Das Flechtkultur-Festival beziehungsweise der Korbmarkt, ist für die Branche ein Ort des Handels und Wandels. Doch auch die Musik ist für diesen Publikumsmagneten so etwas wie ein Standortfaktor. Vor allem der Samstag zieht Ausgehwillige an, die neben Impressionen aus einem alten Handwerk vor allem eines wollen: Musik und Dezibel, Tanz und Nachdenklichkelt.
Während diese Zeilen geschrieben werden, ist es schon Sonntag und Boogie Woogie: Blues klingen durch das Quintett Boogiemen's Friends durch das Fenster herein. In ein paar Stunden werden The Jets feat. Jerry James Rock und Oldies spielen.
Laut, schwungvoll, witzig
Der Korbmarkt ist Musik. Und wenn es so etwas wie einen inoffiziellen musikalischen Auftakt gibt, dann wird er durch den Fanfarenzug Lichtenfels bestritten.

Auf der Hauptbühne und samstags. Es wurde laut, es wurde schwungvoll und vor allem witzig. Der Witz, wonach hier einer züchtigen Rock-Schulklasse vor allem mit (??) einem Professor für Rock-Musik vorsteht, scheint sich aber auch nie abzunutzen. Mitreißend, präzise, musikalisch gekonnt setzte der Fanfarenzug am Nachmittag mit Klassikern wie Jailhouse Rock oder Footloose ein Zeichen in Richtung gute Laune.
Gerlinde I. als Ehrengast
Doch eine reizvoll konträre Stimmung herrschte am Abend in der Bahnhofstraße.

Menschen saßen mit dem Rücken an die warme Sandsteinwand eines Hauses gelehnt und lauschten „5 delight“. Musikern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, melodischen Songs ruhig und weitgehend unverstärkt auf den Grund zu gehen. Und 5 delight hatten Humor, denn ihnen lauschte eine mit Schärpe und Krone geschmückte Königin (Gerlinde I.) aus einem Garten im Norden von Lichtenfels. Gerlinde, eine Schaufensterpuppe, bekam auf diese Weise Smokies „For a few Dollars more“ mit.
Geraume Zeit davor hatten MoJo ihren Auftritt. Der Korbmarkt ist für die Band vom Obermain, die sich dem Rock, Swing und Blues verschrieben hat, so etwas wie ein Ort für Heimspiele. Ein Höhepunkt dabei: „My Girl“, mit Querflöte von Sänger „Jo“ untermalt. Die Reaktion des Publikums bestand in freudigen Konfetti-Würfen.
Rasant, griffig, soulig
Rasant, griffig, soulig wurde es für vier Stunden am selben Ort, aber Stunden später und bis Mitternacht.

The Soul Alliance aus Würzburg spielte ein Repertoire, wobei auch das leicht dunkle Timbre von Sängerin Natascha Wallace gefiel. Hier waren es die 1970-er und 80-er Jahre, die Auferstehung feierten. Und wenn das Publikum nicht mitsang, dann tanzte es vor der Bühne zu Liedern von Aretha Franklin oder den Blues Brothers in hochwertiger musikalischer Handarbeit.

Doch auch wenn es so scheinen mag, als ob der Korbmarkt vor allem an Samstagen musikalische Entdeckungen bereithält, so sind die Freitage und Sonntagabende von je her auch lohnend. Nur muss man am Sonntag halt zusehen, dass man nicht allzu lange bleibt, will man am Montag ausgeschlafen zur Arbeit gehen.

Von Markus Häggberg