prozent, in norddeutschen Küstenregionen liege er bei etwa 83 Prozent. Für „93 Isling-Nord“ läge er bei rund 17 bis 21,5 Prozent, also weit unter der wirtschaftlichen Grenze, erläuterte der BI-Vorsitzende. Bedenklich sei zudem, dass von den rund 1140 Windrädern in Bayern allein über 850 in Franken errichtet sind.

Sorge wegen Infraschall

Als gesundheitliche Bedenken führte er die möglichen Auswirkungen von Infraschall auf Menschen an, die zu Bluthochdruck, Schlafstörungen, Depressionen, bis zu Panikattacken führen könnten. „Dies führt zu einer massiven Beeinträchtigung des Lebens“, betonte Betz. Der sogenannte Disco-Effekt, der eintrete, wenn ein Rotor den Ständer des Windrads passiert und den Luftstrom abbreche, so dass ein periodisch wiederkehrendes Geräusch entsteht, wäre noch in Altenkunstadt und Hochstadt wahrnehmbar.

Lichtenfels: Gegenwind für Projekte auf dem Jura
Referent Heiko Betz informierte die Versammlung über Planungen und gab seine Einschätzungen ab. Foto: Johannes Opel

An der Außenkante der Rotoren herrsche eine Geschwindigkeit von bis zu 265 Stundenkilometer, was eine tödliche Gefahr für Vögel darstelle, da sich die Rotorhöhe mit deren Flughöhe decke. Durch die Rotation könnten auch geräuschverursachende Verwirbelungen entstehen. Diese könnten zu einer dauerhaften Belästigung der Anwohner führen und langfristige Erkrankungen verursachen. Das hochfrequente Piepsen der Generatoren, Spannungswandler und Belüftung stelle auch für Wildtiere einen großen Schrecken dar.

Ein im Publikum sitzender Physiotherapeuten ergänzte, dass er einen Anstieg von gesundheitlichen Problemen bei Personen, die in der Nähe von Windkraftanlagen leben, wahrnehme. Diese sind mitunter sogar häufiger von Krebs betroffen.

Fehlende Grundlast und Steuerung

In der Diskussion wurde der Ausbau der erneuerbaren Energien und das Problem der fehlenden Grundlast oder Steuerbarkeit von regenerativen Energien behandelt. Beim Vergleich des CO2-Ausstoß pro kWh mit dem Ausland schneide Deutschland sehr schlecht ab, meinte ein Teilnehmer. Dementsprechend wurden mögliche Alternativen zur zukünftigen Energieversorgung erläutert.

Zur Vergütung für die Verpächter von Flächen wurde argumentiert, dass sich der Pachtzins auf den Nettoreinerlös der Stromerzeugung bezieht und somit wesentlich geringer ausfallen könne, sollte es zu teuren Reparaturen oder Schäden am Windrad kommen. Zudem trage der Verpächter in ungünstigen Fällen ein Restrisiko für den Rückbau der Anlage, etwa beim Konkurs des Betreibers. (red)

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