aktualisiert:

LICHTENFELS

30 bis 40 Einsätze im Jahr für Bergwacht Kulmbach-Obermain

30 bis 40 Einsätze im Jahr für Bergwacht Kulmbach-Obermain
Ein Rettungshubschrauber landet bei einem Gleitschirmunfall bei Kloster Banz. Foto: Bergwacht Kulmbach-Obermain

Bei der Bergwacht haben viele wohl dramatische Szenen aus dem Fernsehen mit Alpenpanorama-Kulisse im Kopf. Doch auch am Obermain mit seinen vergleichsweise niedrigen Erhebungen ist sie vertreten. Die Bergwacht Kulmbach-Obermain ist rund 30- bis 40-mal im Jahr im Einsatz.

Die Gründe sind Wander-, Waldarbeiter- und Mountainbike-Unfälle – aber auch Kletter-, Rodel und Langlaufunfälle und Abstürze, etwa von Gleitschirmfliegern. Hinzu kommen häufig Vermisstensuchen und zunehmend Unterstützung bei Waldbränden. „Gerade in den letzten Jahren macht sich die zunehmende Trockenheit bemerkbar, und Einsätze dieser Art werden häufiger“, verrät Einsatzleiter Christoph Lindenberger. Es liegt in der Natur des Waldes, dass er im Kern mit normalen Fahrzeugen nicht mehr befahrbar ist.

Logistik in absturzgefährdetem Gelände

Vor Ort unterstützt die Bergwacht deshalb andere „Blaulicht-Organisationen“ wie Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Polizei und Rettungsdienst mit Maschinen, Ausrüstung und Know-how. Sie stellt die technische und medizinische Absicherung der Einsatzkräfte im Gelände sicher und gewährleistet einen schnellen Abtransport, wenn dieser notwendig ist.

30 bis 40 Einsätze im Jahr für Bergwacht Kulmbach-Obermain
Das All Terrain Vehicle im Winterbetrieb mit Schneeketten. Foto: Bergwacht Kulmbach-Obermain

Mit dem Rettungsfahrzeug für den Patiententransport, einem Einsatzleitfahrzeug und einem Mannschaftsfahrzeug mit Einsatzmaterial sowie einem All Terrain Vehicle (ATV) stützen sie die Logistik im absturzgefährdeten Gelände. Gegebenenfalls unterstützt die Bergwacht auch die Koordination von Löschhubschraubern. Reine Bergwachteinsätze dagegen seien selten, so der Einsatzleiter. „Solche gibt es eher im Gebirge.“

Am Obermain seien die meisten Unglücksstellen zwar fußläufig von den Rettungssanitätern erreichbar, doch die Patienten nicht so einfach von diesen abtransportierbar. „Nur, wenn beispielsweise ein Kletterer an einer Steilwand hängen bleibt, helfen wir zuerst alleine.“

„Es ist eine Mischung aus dem Interesse am Bergsport und der Medizin und gleichzeitig Menschen helfen zu wollen. Man hofft ja auch auf Hilfe, wenn man selbst in Not gerät.“
Christoph Lindenberger, Einsatzleiter

Die Bergrettungswache ist in Weismain stationiert, eine ergänzende Wache ist in Kulmbach eingerichtet. Das Einsatzgebiet erstreckt sich vom Landkreis Kulmbach und Lichtenfels bis ins Gemeindegebiet Hollfeld.

30 bis 40 Einsätze im Jahr für Bergwacht Kulmbach-Obermain
Die Bergwacht Kulmbach-Obermain übt die Rettung aus schwer zugänglichem Gelände. Foto: Bergwacht Kulmbach-Obermain

Rund 20 aktive Einsatzkräfte bewegen sich für andere Menschen in Not stets am Rande der Gefahr. Hohe Sicherheitsstandards und -ausrüstung sind unabdingbar. Bei Luftrettungen etwa, die in Zusammenarbeit mit den Hubschraubern mit Rettungswinde der Bundeswehr oder der Polizei ausgeführt werden, bestehe dennoch ein gewisses Unfallrisiko. Warum macht man das also?

