Ob die immer höher wachsenden Brückenpfeiler bei der Abzweigung der B 173 nach Michelau oder die Erdarbeiten südlich der Bundesstraße zwischen Hochstadt und Trieb – der Fortschritt beim Bau der neuen B 173 nimmt für den Beobachter deutlich sichtbare Formen an. Auch die bereits fertiggestellten Bauwerke des größten Projekts in Oberfranken wie die Brücke über der B 289 zwischen Horb und der Bahnlinie Hochstadt-Probstzella oder die Brücken von Hochstadt nach Burgstall, Wolfsloch und Reuth zeugen weithin sichtbar von der Dimension des Vorhabens.
Weniger sichtbar, aber nicht minder wichtig sind die Anstrengungen, die das Staatliche Bauamt Bamberg unternimmt, um einen Ausgleich für den gewaltigen Eingriff des Bauprojekts in die Natur zu schaffen. So werden vom FFH-Gebiet „Maintal von Theisau bis Lichtenfels“ Flächen für den Straßenbau in Anspruch genommen, wie Jakob Nikol vom Staatlichen Bauamt erläutert.
43 Hektar als Ausgleich für die neue Bundesstraße 173
Der Schutz dieser besonders wertvollen Flora-Fauna-Habitat-Flächen ist durch EU-Recht gesichert, und deswegen ist der Bauherr, das Staatliche Bauamt, verpflichtet, einen Ersatz zu schaffen, die sogenannte Kohärenzsicherungsfläche. Konkret heißt das, dass für jeden Quadratmeter bestehender FFH-Fläche, der in Anspruch genommen wird, sechs neue Quadratmeter Ausgleich geschaffen werden müssen. Alles in allem legt das Staatliche Bauamt rund 43 Hektar Ausgleichs-, Ersatz- und Kohärenzsicherungsflächen an, laut Jakob Nikol mehr als eine doppelt so große Fläche, wie durch den Bau der Bundesstraße verbraucht wird.
Beispielsweise entstehen zwischen der Bahnlinie Lichtenfels-Hochstadt und Trieb unter anderem zwei von einem guten Dutzend Kohärenzsicherungsflächen, die speziell der Rohrweihe welche nach FFH-Richtlinie besonders geschützt ist, ein neues Refugium bieten sollen. Der Greifvogel bewohnt Moore, Seeufer und andere Feuchtgebiete mit Schilfbestand, und so hat das Bauamt zum einen auf einer Fläche von 0,667 Hektar einen Weiher zwischen Bahntrasse und Nassanger anlegen lassen.

Auf der Maßnahmen-Karte für Ausgleichsflächen des Staatlichen Bauamts ist dieser Weiher als KS 5/A 14/R 5 ausgezeichnet. Dabei steht KS für Kohärenzsicherungsfläche, A für Ausgleichsfläche für den Landschaftsverbrauch und R für Retentionsraum, also eine Fläche, die bei Hochwasser überschwemmt werden und den Flüssen den nötigen Raum zum Ausufern geben.
Ersatzfläche erfüllt gleich drei verschiedene Funktionen
Natürlich sei es ideal, wenn eine Fläche gleich drei verschiedene Funktionen erfüllt, sagt Jakob Nikol. Um den Weiher anzulegen, sei im Jahr 2021 eine Senke ausgebaggert worden. Dank des nach oben drückenden Grundwassers und Regen habe sich diese mit Wasser gefüllt. Am Ufer habe man Schilf angepflanzt. Mittlerweile hätten sich Libellen, Frösche und Gänse angesiedelt. „Angeln ist übrigens verboten“, so Nikol.

Nicht weit von dem Weiher entfernt wird eine weitere neue Heimat für die Rohrweihe geschaffen, allerdings etwa elfmal so groß wie dieser. Die Maßnahme mit der Kennzeichnung KS 5/A 2 ist ein sogenannter Feuchtkomplex mit 7,104 Hektar Größe. Hier entstehen Flachwasserbereiche, Feuchtstaudenfluren und Schilfflächen, dazu kommt eine abschirmende Gehölzpflanzung, wie Jakob Nikol und Michael Biederer, Landschaftsarchitekt des Büros WGF Landschaft aus Nürnberg, der die Umweltbaubegleitung für das Projekt übernimmt, erläutern. Weitere entstehende Kohärenzsicherungsflächen sind unter anderem die Anlage eines Stillgewässers in Kombination mit sowohl einer Ausgleichs- als auch einer Überschwemmungsfläche südlich von Horb (KS 1/A 9/R 3) oder die Schaffung von mehreren Mageren Flachland-Mähwiesen, auf denen der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling – ein Schmetterling – seine neue Heimat finden soll (diese Redaktion berichtete). Übrigens müssen laut Jakob Nikol alle Ausgleichs-, Ersatz und Kohärenzsicherungsflächen so lange vom Staat erhalten, gepflegt und regelmäßig kontrolliert werden, so lange die Bundesstraße existiert.

Wer mehr über das aktuell größte Bauvorhaben in Oberfranken wissen möchte, für den hat das staatliche Bauamt die Homepage www.bauprojekt-b173.de eingerichtet. Highlights sind ein 3D-Modell der Trasse und ein Video mit einem Flug über den Streckenverlauf der B 173 neu.

Von Steffen Huber