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Landratswahl Lichtenfels: Meißner will dritte Amtszeit

Beim Paddeln auf dem Main mit dem SUP entspannt sich Christian Meißner vom Alltagsstress. Dabei genießt er die Zeit mit den Söhnen Benedikt und Sebastian. Foto: privat

Beim Stand-Up-Paddling auf dem Main vergisst Christian Meißner den Stress, den sein Beruf als Landrat mit sich bringt. Die rhythmische Bewegung und das lautlose Gleiten haben etwas Meditatives. Und vom Fluss aus sehe man den Landkreis aus einer anderen Perspektive, sagt er. Wenn dann noch die Söhne Benedikt und Sebastian dabei sind, bedeutet das für ihn Glück pur. Seit dem Tod seiner Frau Daniela im Juli 2022 ist er alleinerziehender Vater. Trotz der Doppelbelastung tritt er bei der Landratswahl am 8. Oktober für die CSU wieder an.

Oma hilft in der Dreier-WG

„Meine Söhne unterstützen mich und habe mir zugeraten, es zu machen“, betont der 53-jährige Jurist. Mit 15 und 13 Jahren seien sie schon recht selbstständig. „Ohne meine Mutter, meine Schwester und den Schwager, die mir großartig helfen, könnte ich unsere Dreier-WG aber nicht managen“, räumt er ein. „Landrat kann man nicht im Halbtagsjob oder im Home-Office sein.“ Außerdem gebe es wieder eine Frau in seinem Leben. Stefanie Mayr-Leidnecker kenne er schon seit der Gymnasialzeit. Natürlich habe er die Rechtsaufsicht über das Schulamt, das sie leitet, abgegeben.

Gerade kommt er vom Urlaub mit den Söhnen zurück: Campen an einem See in den Dolomiten und danach noch Sardinien. Trotz seiner Karriere ist Christian Meißner bodenständig geblieben. Er empfängt in Polohemd und Shorts. Im ersten Stock toben die Jungs – nach 14 Tagen WLAN-Entzug genießen sie es, wieder zu Hause zu sein.

Der Blick vom Wohnzimmer fällt durch eine Glasfront in den Garten: Bei der Renovierung des Gründerzeit-Hauses in der Kronacher Straße, schräg gegenüber des Landratsamts, haben Christian Meißner und seine Frau diesen modernen Akzent gesetzt. Modern auch ein offener Kamin und ein Stahlträger, wo die Zwischenwand entfernt wurde, um aus zwei kleinen Zimmern einen großzügigen Wohnraum zu schaffen. Ein heller Eichentisch mit Ledergarnitur, ein großes blaues Kuschelsofa und eine Hausbar in Form eines Motorrads – ein Geschenk seiner Frau – setzen ebenso Akzente wie ein abstraktes Gemälde und ein antiker Weichholzschrank.

„Vielleicht würde ich Lkw fahren wie als Student“, scherzt Meißner auf die Frage, was er machen würde, wenn er nicht Politiker geworden wäre. Als Sohn des Landratsfahrers ist er bereits als Kind mit der Politik in Berührung gekommen, aber als er nach dem Studium den damaligen Landrat Reinhard Leutner um seine Unterstützung bei der Landtagswahl bat, sei der erstaunt gewesen. Nicht lange überlegen musste Meißner allerdings, als nach dreizehn Jahren im Landtag ein Nachfolger für Leutner gesucht wurde. Und er hat diese Entscheidung keinen Tag bereut.

Auch wenn es die sechste Direktwahl in seiner 25-jährigen Laufbahn als Berufspolitiker ist und er sich 2017 trotz zweier Gegenkandidaten mit 66,1 Prozent der Stimmen durchsetzte, sorge er sich um die Wiederwahl. „Ich werde alles in die Waagschale werfen, um zu gewinnen, denn ich denke, dass ich es gut mache und noch eine Menge Ideen habe“, betont er.

Als wichtigste Leistungen seiner beiden Amtszeiten führt er an, bei dem von Reinhard Leutner initiierten Klinik-Neubau dafür gesorgt zu haben, dass die Schulden nicht durch die Decke gingen. Somit bleibe noch Luft für die dringend notwendige Sanierung der Schulen.

Die größte Enttäuschung seien die Erfahrungen mit Regiomed-Geschäftsführern, die ihre Verträge nicht erfüllten, gewesen. „Eigentlich haben wir das Klinikum an Regiomed abgegeben, damit wir Luft für andere Projekte haben, aber es kostet ungeheuer viel Energie, den Verband auf Kurs zu halten“, sagt der Landrat. Und als Aufsichtsrat ernte er Kritik, dürfe aber keine Interna der GmbH preisgeben.