Kletterhype im Sommer, mehr Rodelunfälle im Winter

„Es ist eine Mischung aus dem Interesse am Bergsport und der Medizin und gleichzeitig Menschen helfen zu wollen. Man hofft ja auch auf Hilfe, wenn man selbst in Not gerät“, erklärt Christoph Lindenberger. Hinzu kommen das Gemeinschaftsgefühl und das eigene Lernen: Die Sicherheitstechniken und das eigene Sicherheitsbewusstsein entwickeln sich stetig weiter. „Man gibt nicht nur, man nimmt auch selbst viel mit.“

30 bis 40 Einsätze im Jahr für Bergwacht Kulmbach-Obermain
Die Berwacht übernimmt die Rettung per Hubschrauberwinde – wie hier nach einem Kletterunfall im Kleinziegenfelder Tal. Foto: Bergwacht Kulmbach-Obermain

In den vergangenen Jahren habe sich für die Bergwacht vieles verändert: Während der Sommermonate, in denen sich rund 60 Prozent der Einsätze abspielen, existiert kein Vorsorgedienst für die Klettergebiete im Kleinziegenfelder Tal, Bärental und Niesten mehr – aus Zeitgründen und um Personal und Ressourcen zu schonen. Dafür wurde die Rettungswache in Weismain stationiert, verrät der Einsatzleiter mit Blick auf den Kletter-Hype und die steigende Zahl an Unglücken. Die Zahl der Skiunfälle habe durch die milden Winter eher abgenommen, dagegen haben Rodelunfälle an privaten Hängen zugenommen.

Im Zuge der integrierten Leitstellen beobachtet der Einsatzleiter auch eine stärkere Fokussierung der Bergwacht. Sie habe mittlerweile einen festen Platz und Aufgaben im Gesamtkonzept erhalten. Die Standardisierung der Rettungsmaßnahmen zeugen ebenfalls von der gestiegenen Bedeutung. Das macht sich auch am leichten Mitgliederwachstum der vergangenen Jahre bemerkbar.

Was man können muss, wenn man zur Bergwacht möchte

30 bis 40 Einsätze im Jahr für Bergwacht Kulmbach-Obermain
Das Zentrum für Ausbildung und Sicherheit (ZSA) in Bad Tölz mit verschiedenen Übungsstationen. Foto: Bergwacht Kulmbach-Obermain

Zudem befinden sich derzeit sechs neue Anwärter in Ausbildung: Diese beinhaltet beispielsweise bergsteigerische Fähigkeiten für Sommer und Winter inklusive Sicherungsmaßnahmen sowie das Skifahren. „Man muss kein Profisportler sein, aber sich sicher im Gelände bewegen zu können ist die Grundlage für die spätere Rettung.“ Anschließend werden verschiedene Rettungsverfahren bei unterschiedlicher Witterung gelehrt und trainiert. Auch eine Notfallmedizinausbildung sowie Einheiten im Naturschutz und der Luftrettung sind Bestandteile der Lehrzeit.

Alle „Bergwachtler“ vereint die Leidenschaft für den Outdoor-Sport und die Unterstützung von Menschen in Not. In ihrem „anderen Leben“ sind sie Physiotherapeut, Rettungssanitäter, Lebensmitteltechniker oder Handwerker. In ihrem Ehrenamt kommen sie zusammen.

Informationen für zukünftige Bergwachtler unter: kulmbach@bergwacht-bayern.de

Die Organisation finanziert sich durch Beiträge der Bundesländer, den von den Krankenkasse zu tragenden Einsatzpauschalen sowie durch Spenden. Unterstützung für die Stiftung Bergwacht, die die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Rettungs- und Sicherheitskräften, insbesondere durch den Betrieb des Bergwacht-Zentrums für Sicherheit und Ausbildung in Bad Tölz, fördert: bergwacht-bayern.de/kulmbach-obermain

Von Corinna Tübel

Weitere Artikel