Die Lichtenfelser Grünen luden vergangene Woche zu einer Gesprächsrunde in Sachen Energiewende ein. Zu Gast war Lisa Badum, Obfrau im Ausschuss für Klimaschutz und Energie und Vorsitzende des Unterausschusses für Internationale Klima- und Energiepolitik im deutschen Bundestag.
Sie setze besonders für Kommunen ein, damit diese vor Ort handeln und eine klimagerechte Zukunft schaffen können, heißt es in einer Pressemitteilung. „Erste Aufgabe ist für mich kommunale Energieerzeugung in kleinen Projekten!“ Damit rannte sie bei Dr. Susann Freiburg, Direktkandidatin der Grünen für den Stimmkreis Kronach/ Lichtenfels, offene Türen ein. „PV, aber auch Windkraft bieten riesige Chancen für die Kommunen. Ich halte es auch unter dem Aspekt der sozialen Gerechtigkeit für wichtig, dass kommunale Einrichtungen diese Projekte umsetzen oder mehrheitlich daran beteiligt sind.“ So bleibe die Wertschöpfung in der Kommune, die Kohle im Kreis. Und alle, also auch Bürger mit niedrigem Einkommen, profitierten davon – über Investitionen in Kindergärten, Schulen oder den ÖPNV. „Eine Beteiligung über Bürger-Energiegenossenschaften werden sich die Ärmsten in unserer Gesellschaft nicht leisten können. Daher ist es richtig, wenn wir auf Landesebene über Förderprogramme Kommunen vernetzen und in die Lage versetzen, Anlagen selbst zu projektieren.“
Bernhard Christoph stellte heraus, dass sich die Grünen schon zu seiner Zeit als Fraktionssprecher für Regionalwerke stark gemacht hätten. „Deshalb freut es mich sehr, dass der Landkreis diesen Gedanken aufnimmt und zusammen mit allen Kommunen aktuell einen Geschäftsplan entwickelt.“ Die Grünen hofften, dass die Regionalwerke Kommunen übergreifend Projekte zur Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Quellen vorantreiben werden.
Mathias Söllner, Dritter Bürgermeister der Stadt Lichtenfels, versprach, den Fortschritt des Projekts genau zu beobachten. „Das ist freilich noch Zukunftsmusik, aber die Zeit drängt. In Verantwortung für unsere Kinder und Enkel ist es Zeit, fossile Energieträger endlich durch erneuerbare zu ersetzen“, betonte Bernarda Callens, Stadträtin aus Burgkunstadt.
Als Vertreter der Bürger-Energiegenossenschaft „NEO“ (Neue Energie Obermain) berichtete Thomas Schnapp von den Herausforderungen, die die Genossenschaft zu bewältigen habe. Er monierte komplexe Genehmigungsverfahren, die von Kommune zu Kommune unterschiedliche Handhabungen erforderten. So hätten manche Kommunen in ihrer Bewertungsmatrix für PV-Anlagen eine Zwei-Prozent-Grenze, um den Flächenverbrauch für PV-Anlagen zu deckeln. Für Reinhard Englert ist diese Deckelung der Schlüssel für die Akzeptanz der Bürgerschaft und der Landwirte für diese Anlagen. Er ist Mitbegründer des Energiewende-Bündnisses Kulmbach, das dort vehement und erfolgreich die Rekommunalisierung des Stromnetzes betrieben habe. Auch Jürgen Böse vom Bund Naturschutz Lichtenfels plädierte für den Rückerwerb der Stromnetze vom Bayernwerk durch kommunale Träger. Alle Anwesenden waren sich einig: Dieses Energiewendebündnis sollte sich unbedingt auf den Landkreis Lichtenfels ausdehnen!
Abschließend fiel noch ein Blick auf die Bundespolitik: Das Wind-an-Land-Gesetz, die Einführung des 49 Euro-Tickets, die Förderung energetischer Gebäudesanierung sind für alle Anwesenden wichtige Impulse zur Verhinderung der Klimakatastrophe. Es sei Zeit, dass Klimaschutz in allen Bereichen energisch vorangetrieben werde. Das wiederum könne nur gelingen, wenn soziale Härten abgebaut und Verteilungsgerechtigkeit betrieben werde. (red)