Markus Häggberg schreibt augenzwinkernd ein Corona-Tagebuch. Heute geht es um das Thema „Alkoholgenuss und seine Folgen.“
„Liebes Corona-Tagebuch, gestern, also das war der schönste Rausch meines Lebens. Man sagt ja oft, dass man die schönsten Räusche nicht mitbekommt, aber das kann ich nicht behaupten. Mensch war das schön - die Leute so fröhlich, die Atmosphäre so gesellig, es wurde gesungen und gelacht.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich selber mal wieder so zum Glas griff und um mich herum nur gute Laune. Da stößt man gerne an. Weit weg waren die Sorgen um Inflation, um Ukraine, um Coronas und Carolas. Früher hätte ich nie gedacht, dass ich an so etwas Gefallen finden könnte. Schon die Gesellschaft alkoholisierter Menschen war mir zuwider, aber mit der Zeit wird man nachsichtiger. Naja, der Mensch verändert sich halt. Und wie ich wieder so zum Glas griff, da sah ich einen Typen, der so im Zickzack vor der Theke torkelte, sich das Glas eines ihm völlig fremden Mannes schnappte und in einem Zuge austrank
Das rief dann seine Freundin auf den Plan und die entschuldigte sich bei dem Mann und erstattete ihm den Schaden, während ihr Freund twistete und sich das Glas eines anderen Gastes schnappte, der gerade austreten war. Mit diesem Glas prostete er der Menge zu und trank es dann aus. Dann steckte er seine Nase zwischen den Flirt eines Pärchens an der Theke. Ihm schien die junge Frau zu gefallen und er fragte sie, ob er ihr ein Getränk ausgeben dürfe. Die Antwort wartete er gar nicht erst ab, sondern ging von einem anderen Tisch ein Bier besorgen, von welchem er erst selbst trank, und es ihr dann auf den Tisch stellte. Den Begleiter der jungen Frau nahm er in den Arm, gab ihm einen Kuss auf die Wange, versicherte diesen seiner Hochachtung und nichts für ungut. Dann drückte der Geküsste ihn von sich, worauf der Betrunkene stürzte.

Kein Tropfen Bier verschüttet
Aber beim Fallen rollte er sich auf unnachahmliche Weise so ein, dass kein Tropfen aus seinem Bierglas schwappte, und er dieses letztlich selbst auf dem Rücken liegend gen Decke reckte. Das war eine Sternstunde, die auch dem Wirt Respekt abverlangte.
Ich konnte mich nicht sattsehen und griff mal wieder zum Glas. Dann wurde mir ein bisschen schwummrig, weil es halt auch nicht gut ist, vier Gläser Coca-Cola (jeweils 0,5 Liter) hintereinander zu trinken.
Aber, liebes Corona-Tagebuch, es war wirklich der schönste Rausch meines Lebens und ich habe ihn mir all die Zeit lang wirklich gerne betrachtet. Dann ging ich heim. Man soll ja gehen, wenn es am schönsten ist.