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LICHTENFELS

Es gibt wieder mehr Rebhühner in Oberfranken

Es gibt wieder mehr Rebhühner in Oberfranken
Der Geschäftsführer der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken Dr. Andre Maslo, LBV-Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer, Frank Reißenweber (Geschäftsführer des Landschafts-Pflege-Verbands Coburger Land und Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Coburg), Projektmitarbeiterin Susanne Bosecker, den Vorsitzenden der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken Mitwitz Kai Frobel, Projektmitarbeiter LBV Torben Langer, Verena Auernhammer (Leitung Wiesenbrüter und Feldvogelschutz beim LBV), Projektleiterin Agrarlandschaft Oberfranken Annika Lange und Claudia Förschler (Wildlandstiftung und Fachreferentin beim Bayerischen Jagdverband). Foto: Rainer Glissnik

Vor fünf Jahren wurde in Teilen der Landkreise Coburg, Kronach und Lichtenfels „Agrarlandschaft Oberfranken“ als Förderprojekt für die Lebensgemeinschaft Rebhuhn auf den Weg gebracht. Am Ende des Projektzeitraums konnte eine sehr erfolgreiche Bilanz mit Signalwirkung für ganz Bayern gezogen werden. Mit etwas geänderten Bedingungen werden die hiesigen Beteiligten aus Naturschutz, Landwirtschaft und Jägerschaft auch bei den bundesweiten Folgevorhaben dabei sein.

„Wir haben in den letzten 40 Jahren 95 Prozent der Rebhühner verloren“, verdeutlichte Dr. Norbert Schäffer, Landesvorsitzender des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz in Bayern, die dramatische Entwicklung. „Hier nimmt der Bestand wieder zu“, zeigte er sich begeistert vom Ergebnis einer fünfjährigen engagierten Zusammenarbeit von Naturschützern, Landwirten und Jägerschaft. „Dieses Projekt zeigt, wie es geht. Wir können den Trend umdrehen.“ Was hier gemacht wurde ist auch überall sonst machbar, zeigen die Ergebnisse deutlich. „Was wir hier erreicht haben können wir multiplizieren in ganz Bayern. Gratulation allen, die in den letzten Jahren an diesem Projekt beteiligt waren“, lobte der LBV-Vorsitzende.

Landwirte können auch Naturschutz

Dieses Projekt ist deshalb so erfolgreich, weil ein so großartiger Schulterschluss mit Landwirten und Jägern gelungen ist, betonte auch Kai Frobel, Vorsitzender der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken Mitwitz. „Es zeigt: Landwirte können auch Artenschutz.“ Es braucht dazu auch gute Förderprogramme und eine persönliche Beratung am Hof. Diese Bewirtschaftungsformen müssen dann auch in die Betriebsabläufe passen. „Es muss handhabbar sein für den Landwirt.“ Wichtig ist auch die persönliche Bereitschaft von Landwirten und Jägern, sich persönlich einzubringen.

„Ich bin in Hassenberg aufgewachsen“, erinnerte Kai Frobel. Damals war es als Kind völlig normal, immer wieder Rebhühner zu sehen. Im Winter waren ganze Rebhuhnketten mit zwölf bis 16 Tieren auf den Äckern zu sehen. „Ich finde es schade, was meiner Generation mit diesen Verlusten entgeht“, bedauerte Annika Lange. Am Beispiel mehrerer benachbarter Blühflächen zwischen Weidhausen und Sonnefeld wurde aufgezeigt, wie sich die Rebhuhnbestände und andere Arten in diesen Bereichen sehr erfolgreich entwickelten. Eine (im Herbst angesäte) Herbstblühfläche war hier unweit einer im Frühjahr angesäten Frühjahrsblühfläche. Die Herbstblühfläche blieb ganz stehen und bietet etlichen Tieren auch im Winter und Frühjahr Schutz vor Feinden. Die Frühjahrsblühfläche war zur Hälfte zurückgenommen, der Rest wird auch über den Winter stehen bleiben. Die Tiere wie die Rebhühner finden hier nahe beieinander sie schützende Räume.

Die Blühflächen sind überlebenswichtig

„Wir haben einen gelungenen Mix“, erklärte der Geschäftsführer der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken Mitwitz, Dr. Andre Maslo. Mit sicheren Brutplätzen, um die Jungen aufzuziehen. Im Winter werden stehengelassene Blühflächen überlebenswichtig, wenn eine gewisse Menge Schnee die Felder bedeckt. In den Schutzbereichen gab es noch Rebhühner, es wurden aber immer weniger. Mit den Maßnahmen wurde der Trend umgekehrt. Ziel ist es künftig auch, die einzelnen Brutflächen einander anzunähern, damit es irgendwann auch einen genetischen Austausch gibt.

Auch andere Tierarten profitieren, wie das Braunkehlchen. Im Naturschutz ist man schon zufrieden, wenn der Rückgang aufgehalten wird, erklärte LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer. „Wenn hier Arten zurückkommen wie das Braunkehlchen und die Grauammer, die schon weg waren, ist dies richtig spektakulär.“ Die einzig erfolgreiche Kiebitzbrut im Kreis Kronach erfolgte ebenfalls auf einer der Blühflächen. Überschaubare normale Ackerflächen werden durch die Blühsaaten für seltene und seltenste Arten interessant. „Wir sind mit diesem Projekt über unsere Erwartungen hinaus“, freute sich Andre Maslo.

Auch andere Arten profitieren

Zudem wurden aus geplanten 30 Hektar Blühflächen im Laufe der Zeit über 60 Hektar. Wenn es dem von Veränderungen in der Umwelt sehr anfälligen Rebhuhn besser geht, zieht dies etliche andere Arten mit. Merkmale in seiner Lebensweise wie das Brüten auf dem Boden, dass die Jungen von Insekten abhängig sind, nicht so mobil sind und nicht weit fliegen machen es anfällig. Wenn es gelingt so einer Art zu helfen nutzt dies auch etlichen anderen. Dies alles wurde mit großer Freude bei der Abschlussveranstaltung des Feldvogelschutzprojekts „Agrarland Oberfranken“ von den zahlreichen Beteiligten aus Naturschutz, Landwirtschaft, Jagd, Forsten und etlichen Behörden als Ergebnis aufgenommen. Die Verantwortlichen der Ökologischen Bildungsstätte zeigten auf, wie es weitergehen wird. Künftig werden die Förderungen stärker an staatliche Förderprogramme verknüpft sein.

Das Rebhuhnblühflächenprojekt des Bayern-Netz-Natur-Projekts „Agrarlandschaft Oberfranken“ mit den Projektträgern Ökologische Bildungsstätte Oberfranken Mitwitz, LBV und Wildland Naturstiftung Bayern sowie den Projektpartnern Bayerischer Jagdschutz- und Jäger-Verband (BJV) und Bayerischer Bauern-Verband wird also weitergehen. Förderer waren der bayerische Naturschutzfonds aus Mitteln der Glücksspirale und die Oberfranken Stiftung.

Von Rainer Glissik

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