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LICHTENFELS

Werkausschuss: „Es wird niemandem das Gas abgedreht“

Vor allem auch Stadträtin Monika Faber brachte das Thema der alternativen Energieversorgung auf Tapet. Werkleiter Dietmar Weiß (re.) und Christian Bauer (JB, 2.v. re.) lauschen gespannt. Foto: Markus Häggberg

Das Wasser ist sauber und die Bilanz noch nicht aussagekräftig. Das ungefähr ist zusammengefasst das Wesentliche, was von der jüngsten Sitzung des Werkausschusses der Stadtwerke notiert werden kann. Doch abseits der Tagesordnungspunkte entsponnen sich Themen, die mitunter leidenschaftlich diskutiert werden wollten.

So saß man da, als mehrköpfiges Gremium im Sitzungssaal der Stadtwerke; neun Stadträte, Bürgermeister Andreas Hügerich und die Geschäftsleitung der Stadtwerke, bestehend aus Werkleiter Dietmar Weiß und der kaufmännischen Leiterin Christina Fischer. Der erste maßgebliche Tagesordnungspunkt war schnell abgehandelt, betraf die regelmäßig stattfindenden Trinkwasseranalysen der Lichtenfels versorgenden Schwabthaler Quellen und wurde von Weiß kurz und bündig in Worte gefasst: „Es waren keine Feststellungen zu treffen, dass die (gezogenen) Proben nicht in Ordnung gewesen wären.“

Somit war man nach Genehmigung der Niederschrift einer öffentlichen Sitzung vom vergangenen April auch schon bei dem Punkt, an welchem man sich am längsten aufhalten sollte: dem Zwischenbericht des ersten Geschäftshalbjahres 2022. Der wies zwei Spalten mit Zahlen auf, die vor allem im Lichte des Ukrainekrieges und der Hitzewelle noch kaum Aussagekraft besitzen.

Erfolgsplan für 2022 bislang um 812.000 Euro übertroffen

Es ging um die Posten Wasser- und Gasversorgung, die für das erste Halbjahr in einen erwirtschafteten Roh-Überschuss von 2,479 Millionen Euro einfließen. Damit liegt man um 812.000 Euro über dem Erfolgsplan für das erste Halbjahr 2022.

Die Krux dabei: Gas- und Wasserversorgung bilden den absoluten Löwenanteil in dieser Rechnung. Wohin es in diesem Jahr noch mit dem Gasbezug sowie Gas- und Wasserverbrauch aufgrund von schwer kalkulierbaren Preiserhöhungen geht, das weiß wegen des derzeitig in der Ukraine tobenden Krieges, Problemen mit Nord Stream 1 und der wohl noch bevorstehenden Hitzewelle niemand. Ganz abgesehen davon ist die erste Jahreshälfte traditionell diejenige, in welcher der jeweilige Verbrauch an Gas und Wasser niedriger liegt. So erklärte auch Weiß, dass von den vorgelegten Zahlen „der Ertrag am Ende deutlich geringer“ liegen wird.

Überdies, darauf wies auch Christina Fischer hin, handele es sich noch nicht um bereinigte Zahlen. Sie werden durch Abschreibungen, Aufwendungen und Konzessionsabgaben noch anders ausfallen.

Ab jetzt sollte sich so etwas wie ein außerfahrplanmäßger Gedankenaustausch zur Lage entspinnen. Immerhin, so Weiß feststellend, haben die Stadtwerke in Lichtenfels 3500 Gaskunden.

Stadtwerke räumen ein Abstottern bis zu drei Jahren ein

„Was passiert mit Leuten, die ihre Strom- und Gasrechnungen nicht zahlen können?“, warf Sven Eisele (SPD) in den Raum. Weiß' Antwort: „Es wird niemandem das Gas abgestellt!“ Stattdessen würden die Stadtwerke ein Abstottern bis zu drei Jahren einräumen.

Auch wies der Leiter der Stadtwerke darauf hin, dass 95 Prozent der Gaskunden „geschützte Kunden“ seien, also aus Krankenhäusern, Schulen und Haushalten bestehen. Von den maximal 39.000 Kilowattstunden pro Stunde, welche der Stadt vom Vorlieferanten zur Verfügung stehen, beansprucht das genanntes Klientel 37.000 Kilowattstunde pro Stunde.

Jeder ist dazu aufgerufen, Erdgas zu sparen

Die Gas-Speicher in der Bundesrepublik Deutschland seien derzeit „zirka zu 60 Prozent gefüllt“. Jeder ist dazu aufgerufen, Erdgas zu sparen, damit die Gas-Speicher bis zum vierten Quartal weiter gefüllt werden.

Monika Faber zeichnete zur Gasversorgung ein düsteres Bild. „Die Verknappung wird auf uns zukommen“, so die SPD-Stadträtin, die während ihrer Ausführungen von CSU-Stadtrat Robert Gack unterbrochen wurde. Gack mahnte an dieser Stelle an, man möge sich thematisch nicht von dem festgelegten Tagesordnungspunkt „Zwischenbericht des 1. Halbjahres“ entfernen, aber an dieser Stelle hatte die Diskussionsfreude schon ihre eigene Dynamik entwickelt.

Schwimmende Paneelen mit Photovoltaik auf heimischen Seen

Bernd Krauß (CSU) beispielsweise brachte ein, einen Landkreis zu kennen, der „98 Prozent seiner Gemeinden mit Biogas speist“. Auch kam die Idee auf, auf heimischen Seen schwimmende Paneelen zu setzen und diese mit Solaranlagen auszurüsten. Zudem, so Krauß, sei ihm aufgefallen, dass es noch viele Firmen gäbe, auf deren Dächern sich keine Photovoltaik bemerkbar mache. „Ich werde meine Hand nicht mehr für Photovoltaik-Anlagen auf Feldern heben, denn die versiegeln Flächen, und wir brauchen Lebensmittel“, so der Stadtrat außerdem.

„Ich werde meine Hand nicht mehr für Photovoltaik-Anlagen auf Feldern heben, denn die versiegeln Flächen, und wir brauchen Lebensmittel.“
Bernd Kraus, CSU-Stadtrat

Grünen-Stadträtin Christine Schmidt kam auch nicht unvorbereitet zur Sitzung. Sie führte als Musterbeispiel und Anregung für kommunal nachhaltiges Denken die Stadt Pfaffenhofen an der Ilm ins Feld, welche zwei Drittel (Stand von 2020) ihres Strombedarfs aus regenerativen Energiequellen deckt.

Mag der Werkausschuss in der Sitzung auch noch mit wenig belastbaren Zahlen konfrontiert gewesen sein, so stand den meisten Stadträten doch der Sinn danach, die Dringlichkeit der aktuellen Gas-, Wasser- und Versorgungssituation kundzutun und über alternative Energien nachzudenken. So gesehen, hatte die Sitzung etwas von einem Startschuss.

Von Markus Häggberg

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