Den Sieg Gottes über den Tod, den Sieg des Lichts über das Dunkel stellt Dekan Lars Rebhan, Leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Lichtenfels-Obermain, ins Zentrum seiner Osterpredigt. „Ostern heißt Leben gegen jegliche Todesbedrohung, Licht im Dunkel“, betont er.
Zu Beginn der Osternacht werde das Osterfeuer entzündet und daran die Osterkerze, die in die dunkle Kirche getragen wird. Anschließend werden Texte aus dem Alten Testament vorgetragen, beginnend mit der Schöpfungsgeschichte und gefolgt von der Erzählung der Rettung des Volkes Israel am Schilfmeer. „Immer wieder sagen mir Gottesdienstbesucher, die genau hinhören, sie empfinden diesen Text mit dem Sterben der Ägypter und dem Kampfgeschehen als Zumutung“, so Rebhan. Warum könne die Rettung nur geschehen, indem die Ägypter in den Fluten ertrinken? Solche Aussagen passten scheinbar nicht gut in die Freude der Osternacht.
Kein historisches Ereignis, sondern ein Symbol des Bösen
Lese man die biblische Erzählung in ihrem Zusammenhang werde jedoch deutlich, dass Ägypten nicht als Volk von einzelnen Menschen dargestellt werde, sondern das Böse schlechthin symbolisieren solle. Dagegen könne Israel nicht ankämpfen, es sei Gott, der die Todesmacht vernichtet. „Das wird zu Ostern gefeiert: Gott vernichtet den Tod, Gott beseitigt die drohende Vernichtung“, so der Dekan.
Indem das christliche Osterfest Tod und Auferweckung Jesu Christi feiert, knüpfe es an diese Rettungserfahrung Israels an. Und dieses Ereignis sei nicht nur zeitlich, sondern auch innerlich zutiefst mit dem jüdischen Pessachfest verbunden, das Jesus mit seinen Jüngern feierte und in dessen Kontext er starb. So heiße es im großen Lobgebet auf die Osterkerze, dem Exsultat: „unseren Vätern, den Söhnen Israels."
Die Erinnerung an Israel habe auch eine verbindende Dimension: Die Zuwendung Gottes gelte allen Menschen. Die Schilfmeererzählung erzähle beispielhaft die Überwindung der Todesbedrohung, der Auslöschung des Gottesvolkes. „Um vieler unschuldiger Opfer willen in der Geschichte der Menschheit, um der vielen Hingemordeten willen muss die Geschichte vom gewaltigen Kampf Gottes gegen den Tod erzählt werden“, betont Lars Rebhan.
Historisch sei das Ereignis nicht belegbar. Die Erzählung vom Auszug aus Ägypten sei zur Zeit von König Salomon entstanden, als Israel sich bereits im eigenen Land befand. Die Verfasser setzten sich mit ihrem eigenen König auseinander, den sie als ägyptischen Pharao beschreiben, weil er nicht so sein solle wie diese. Es gehe um Kritik an dem Zwang, den Salomo zum Bau des Tempels in Jerusalem ausgeübt habe.
Der Bericht vom Untergang des Pharaos und seines Heers sei somit kein Kriegsbericht, sondern ein Bericht über die wunderbare Rettung vor dem sicher erscheinenden Tod. „Gott kämpft für sein Volk, weil er das Leben ist“, betont der Dekan. Es gehe nicht darum warum und wie das geschieht, sondern wozu: um das Unterdrückte zu retten. „Gottes rettende Tat für sein Volk Israel setzt sich fort in seiner rettenden Tat für alle Menschen in Jesus Christus. Das feiern wir in der langen Kontinuität unserer Glaubensgeschichte“, schließt der Dekan seine Predigt.