Bislang hat sich die geologische Erforschung in Franken auf einzelne Bohrungen bis zu einer Tiefe von 1600 Metern beschränkt. Dabei weisen die Wärmeströmungen durchaus auf Potenziale hin, die es zu erkunden gilt. Dr. Wolfgang Bauer, Leiter der Forschungsgruppe Geothermie am Lehrstuhl für Geologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, erklärt Ziele und Methoden seines neuen Forschungsprojektes, das im Herbst 2018 in die Praxisphase gehen soll.
Schon in seiner Dissertation erforschte Dr. Bauer das geothermische Potenzial des fränkischen Beckens und stellte fest, dass ein weitaus größeres Gebiet in Franken erhöhte Untergrundtemperaturen zeigt als bisher angenommen. Das Projekt „2D-Seismik in Franken“ soll dem Forschungsteam nun erstmals einen Einblick in den Untergrund dieser Region geben. „Die Seismik wird uns nichts über die Temperaturen sagen“, schränkt Bauer ein, „aber wir erhoffen uns Erkenntnisse über die Struktur des Untergrundes, um daraus Schlüsse über die Ursachen der Anomalie ziehen zu können.“ Um zweidimensionale Bilder der geologischen Formationen zu erhalten, fahren spezielle Vibrationsfahrzeuge zuvor festgelegte Messlinien ab und schicken an den rund 100 Meter voneinander entfernten Messpunkten leichte Vibrationen in den Untergrund. Der von unten reflektierte Schall liefert Geodaten, die Aufschluss über unterirdische Strukturen geben. Insgesamt sind vier Linien mit einer Länge von etwa 215 Kilometern geplant.
Vibrationen liefern Bilder
Die ideale Zeit für die Messungen sei im Herbst, sagt Bauer: „Die Landwirtschaft hat dann ihre Felder abgeerntet und die Vögel brüten nicht mehr.“ Bei Messpunkten innerorts werde die Intensität der Vibrationen reduziert. Ganz geräuschlos seien die Messungen jedoch nicht. „Da der Lärm aber nur für ein bis zwei Minuten und nur alle 100 Meter entsteht, hoffe ich, dass die betroffenen Anwohner dies tolerieren“, so Bauer.
Auf die Frage, ob es auch für Nordbayern eine Zukunft mit Nutzung der grundlastfähigen und erneuerbaren Geothermie geben wird, weist Dr. Bauer darauf hin, dass es sich beim Projekt „2D- Seismik in Franken“ zunächst um Grundlagenforschung handele. Wenn die Ursache für die erhöhten Temperaturen in Franken verstanden sei, müssten weitere Untersuchungen zeigen, ob sich diese auch nutzen ließen. Die regionalen Versorger zeigten sich in jedem Fall interessiert und nach den wissenschaftlichen Voruntersuchungen sinke auch das Risiko für Wirtschaftsunternehmen, sich an einem Geothermieprojekt zu beteiligen. „Unsere ersten Ansprechpartner nach Auswertung der Ergebnisse sind jedoch die Landkreise und Kommunen“, verdeutlicht Dr. Bauer. „Als langfristiges Ziel ist es erstrebenswert, diese grundlastfähige und erneuerbare Energie in Franken auch zu nutzen. Da Franken ja in großen Bereichen von den geplanten Stromtrassen betroffen ist, wäre eine eigene, verbrauchernahe Erzeugung möglicherweise eine Alternative.“
red