„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, hatte der deutsche Schriftsteller Erich Kästner einmal gesagt. Auch der Ausspruch „Gut Ding will lang Weile haben“ ist sehr sinnvoll. Wenn man die Inhalte dieser Zitate zusammennimmt ist man beim Strickkreis in Marktgraitz gelandet.
„Stricken für einen guten Zweck“ lautet stets die Überschrift an ihren Verkaufsständen. Aber zunächst der Reihe nach: 18 sympathische Damen feierten jüngst den 10. Geburtstag ihre Strickkreises. Am 9. Februar 2013 konnte sich niemand vorstellen, dass die Gruppe, die ihre „Strickstube“ in der Marktgraitzer Schule hat, so lange besteht.
Weil Gemeinschaft wertvoll ist
Das wurde jüngst gefeiert: Im Weiten Kreis sitzen da die Damen. An der ehemaligen Schultafel steht in schöner Schrift „10 Jahre Strickkreis“. Daneben ist ein wunderbares Bild von Marktgraitz, das Erich Kliemann gemalt hat. Gründerin Elsbeth Schmölzing kann sich noch sehr gut an den Anfang erinnern. Anstatt alleine zu Hause am Nachmittag zu sitzen, ist Gemeinschaft zu erleben doch viel besser.
So kamen bei einem ersten Treffen zehn Damen zusammen, und mit Stricken war das dazu gehörende Hobby schnell ausgemacht. „Es werden noch mehr“, ist sich Elsbeth Schmölzing sicher. Da kommen noch zwei „junge Dinger“, die hier Stricken lernen wollen. Und tatsächlich so war es dann auch. „Das Miteinander ist aber schon der Hauptgrund der Treffen gewesen“, sagt Stefanie Will. Sie ist auch ein „Kind der ersten Stunde“.

Schon beim ersten Treffen ging es recht fröhlich zu. „Beim Stricken kann man ausspannen, die Wolle geht wie automatisch über Zeigefinger und Nadel und wird zum Objekt“, erklärt sie weiter. Alles andere war Formsache. Die Treffs wurden auf den Montag-Nachmittag terminier. Bürgermeister Jochen Partheymüller zeigte sich erfreut das wieder Leben in die Bude (ehemalige Schule) einkehrt. Bleibt anzumerken, dass die Gemeinde die Strickstube bis heute positiv für das Miteinander und den sozialen Aspekt bewertet.
Bald reifte dann die Idee, die gestrickten Sachen für einen guten Zweck zu veräußern und einen eigenen Stand am Weihnachtsmarkt zu bestücken. Auch dies wurde zügig Umgesetzt und beim Weihnachtsmarkt 2013 der erste Stand mit Strickwaren aufgebaut. Schals, Mützen, Handschuhe und Socken in sämtlichen Farben und Größen entstehen beim gemütlichen gemeinsamen Plausch. Insgesamt 350 Euro bei der ersten Aktion zusammengekommen und konnten an Kindergarten, Pfarrei und für Überlassung des Raums an die Gemeinde übergeben werden.
Auch auf den Herbstmärkten in Redwitz begann man seit 2019 die selbstgefertigten Wollsachen zu verkaufen. Bis heute konnten so über 8000 Euro für soziale Zwecke gespendet werden. Und auch hier hat man sich etwas einfallen lassen. Die Profitierenden werden unterschiedlich ausgesucht. So erhielten: Das Hospitz Lichtenfels 500 Euro, „Helfen macht Spaß“ vom Obermain Tagblatt 600 Euro, Aktion Wünschewagen 500 Euro, die Gummistiftung Kulmbach 600 Euro ebenso wie die Tafel in Burgkunstadt.
Inzwischen fertigten die Damen Strickwaren auf Bestellung für den privaten Zweck. Selbst Gemeindemitarbeiter und Bürgermeister Jochen Partheymüller sind „Kunden“. Auch werden Sonderwünsche wie Knielange Socken gerne erfüllt. Die Verkaufsbude auf dem Weihnachtsmarkt hat bis heute Bestand.
Selbst eine Modenschau gab es
Kaffee und Kuchen gehören zu den meisten Treffs dazu und sogar ein Faschingsstricken gibt es. Aber auch eine eigene Modenschau mit selbstbewussten Damen und ihren Enkelinnen wurde im Pfarrzentrum abgehalten und war von Erfolg gekrönt. Tierfiguren zu Ostern oder Weihnacht wurden schon mit Stricksachen verschönt und selbst zu Adventskränzen hatte man sich etwas einfallen lassen.
„Stricksachen sind zu jeder Jahreszeit gefragt. Sie sind praktisch und nachhaltig“, weiß Elsbeth Schmölzing. Von den zehn gestarteten Damen sind nun noch acht dabei. „Auch Männer sind gerne einmal gesehen. Gegen Woll- und Sachspenden gibt es auch nichts ein zu wenden“, meinen Elsbeth Schmölzing und Stefanie Will.

Von ROLAND DIETZ