Viel Freude mache ihm die Entwicklung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV), der mit dem Beitritt zum Verkehrsverbund Nürnberg ausgeweitet wurde. Das bedeute ein besseres Angebot und sei ein Beitrag zum Klimaschutz. Ein Erfolgsmodell, von dem der ganze Landkreis profitiere, sei die Obermain Therme, auch wenn nach 2016 erneut in die Saunalandschaft investiert werden müsse, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Als wichtigstes Zukunftsthema nennt Meißner den Klimaschutz, bei dem der Landkreis mit dem geplanten Regionalwerk auf einem guten Weg sei. Jetzt seien die Kommunen gefragt, es für Projekte zu nutzen. Wichtig sei ihm auch das Programm „Demokratie leben“, um den Einfluss von Populisten zurückzudrängen. „In der Regiomed-Gesellschafterversammlung sitze ich mit dem AfD-Landrat aus Sonneberg an einem Tisch – Vertreter einer in Thüringen offen verfassungsfeindlichen Partei“, gibt er zu bedenken. Auch die destruktive Politik der AfD-Kreisräte, die in einem Eklat bei der Jahresschlussitzung gipfelten, habe ihn entsetzt. „Beim nächsten Mal werde ich zu solchen Entgleisungen nicht schweigen“, betont er.

Die AfD habe weder Konzepte noch Argumente, sondern wolle offensichtlich die Demokratie zerstören: „Jeder Demokrat sollte sich dagegenstellen.“ Skandalös sei auch die Ausnutzung der Schwierigkeiten bei der Flüchtlingsunterbringung, um den Volkszorn zu schüren, wie in Schney beim Infoabend zu einer Sammelunterkunft erlebt. „In den Nachkriegsjahren musste Landrat Max Jüngling wegen der hohen Flüchtlingszahlen Zwangszuweisungen in Privathäuser anordnen“, gibt er zu bedenken.

„Vielleicht reden wir einfach zu wenig darüber, was funktioniert.“
Christian Meißner zur Bedeutung der Demokratie

„Vielleicht reden wir einfach zu wenig darüber, was funktioniert“, fragt sich der Landrat. Demokratie sei zwar mühsam, da vor jeder Entscheidung zahlreiche Gremien gehört werden müssen, doch sie sorge dafür, dass alle beteiligt werden und das Land funktioniere.

Sie sichere der AfD das Recht, im Kreistag zu Wort zu kommen, seien ihre Anträge auch unsinnig. Für sich und die CSU schließe er eine Zusammenarbeit zwar aus, doch würde die AfD etwas beantragen, das den Landkreis voranbringe, könnte er auch zustimmen. Allerdings würde er mit einem AfD-Vertreter kein Bier trinken gehen: „Das soll ja auch Spaß machen.“ Christian Meißner räumt ein, die Bedeutung des Klimaschutzes zu spät erkannt zu haben. Dafür setze er sich jetzt umso stärker dafür ein. Beim Regionalwerk und privat. So habe er eine Photovoltaikanlage auf seinem Carport installieren lassen, eine Blühwiese im Garten angesät und versuche, mit den Söhnen den Energieverbrauch zu reduzieren. Zeitweise habe er ein Elektroauto geleast, doch neben VW-Bus und Wohnmobil benötige er keinen weiteren Wagen. Dienstlich sei er mit einem Elektroauto unterwegs und sorge für eine schrittweise Umstellung der Flotte im Landratsamt.

Im Wahlkampf setze er neben seiner Arbeit auf den Besuch von Festen, um mit den Bürgern zu sprechen. Außerdem auf Infostände und die Sozialen Medien. Und als Gag gibt's Bierkopfkarten mit einer Karikatur des Kandidaten.

Christian Meißner

53 Jahre, verwitwet, zwei Söhne,

Diplom-Jurist.

1998 bis 2011 Landtagsabgeordneter.

Seit Dezember 2011 Landrat.

Ehrenämter: CSU-Kreisvorsitzender BRK-Kreisvorsitzender, Präsidiumsmitglied des bayerischen Landkreistags, Stiftungsrat der Koinor-Horst-Müller-Stiftung, Vorsitzender des Vereins zur Förderung Behinderter.

Hobbys: Sport (SUP, Laufen, Radfahren), Lesen: Thriller, etwa von Stephen King, historische Romane (gerne auf Englisch).

Christian Meißners Söhne Benedikt und Sebastian haben ihm ausdrücklich zugeraten, zum dritten Mal als Landrat zu kandidieren. Foto: privat
Naturerlebnis: Christian Meißner mit seinen Söhnen Benedikt und Sebastian beim Campingurlaub in Tirol. Foto: privat

Von Gerhard Herrmann

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