Ein mehr als sechs Meter langer Stahlpfeiler schwebt am Kran über den Lichtenfelser Marktplatz. Fachleute der Metallbaufirma Kern aus Großheirath drücken das an einer Kette hängende zentnerschwere Bauteil an den vorgesehenen Standort und verschrauben es mit einer Querstütze. Daumendick sind die Bolzen, mit denen der Pfeiler gesichert wird. Pfeiler für Pfeiler nimmt die Tragkonstruktion des Archivs der Zukunft, das die R + G Beteiligungs GmbH am Marktplatz errichten lässt, Gestalt an. Zwei bis drei Wochen wird es dauern, bis das einem Fachwerk gleichende Gerüst für den Glaspavillon steht.

Nachdem in den vergangenen Wochen an der Baustelle wenig zu sehen war, bleiben jetzt Passanten stehen, um den Fachleuten zuzusehen, die von einer Hebebühne aus, die Pfeiler zusammenfügen. Millimeterarbeit ist beim Zusammenfügen der massiven Metallpfeiler und der Querstützen gefragt, da sie den tonnenschweren Rohbau tragen müssen, wie Stefan Mehl, Geschäftsführer der R + G Beteiligungs GmbH erklärt. Anhand der Querstützen ist die Höhe der drei Ebenen bereits zu erkennen: Im Erdgeschoss wird ein Ausstellungsraum entstehen, im ersten Stock ein Büro und im Obergeschoss ein Besprechungsraum.
Im Herbst sollen die sechs Meter hohen Fenster eingebaut werden

Steht die Tragkonstruktion, werden Rahmen aus Stahl und Aluminium eingepasst, in denen die bis zu sechs Meter hohen Fensterelemente der Fassade eingefügt werden. „Das wird nochmals eine spektakuläre Aktion“, kündigt Mehl an. Bis zum Herbst soll der Rohbau stehen, damit über den Winter der Innenausbau vorangetrieben werden kann. Ziel ist die Fertigstellung bis Mai oder Juni.

Noch offen ist, wann die stilisierten Weidenbäume, die im 3 D-Verfahren aus Metall gedruckt werden, fertig sind, erklärt Mehl. Sie sollen nicht nur das Bild des außergewöhnlichen Gebäudes prägen, sondern auch die Anwendungsmöglichkeiten des 3 D-Drucks symbolisieren. Zurzeit werden noch die statischen Möglichkeiten ausgelotet: Es gehe dabei um das richtige Verhältnis der Äste zur Gesamtkonstruktion.
Auch wenn der Architekt Peter Haimerl das Gebäude so entworfen hat, als würden die stilisierten Weidenbäume direkt aus der Fassade wachsen, haben sich die Bauherren aus Gründen der Statik rasch von dieser Vision verabschiedet. Eine solche Konstruktion in die Glas- und Stahlfassade zu integrieren, würde die technischen Möglichkeiten sprengen, erklärt Stefan Mehl.

Stattdessen werden die Stämme der Bäume etwa einen Meter vor der Fassade platziert, die Zweige aber so angeordnet, als seien sie mit dem Gebäude verwachsen. „Es wird am Ende so aussehen, als ob die Bäume aus der Fassade wachsen“, betont Mehl.
Vorgesehen ist die Eröffnung des Gebäudes zum Korbmarkt 2021. Aufgrund des guten Baufortschritts ist der Geschäftsführer zuversichtlich, diesen Zeitplan einzuhalten.
Von Gerhard Herrmann