Als der Ausschuss für Stadtentwicklung, Tourismus und Wirtschaft in der Stadthalle tagte, da kam es zu einem Versprecher, der als Fazit aufgefasst werden könnte. Citymanager Steffen Hofmann bemerkte, dass die Dinge „Spaß auf mehr“ machen. Tatsächlich scheint der Sachstandsbericht zu Optimismus Anlass zu geben – Corona hin oder her. Als besonders erfreulich mag die Idee gelten, künftig kleine Flechtmärkte mit regional tätigen Flechtern zu etablieren. Es wäre eine Stärkung der Marke „Deutsche Korbstadt“.
Die jüngste Zeit war nicht einfach. Kein Korbmarkt, keine Planungssicherheit, kein Ende von Corona mit Bestimmtheit in Sicht. In diese Situation gestellt sah man sich bei der Stadt, als man dennoch ein Kulturangebot schuf. Steffen Hofmann hielt vor dem 13-köpfigen Gremium Rückschau auf das, was über Monate doch noch am Marktplatz und an der Adresse Marktplatz 10 stattfand. Man habe mit 13 Veranstaltungen zwar etwas aus der Not Geborenes geschaffen, letztlich aber „dann doch ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt“, resümierte er und nannte auch Zahlen.
Künftig Termine besser mit den Gastronomen abstimmen
1000 Besucher hätten die Konzerte besucht und über ihren Kartenkauf auch die Lif-Card gestützt. 10 000 Euro seien somit zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts in „die Stadt gespült“ worden. Die Kritik, dass an einem der Konzerttage gleich vier Bands in der Innenstadt spielten, kam an: Künftig will die Stadtverwaltung präziser in die Abstimmung mit Gastronomen gehen, um Doppelungen im Kulturkalender auszuschließen. Spürbar sei jedenfalls gewesen, dass die Gäste bei den Konzerten beziehungsweise Lesungen und Ähnlichem Lust auf Kultur hatten.

So zog Bürgermeister Andreas Hügerich das Fazit, dass Corona auch etwas Gutes gehabt habe. Es „war für uns auch ein Versuchslabor, mal was anderes ausprobieren zu können“, befand er.
Flechtsommer brachte Frequenz in die Innenstadt
Zu dem Dreigestirn, das Auskunft über die Entwicklungen der vergangenen Monate gab, gehörte auch Manfred Rauh, seines Zeichens Geschäftsführer des Vereins ZEF (Zentrum Europäischer Flechtkultur). Er hob hervor, dass Lichtenfels trotz des Wegfalls des Korbmarkts sein Image als Flechtzentrum gewahrt habe. Es gab Veranstaltungen wie den Lichtenfelser Flechtsommer 2021, der „ein gutes Beispiel dafür war, wie man Frequenz in die Innenstadt bekommen kann“.
Spürbar sei auch die Bereitschaft europäischer Flechthandwerker, in Lichtenfels auszustellen. In den sozialen Netzwerken würden Künstler damit renommieren, dass ihre Ausstellungsstücke auch in Lichtenfels gezeigt werden.
Überhaupt scheint es eine Lust auf Flechten zu geben, was sich auch anhand der von Juli bis Oktober angebotenen 36 Flechtkurse zeigte. „Zu 90 Prozent waren sie ausgebucht“, ließ Rauh wissen.
Flechtinstallation „Distance“ soll in Lichtenfels bleiben
Was man sich zudem vorgenommen habe, sei eine stärkere Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Deutschen Korbmuseum hinsichtlich gemeinsamer Projekte. Dann ging Rauh auf die Installation „Distance“ ein, die das bekannte dänische Künstlerpaar Jette Mellgren und Jan Johansen im Sommer vor der Stadtpfarrkirche schuf. Der Verbleib der Figuren sei geklärt: Das Paar wolle, dass sie in Lichtenfels Heimat finden.
Auch die Schau „Flechtwerke aus aller Welt“, bei der 30 Aussteller ab Spätsommer ihre Kunst zeigten, habe Anklang gefunden. Rauh dazu: „Es ist eine der bedeutendsten Ausstellungen Europas.“ Für gleichfalls erfolgreich befand Rauh die Flechthandwerkermärkte auf dem Marktplatz, die, wie Hügerich sagte, einen Korbmarkt gewiss nicht ersetzen können, da dieser eine „ganz andere Hausnummer“ ist, ihn aber ergänzen könnten. Immerhin sei das Publikum da und das Interesse spürbar gewesen. Rauh versprach, die Terminierung solcher Märkte für 2022 in Angriff zu nehmen.
Wie es um den Weihnachtsmarkt in diesem Jahr bestellt ist, das hingegen sollte eine einigermaßen ungeklärte Frage bleiben. Andreas Hügerich umriss die Misere so: „Ist das, was wir heute sagen, am Montag noch gültig?“ Der Bürgermeister bekundete: „Ja, wir wollen, dass er stattfindet.“ Aber alles hänge alleinig von der Entwicklung der Pandemie ab. Und so räumte Hügerich ein, dass es für Marktteilnehmer planungsmäßig eng werden könnte, da die Rahmenbedingungen noch nicht stehen.
Mehr Klarheit erhoffe man sich vom 12. Oktober, da soll es im bayerischen Wirtschaftsministerium zu einem maßgeblichen Treffen kommen. Sollte es grünes Licht für den Weihnachtsmarkt geben, müsse „die Umsetzung dann sehr sportlich“ angegangen werden, so Hügerich.
Von Markus Häggberg