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Bauausschuss Lichtenfels: Parkplätze wichtiger als Radwege

Mehr Platz für Radfahrer in der Kronacher Straße wird es vorerst nicht geben.Archiv Foto: Marion Nikol

In der jüngsten Sitzung des Bau- uns Umweltausschusses stellte der Bürgermeister Andreas Hügerich das Konzept eines Pop-up-Radweges, also eines geschützten Radfahrstreifens wie er schon in anderen Städten vorhanden ist, für die Kronacher Straße vor. Dieser könnte als Übergangslösung für eine Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrer dienen, bis in den nächsten Jahren die Kronacher Straße im Zuge der notwendigen Kanalsanierung umgebaut wird.

Hierzu würde am Straßenrand rechts und links ein Schutzstreifen mit 1,25 bis 1,50 Metern Breite markiert werden, erläuterte der Stadtbaumeister Gerhard Pülz. Dies brächte mehr Sicherheit für die Radfahrer, unter anderem für die Schüler des Meranier-Gymnasiums. Als Konsequenz ergäbe sich allerdings eine deutliche Reduzierung der aktuell etwa 40 Parkplätze in der Kronacher Straße. Pülz verwies auch auf den vorhandenen Radweg in der Gabelsberger Straße, der auch genutzt werden könnte. Hieraus entspann sich eine lebhafte Diskussion der Räte.

Da bei der Ausweisung von zwei Pop-up Radwegen in der Kronacher Straße ein Großteil der Parkplätze wegfallen und sich in die Nebenstraßen verschieben würde, wobei ein Chaos zu befürchten sei, könne er dieser Maßnahme auf keinem Fall zustimmen, machte Dietmar Heinkelmann (SPD) deutlich. Ins gleiche Horn stieß Johannes Oppel (WLJ), der auch eine weitere Belastung der Seitenstraßen durch parkende Fahrzeuge sah. Robert Gack (CSU) bemerkte, dass er zwar für den Bau von sicheren Radwegen sei, die beidseitigen Pop-up Radwege in der Kronacher Straße seien aber zu gefährlich und nicht geeignet. Die meisten anderen Räte zeigten sich auch skeptisch. Der vom Bürgermeister neu formulierte Beschlussvorschlag, dass von der Ausweisung eines Pop-up Radweges Abstand genommen wird und man sich stattdessen auf den Radweg in der Gabelsberger Straße konzentriert, wurde bei zwei Gegenstimmen. angenommen.

Den Antrag der Freien Wähler und von Stadtrat Philip Bogdahn (SPD) zu dem Thema „Lichtenfels macht mit – Initiative lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ stellte der Bürgermeister als nächsten Tagesordnungspunkt vor und verwies darauf, dass bereits mehrere Städte der Region sich dieser Initiative angeschlossen haben. Die Initiative „Lebenswerte Städte und Gemeinden“ ist ein Zusammenschluss von Kommunen, die durch mehr Entscheidungsfreiheit bei der Anordnung von Höchstgeschwindigkeiten innerhalb geschlossener Ortschaften steht. Dadurch wolle man die Voraussetzungen schaffen, dass Kommunen im Rahmen ihrer Selbstverwaltung innerorts Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit anordnen können, wo sie es für nötig halten.

Man erwarte sich hierdurch eine Reduktion der Gefahren im Straßenverkehr, Senkung der Umweltbelastungen, Erhöhung der Lebensqualität und eine Aufwertung des öffentlichen Raums. Dies würde für die Kommunen mehr Handlungsspielraum bedeuten, stellte der Stadtbaumeister Gerhard Pülz fest. Neben den Vorteilen gebe es aber auch Nachteile zu berücksichtigen. So könnte unter anderem zukünftig der Abwägungs- und Verwaltungsaufwand steigen und ein schwer überschaubarer Flickenteppich aus 30er und 50er Zonen entstehen. Die Räte sahen vor allem die möglichen Nachteile dieser Initiative.

Gegen Tempo 30 in der Kronacher Straße

So sprach sich Johannes Oppel (WLJ) klar gegen einen Beitritt zu der Initiative aus, da diese sogar auf Hauptstraßen eine Tempozone 30 ermöglichen möchte. Er sei nicht grundsätzlich gegen eine Tempozone 30, aber man dürfe nicht auf größeren Straßen den Verkehrsfluss herabsetzen und für eine längere Verweildauer der Autos in der Stadt sorgen. Robert Gack (CSU) nahm auf den Inhalt des Antrags Bezug und stellte die hypothetische Frage „Wollen wir, dass eine so wichtige Straße wie die Kronacher Straße eine Tempozone 30 wird?“, was nach dem Inhalt des Antrags möglich wäre und er gab auch leicht echauffiert die Antwort: „nie und nimmer“. Elke Werner (SPD) meinte, dass zwar in Schney vor der Schule eine Tempozone 30 richtig wäre, aber nicht auf einer Hauptverkehrsader. Schließlich wurde der Beschlussvorschlag der Verwaltung, der Initiative nicht beizutreten, einstimmig angenommen.

