Der Obermain, in unserer Mundart „de öbe Maa“, spielt eine zentrale Rolle im hiesigen Landkreis. Betrachten wir den jungen Fluss, der mit seinem Namen vielerorts auftaucht: die Obermain-Therme in Bad Staffelstein, der Gottesgarten am Obermain und unsere Tageszeitung. Infolge der Gebietsreform der 1970-er Jahre fusionierten 1972 das Lichtenfelser Tagblatt und das Staffelsteiner Tagblatt zum Obermain-Tagblatt.
Die Maabrüggn verbindet Burgkunstadt und Altenkunstadt. Dieser verbindende Begriff der Brücke über den Main stand vor über 40 Jahren Pate für eine alternative Zeitung junger und engagierter Leute aus beiden Orten.
Zwei Quellflüsse
Seinen Ursprung hat der längste Nebenfluss des Rheins in zwei Quellflüssen: 41 Kilometer lang ist der Weiße Main, der im Fichtelgebirge entspringt, 73 Kilometer der Rote Main mit seinem Quellgebiet in der Fränkischen Alb. Bei Kulmbach vereinigen sich beide zum Main. Zwischen Mainroth und Maineck beginnt der Main seinen zirka 35 Kilometer langen Weg durch den Landkreis Lichtenfels.
Mit Mainklein kommt ein weiterer Ortsname, der seinen Namen trägt, hinzu. Neuses, Horb und Hochstadt tragen den Zusatz „am Main“ in ihren Ortsnamen.
In einem breiten Bett bahnt sich der noch junge Main seinen Weg an den beiden Kunstädten vorbei und verabschiedet sich hinter Unterbrunn in den Landkreis Bamberg. Der nördlichste Verlauf des Mains liegt in unmittelbarer Nähe der Schwürbitzer Mainbrücke.
Lebensader Frankens
Von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein bei Mainz durchzieht der Main, die „Lebensader Frankens“, in 525 Kilometer die Landschaften als „Maa“ in Oberfranken und als „Mee“ in Unterfranken.
Zahlreiche Geschichten berichten vom Main. Bekannt ist die Erzählung von den Querkela, die den Staffelberg für immer verlassen haben. Dabei sollen sie den Main bei Unnersdorf, Nedensdorf oder Wiesen mithilfe des Fährmanns überquert haben. Schon im Spätmittelalter transportierten die Fähren auf dem Main ganze Fuhrwerke. Sechs Fähr-Verbindungen gibt es heute noch in Unterfranken.
Holzbrücke ersetzt Fährmann
Am Obermain hatte es lange Zeit nur Furten gegeben. Eine zwischen Staffelstein und Unnersdorf; dort lebte ein Fährmann. Ferche nannte man den Übergang. 1816 wurde eine feste Holzbrücke gebaut, um 1900 durch eine Gitterbrücke abgelöst. 1936 kam eine neue Betonbrücke, die nach nur neun Jahren kurz vor Kriegsende sinnlos gesprengt wurde. Die heutige Mainbrücke besteht seit 1975. Seit fast 30 Jahren finden wir im Staffelsteiner Land nur noch Hobby-Fährleute, die für Wanderer und Touristen oder zur Unterhaltung bei Dorffesten mit ihrem Kahn über den Main ziehen.
Einst 150 Berufsfischer
Der Main in der Geschichte trug zum Lebensunterhalt bei. Über Jahrhunderte sicherte der Main den Fischern in den umliegenden Ortschaften ihren Broterwerb. Seit dem frühen 14. Jahrhundert sind Nachrichten von Mainfischern überliefert, zunächst aus Michelau und Unterwallenstadt. Mit der Zeit kristallisierten sich regelrechte „Fischerdörfer“ heraus. Unter den 150 Berufsfischern zwischen Maineck und Unterbrunn hatte man in den Jahren 1576/77 mit 19 Personen die meisten in Schönbrunn registriert.
Der Familienname Fischer zählt zu den verbreitetsten in der heimischen Region. Immer noch gibt es die Angler- und Fischerschule Obermain.
Im 21. Jahrhundert wird der Main vor allem touristisch genutzt. Gemütlich schlängelt sich der Fluss durch die Landschaft. Hier flitzen keine Motorboote vorbei. Wer sich auf dem Main fortbewegen will, nimmt das Paddel selbst in die Hand. Es gibt einen Kanuwanderweg. Der Abschnitt zwischen Hochstadt am Main und Bamberg bietet ideale Bedingungen, die Strömung ist gering und die Einstiege sind flach. 19 Ein- und Ausstiegsstellen ermöglichen unterschiedlich lange Touren. Für Familien oder Freizeitsportler empfiehlt sich eine Strecke von bis zu 25 Kilometern pro Tag.
