Bei den Lichtenfelser Corona-Demos ist die Luft raus

Mutig hält die 77-jährige Helga Zach den Demonstranten ein Schild entgegen. „Was ist normal? Rechtspopulisten und Coronaleugner sicher nicht“, hat sie darauf geschrieben. Gemeinsam mit Elisabeth Raab zeigt sie am Eingang zum Schützenplatz Flagge gegen rund 250 Demonstranten, die dem Aufruf von Bernd Grau gefolgt sind, gegen die Beschränkungen aufgrund der Pandemie zu protestieren.

Flagge, und zwar eine selbst gemalte mit einem „Corona-Kopf“ darauf, zeigt auch die Kulmbacher Künstlerin Angelika Gigauri. Weil sie sich weigert, eine Maske oder ein Face-Shield zu tragen, darf sie nicht auf's Gelände. Dabei wolle sie doch nur gegen die drohende Spaltung der Gesellschaft aufrufen.

Die Polizei prüft genau, wer ein Attest zur Befreiung vom Maskentragen hat, und setzt durch, dass diese Personen wenigstens ein Face-Shield tragen, um andere nicht zu gefährden. Die Vorschrift wirkt: Nur vier von der Maskenpflicht befreite melden sich, wie Corinna Zapf, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken mitteilt.

Mit 30 Ordnern hat Grau diesmal auch genug Aufsichtspersonal zusammengetrommelt, nachdem die Staatsanwaltschaft wegen zu weniger Ordner bei der vorigen Demo ein Verfahren gegen ihn eröffnet hat. Wären die von ihm angemeldeten 700 bis 800 Demonstranten gekommen, hätte die Zahl wieder nicht ausgereicht. Doch offenbar ist angesichts vieler solcher Demos die Luft raus.

Die Demonstranten verhielten sich friedlich und achteten nach langatmigen Ermahnungen von Grau auf die Sicherheitsabstände und Maskenpflicht, wenn auch einige ihren Mund-Nasen-Schutz mit einem Locher perforiert hatten. Die Bandbreite reichte von besorgten Eltern, die forderten, dass ihre Kinder wieder die Schule besuchen sollten, bis hin zu Impfgegnern. Ob's am geringen Zulauf lag, diesmal waren hauptsächlich Transparente mit kruden Botschaften zu sehen, keine Banner aus dem Shop von Rechtsextremisten.

Lediglich ein Rocker vom Gremium MC World mit tätowierter Glatze meinte, dem OT-Fotografen Prügel androhen zu müssen. Und vor dem Eingang sammelte die rechtsextreme Gruppierung „Der III. Weg“ Unterschriften für die Zulassung zur Bundestagswahl.