Sieben Stunden Prozess und Zukunft – so könnte man beschreiben, was sich am Samstag in der Innenstadt zutrug. Dieser 13. Mai war der Tag der Städtebauförderung. Und so fand sich ein, was Rang, Namen und Verantwortung hat. An unterschiedlichsten Orten kam es zu Begegnungen, Austausch und einem Blick auf das, was werden soll. Mit prominenter Beteiligung.
Klug gewählt
Der Ort für den kleinen Festakt war klug gewählt. Denn das bestimmende bauliche Thema in der Innenstadt liegt an der Adresse Marktplatz 10 – Neubau der Stadtbücherei und der Tourist-Information. Und so stand man zum Auftakt um 11 Uhr knapp unterhalb des Stadtschlosses mit Blick auf jene Baustelle, die sich elf Meter unter einem auf dem Gelände des einstigen Schlecker-Marktes befindet.

Hier hinunter sollte auch Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz blicken. Auch sie bekam von Bürgermeister Andreas Hügerich in dessen kurzer Ansprache zu hören, dass „eine Stadtentwicklung nie abgeschlossen sein wird“. Den Dank der Oberfrankenstiftung abzustatten, die sich finanziell fördernd an den Eigenkosten der Kommunen und in diesem Fall mit 1,5 Millioen an dem zwölf Millionen Euro teuren Projekt beteiligt, versäumte Hügerich nicht.
Heidrun Piwernetz,
Regierungspräsidentin
Im Gegenzug sollte Piwernetz in ihrer Rede vor dem Bürgermeister, diversen Stadträten, Schaulustigen, Mitarbeitern der Stadt, dem Citymanager Steffen Hofmann, Anwohnern und dem Architekten Florian Kirfel nicht unerwähnt lassen, was sie von der ganzen Sache hält: „Lichtenfels gestaltet Zukunft. Wie kann man Geld besser einsetzen, als Zukunft zu gestalten?“

Seit 1974, so die Regierungspräsidentin, habe Lichtenfels 19 Millionen Euro aus verschiedenen Städtebauförderungen bekommen. Ein Blick in ihr Manuskript sollte zeigen, dass Piwernetz sogar ein bisschen tiefer stapelte, sprach die konkrete Zahl doch von 19.712.000 Euro.
„Das wird ein Traum hier, wenn das so umgesetzt wird“, erklärte sie zu Ziel und Absicht des Vorhabens und fand letztlich noch zu einem Satz, der in Ohren von Skeptikern ein Amüsement auslösen könnte: „Lichtenfels wird immer mehr zum Gesamtkunstwerk.“ Doch so dürfte Piwernetz es nicht gemeint haben, stand doch mit „Wer baut zeigt Zuversicht“ noch ein Satz darüber.
Lebensqualität steigern
Worum es Verantwortlichen in der Korbstadt bei all den Baumaßnahmen und insbesondere der am Marktplatz 10 geht, ist die Steigerung der Lebensqualität - auch als Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Städten und Kommunen. Das wurde in all den Jahren immer wieder auch betont.

Auch der bei dem Bauvorhaben verantwortliche Architekt Florian Kirfel sollte ans Rednerpult treten. Er war es, der dann auch darüber aufklärte, weshalb es von einer Flechtoptik eingerahmt war. „Oh Gott, die Lichtenfelser mit ihrem Flechtflitz ...“, schaltete er launig seiner Rede vor, um dann darauf zu kommen, dass in dieser Optik die Fassadengestaltung der Stadtbücherei geschehen wird und es sich dabei um einen glücklichen Zufall handelt.

Auch wusste der Mann davon zu berichten, welche Schätze im Zuge der Abriss- und Bauarbeiten gehoben werden konnten. Da wäre beispielsweise eine geschnitzte Holzdecke aus dem 16. Jahrhundert, mit der „pfleglicher Umgang im Stil des Denkmalschutzes“ betrieben werde. Vor allem aber gehe es um den „Kniff“, eine Verbindung zum Stadtschloss zu schaffen und eine bauliche „Wunde in der Stadt zu heilen“.
Wachstumsmusik
Für ein weiteres Zitat des Tages könnte Stadtbaumeister Gerhard Pülz gesorgt haben, der Baulärm als „Wachstumsmusik“ bezeichnete. Ein Vergleich, der von Alfred Biolek stammt, der aber reichlich unverbraucht ist.

Doch nicht nur am, sondern auch im Stadtschloss sollte Programm zum Städtebaufördertag stattfinden. In diesem Fall mit einer Ausstellung von bei Schulen eingesammelten Ideen zur Lichtenfelser Stadtentwicklung. Verantwortlich dabei die Künstlerin und Bildhauerin Kristina Kanaan, die sich weit im Vorfeld mit der Herzog-Otto-Schule, dem Meranier-Gymnasium und dem Jugendzentrum ins Benehmen setzte. So entstand beispielsweise in der Herzog-Otto-Schule eine Analyse dessen, was Jugendlichen in der Stadt fehlt.
Einziger Wermutstropfen: Die dabei entstandenen Ideen und lohnenden Schaustücke hatten beziehungsweise haben über den Tag der Städtebauförderung hinaus keinen bleibenden Wert. Oder etwa doch? Kanaan erklärte, dass es eine Chance auf eine zweite und vielleicht längere Ausstellung im Stadtschloss geben könnte. Das Ansinnen sei dem Citymanager Steffen Hofmann vorgetragen worden.
Überall etwas los

Wohl an Dutzenden Stellen kam es am Sonntag in der Innenstadt zu Begegnungen mit Schauwert. Auch in der FADZ-Zukunftswerkstatt „Machbar“ sollten sich an Zukunft interessierte Besucher einfinden, ebenso am Stand der Polizei, die zu sich selbst, beruflichen Möglichkeiten oder zum Thema Sicherheitswacht Auskunft gab. Und dann waren da noch die über die Stadt verteilten Flechter und Flechterinnen, die unabhängig vom gleichzeitig stattfindenden Flechthandwerker-Markts (Bericht in der morgien Ausgabe) ihr Können zeigten. Auch das hatte einen Hintersinn, denn Zukunft gibt es nicht ohne Vergangenheit und Vergangenes kann Zukunft haben.

Eine günstige Bilanz zum Tag zog auch Sanierungsbeauftragte Rita von Frantzky. Sie war mit einem Stand am Marktplatz vertreten und machte so ihre Erfahrung mit Passanten: „Da waren zwei hier, die im Sanierungsgebiet ein Gebäude haben, und mit denen habe ich Termine vereinbart.
Von Markus Häggberg