Ein Gebäude wartet auf ein neues Leben. Über 60 Jahre lang gab es hier Bücher, Landkarten oder Stifte. Wissen war hier zu Hause, Neugier zog die Menschen in die Laurenzistraße 2.
Dieser Geist des Hauses soll erhalten bleiben. Der neue Eigentümer ist Frank Herzog, der seinen Antrieb erklärt: „Wir wollen Bildung in jedem Alter mitten in der Stadt unterstützen. Die Menschen sollen zueinander finden und miteinander um Lösungen ringen.“ Ab 4. Oktober ziehen hier die Hochschule Coburg, die Machbar als Werkstatt für jedermann und der Wirtschaftsverband sowie der Zweckverband des FADZ (Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien) ein.
Alexander Koch vertritt den Bauherrn und führt durch das Gebäude. „Wir wollten möglichst viel erhalten und wiederverwenden“, sagt er und steht im Eingangsbereich auf dem alten Boden. Die Kacheln, vor denen früher ein Handwaschbecken hing, gibt es noch – sie sind übergestrichen. Auch die Fenster sind geblieben und das Geländer an der Treppe zum ersten Stock. „Nur die sicherheitsrelevanten Dinge wie Elektrik oder Aufzug sind neu“, so Koch. Auch die Raumaufteilung auf den vier Ebenen ist geblieben wie sie war.

Machbar sollte viele Möglichkeiten für viele Lösungen bieten
Was dort künftig passieren soll, haben sich Ehrenamtliche ausgedacht. Wenigstens zwei Dutzend Menschen haben ihre Köpfe zusammen gesteckt und diskutiert. Die Machbar sollte viele Möglichkeiten für viele Lösungen bieten. Also planten sie eine Holz-, Metall- und Elektrowerkstatt. 3-D-Drucker werden ihren Platz haben und als Mittelpunkt des Miteinanders das digitale Klassenzimmer entstehen.
„Die Gruppe hat in vielen Stunden die Anforderungen festgelegt und das Gebäude entwickelt“, beschreibt Koch den Prozess der vergangenen drei Jahre. Oft fanden die Treffen bereits in genau diesem Gebäude statt. Ein paar Stühle wurden zusammengerutscht, ein paar Tischplatten auf Böcke gelegt, die Wände mit Papier voller Ideen beklebt. „Die Vielfalt der Menschen und die Vielfalt der Bedürfnisse abzubilden ist aufwändig – und war für jede und jeden einzelnen anstrengend, manchmal auch aufreibend. Doch diese Debatte, dieses Ringen aus vielen verschiedenen Perspektiven lohnt sich“, sagt Herzog.
All die Ideen verarbeitete Architekt Florian Kirfel dann zu einem Konzept, das gerade umgesetzt wird. Die Stützstruktur fällt dabei sofort ins Auge und zieht sich durch das gesamte Gebäude. Sie vereint Regale und Beleuchtung, Kabelführung und Netzwerk. „Alles ist aus unbehandelter Fichte“, sagt Koch. Auch die Türen, die erneuert werden mussten, sind in diesem Design.
Nachhaltigkeit und flexible Nutzung sollen im Gebäude schon zeigen, worum es später geht: Reparieren statt wegwerfen, Raum für Neues haben und gemeinsam in Bewegung bleiben.

Platz für Vorträge und Diskussionen
Alexander Koch steht inzwischen im zweiten Stock. Im digitalen Klassenzimmer lässt sich fast alles an einem Ort erklären. Licht, Strom und Daten kommen aus der Decke – die Kabelbrücken sind Teil der Stützstruktur. In den Regalen am Rand haben Kisten im Euroformat Platz. Die Fläche ist für 30 Leute geplant. „Je nach Bedarf können hier Vorträge oder Diskussionsrunden stattfinden, können aus einzelnen Tischen kleine Inseln zusammengeschoben oder der Raum leer geräumt werden“, zeigt Koch die Flexibilität auf.
„Ich freue mich, dass wir einen Beitrag dazu leisten können, Lichtenfels lebendig zu gestalten. Im Zusammenklang mit der neuen Stadtbücherei am Marktplatz 10 und dem Archiv der Zukunft gibt es Räume der Begegnung, die Menschen mitten in die Stadt zieht und miteinander wirken lässt“, sagt Herzog. (red)
Laurenzistraße 2