Fußgängerüberweg im Bereich des Rennleinswegs

Den Antrag von Philip Bogdahn (SPD) zur Errichtung eines Fußgängerüberweges im Bereich des Rennleinswegs sowie einer generellen Geschwindigkeitsreduzierung im Bereich von Schulen auf 30 erläuterte Susanne Hellmuth von der Stadtverwaltung. Eine generelle Geschwindigkeitsreduzierung im Bereich von Schulen, Kindergärten und Altenheimen auf 30 Kilometer pro Stunde sei zulässig. Mehr als die Hälfte der sozialen Einrichtungen befänden sich bereits in einem reduzierten Geschwindigkeitsbereich (zulässige Höchstgeschwindigkeit 30 km/h oder Zone 30). Die Einrichtungen, die aktuell noch nicht in einem geschwindigkeitsreduzierten Bereich liegen, werden folgen.

Im Rahmen einer Verkehrsschau sei die Realisierung eines Fußgängerüberwegs im Bereich der Einmündungen Kronacher Straße bis Andreas-Mahr-Straße überprüft worden, aber aufgrund der dortigen Bushaltestellen nicht möglich, auch eine Ausweisung im Bereich der Einfahrt Gymnasium wurde von der Polizei negativ beschieden, stellte Susanne Hellmuth fest. Da zudem Fußgängerüberwege so angelegt sein sollten, dass unnötige Umwege für Fußgänger vermieden werden, scheide auch die Variante Andreas-Mahr-Straße aus. Daraus folge, dass ein Zebrastreifen im Rennleinsweg verkehrsrechtlich nicht umsetzbar sei. Der Bauausschuss billigte die vorgestellte Vorgehensweise einstimmig.

Spielplatzsatzung für Privatgrundstücke

Die beiden Kinderreferentinnen der Stadt, Andrea Dinkel und Dr. Christine Schmidt, stellten gemeinsam den Antrag für den Erlass einer Spielplatzsatzung, in der die Ausgestaltung privater Spielplätze festgelegt wird. Dabei gab der Bürgermeister zu bedenken, dass es kontraproduktiv wäre, einerseits Förderprogramme für die Sanierung und Belebung der Altstadt zu erlassen und deshalb in den Sanierungsgebieten beispielsweise Erleichterungen bei der Stellplatzberechnung zuzulassen, dann aber bei den Spielplätzen den Bauherren zusätzliche Erschwernisse und Kosten zu bereiten. Der Beschlussvorschlag, dem Antrag nicht näher zu treten, wurde einstimmig angenommen.

Neues zum Thema Kreisverkehr

Stadtbaumeister Gerhard Pülz gab einen kurzen Zwischenbericht über den Bau eines Kreisverkehrs an der Einmündung B173/Kronacher Straße/Krappenrother Straße. Nach einem von der Regierung geforderten und von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten weise der Knotenpunkt sowohl bei einem Umbau zu einem Kreisverkehr als auch bei einer Signalisierung ausreichende Leistungsreserven für die geplanten gewerblichen Entwicklungen auf. Die Leistungsreserven des Kreisverkehrs wären hierbei höher als jene des signalisierten Knotenpunktes.

Während bei einem Umbau des Knotenpunktes zum Kreisverkehr Rückstaus in die Ausfahrtsrampen der Bundesstraße B173 nicht zu erwarten wären, könnten diese bei einer Signalisierung zeitweise nicht ausgeschlossen werden. Deshalb werde der Umbau des Knotenpunktes zu einem vierarmigen Kreisverkehr empfohlen. Wegen der weiteren Planung werde man sich wieder mit dem Staatlichen Bauamt in Verbindung setzen. Unabhängig davon soll ein Termin mit dem bayerischen Staatsminister Christian Bernreiter seitens der Stadt dazu genutzt werden für den Kreisverkehr zu werben.

Wirtschaftsweg an der Stadthalle

Auch die Beratung und Beschlussfassung über den Bau eines Wirtschaftswegs von der Stadthalle zur Straße „Am Main“ stand auf dem Programm. Da durch den Umbau der Sportstätten des FC Lichtenfels künftig die Möglichkeit entfällt, die Stadthalle und das Vereinsgebäude des AC Lichtenfels rückwärtig über den alten Hartplatz von der Straße „Am Main“ zu erreichen, sei zur Ermöglichung eines reibungslosen Betriebs der Stadthalle und des ACL bei Großveranstaltungen auf dem Schützenplatz der Bau eines Wirtschaftsweges notwendig, erläuterten der Stadtbaumeister und der Bürgermeister. Dieser könne für Anlieferungen hilfreich sein, andererseits werde der Multifunktionsplatz, der künftig als Parkmöglichkeit bei Veranstaltungen oder als Zeltplatz, zum Beispiel beim Ragnarök-Festival, genutzt werden soll, besser an die Stadthalle angebunden.

Bei Großveranstaltungen auf dem Schützenplatz könne dieser Weg auch vom ACL genutzt werden, um besser an das Vereinsgebäude zu gelangen. Die Ausführung sei für April 2023 geplant. Die Baukosten des etwa vier Meter breiten Wirtschaftsweges schätzte der Bürgermeister auf 100.000 Euro. Entsprechend dem Beschlussvorschlag wurde die Verwaltung bei einer Gegenstimme mit der Realisierung des Wegs beauftragt.

Von Alfred Thieret

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