Auch Hobbyflößer sind auf dem Maa zu finden. Von Anfang Mai bis Ende Oktober fährt zum Beispiel ein Floß vom Lichtenfelser Ortsteil Schney aus über den naturbelassenen Main. 2012 formierte sich die Flößergemeinschaft Schwürbitz und belebte die alte Tradition neu. Schwürbitz spielte, wie auch die umliegenden Orte, in früheren Zeiten eine bedeutende Rolle bei der Flößerei.

Über 50 Jahre Main-Wanderweg
Am Main entlang gibt es weitere Attraktionen. Am bekanntesten ist der Fernwanderweg, durch ein blaues „M“ auf weißem Grund gekennzeichnet. Der Main-Wanderweg existiert seit über 50 Jahren auf 490 Kilometern von der Quelle des Weißen Mains bis zur Mainmündung bei Mainz. Er wurde 1972 eröffnet und erschließt landschaftlich reizvolle Wandergebiete: das Fichtelgebirge, die Fränkische Schweiz, die Haßberge, den Steigerwald, den Spessart und den Odenwald.
Ein besonders für Familien geeigneter kurzer Main-Wanderweg am heimischen Obermain wurde vor acht Jahren bei Unterbrunn eröffnet. Der Maingezwitscher-Pfad ist 3,2 Kilometer lang.
Ältere Bürger erinnern sich gerne an das Freibad in der Mainbucht am Altenkunstadter Ortsrand. Bis in die 1960-er Jahre hinein suchten Hunderte an heißen Sommertagen hier Abkühlung. Viele Kinder lernten früher im Main das Schwimmen.
Wenn er zum Teufelsschwanz wird
Einwohner am Obermain kennen einen alten Spruch aus dem 17. Jahrhundert: „Vierzehnheiligen, Fünfzehnbanz und in der Mitt´ der Teufelsschwanz!“ Mit einem unberechenbaren Teufelsschwanz hatten die Altvorderen den Main verglichen, dessen Hochwasser-Gewalt man hilflos ausgeliefert war.
Seit 1275 existieren aus allen Jahrhunderten Ausschläge des „Flussschwanzes.“ So fuhren nach einer Notiz aus dem Kloster Banz am 31. Dezember 1673 die Fischer aus Hausen mit ihren Booten um die Kronen des Reundorfer Eichenwäldchens herum.
Im 18. Jahrhundert hatte der Main eine ungebremste natürliche Dynamik. Er mäanderte und veränderte durch Hochwasser-Fluten seinen Lauf oftmals.
Eine alte Karte aus dem Jahr 1730 zeigt, wie der Fluss sich innerhalb der Schleife von Kösten in mehrere Arme verzweigte und einzelne Inseln entstehen ließ. Sie sind heute verschwunden – der Gesamtverlauf des Mains hat sich mit dem Durchstich der Flussschleife 1933/34 erheblich verändert.
Eisenbahnbau veränderte Main
Mit dem Eisenbahnbau gab es größere Korrekturen: Fluss-Schlingen wurden durchstoßen, so zum Beispiel 1842 die Oberwallenstadter Fluss-Schlinge. Die Hochwasser-Maßnahmen und Flusskorrekturen waren wenig erfolgreich. Die Bauern im Maintal waren immer wieder zahlreichen Überschwemmungen ausgesetzt und mussten Sand- und Kiesablagerungen auf ihren Feldern hinnehmen. Mittlerweile lassen Flutmulden und MainRenaturierung den „Teufelsschwanz“ nicht mehr so wild ausschlagen. Dieser Hochwasser-schutz kommt Tier- und Pflanzenarten zugute und bringt Pluspunkte für den Tourismus. Der Kiesabbau hat das Gesicht der Flusslandschaft einschneidend verändert.

Schlimmste Katastrophe
Während des Ersten Weltkriegs sorgten mehrere Hochwasser für eine deprimierende Stimmung bei vielen Talbewohnern. Die schlimmste Hochwasser-Katastrophe seit Menschengedenken ereignete sich am Obermain vor über 55 Jahren. Die Flut kam in der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember 1967. In Schwürbitz stieg der Mainpegel am 24. Dezember von 1,50 auf 4,90 Meter. Die Verluste durch das Hochwasser wurden aufüber 50 Millionen Mark beziffert.
A Groushalm aufm Maa
Manchsmoll,
wenn ich
a weng rumheng,
hogg ich mich
nunde noon
Maa.
Bledde,
Huelzschdüggla,
a Hambfl Grous,
alles Möiglicha
schwimmd aufm Wasse
o miich vebei.
Fe an Momend lang
möched ich blueß
su a Groushalm sei,
dä sich dreimlessd
und doch schbüed,
dass eä gedroung wädd.
Josef Motschmann
Von Andreas Motschmann