Ein Riesenspaß für das Publikum waren die Open-Air-Theatertage in Schwürbitz. Am Freitag, an dem starke Gewitter angekündigt waren, trotzte die Theatergruppe allen Wettervorhersagen und der „Vorhang“ öffnete sich pünktlich. Fast drei Stunden gute Unterhaltung bei bester Verpflegung boten die acht Schauspieler und zahlreichen Helfer dem begeisterten Publikum.
Nach der Premiere folgte doch tatsächlich noch der Gewitterduscher, doch zu diesem Zeitpunkt waren die Besucher schon glücklich und zufrieden daheim. Einzig die Platzwache wurde nass, doch im Hotelzelt machte dies auch nichts weiter etwas aus. Die Samstags- und Sonntagsaufführungen waren ebenfalls ausverkauft und bei angenehmen Sommerwetter perfekt, um sich mit der Komödie „Hochwürden auf der Flucht“ bestens unterhalten zu lassen.
Die Aufführungen fanden im Pfarrgarten der evangelischen Kirchengemeinde, im Schatten des evangelischen Gotteshauses, umrahmt von Pfarrhaus und Gemeindezentrum. Die Zuschauer waren natürlich gespannt, warum der Pfarrer der Gemeinde, die überall in Oberfranken hätte sein können, auf der Flucht sein sollte. Begonnen hatte alles damit, das die „Pfarrköcha“ Trude, authentisch gespielt von Christine Würstlein, in der Sakristei „a Leich“ gefunden hatte. Dies berichtete sie schnell dem Messner Simon, der allerdings gerade andere Sorgen mit seinen „Gaaß´n“ hatte. Der Messner, wunderbar cool dargestellt von Rekordspieler Julius Fischer, kümmerte sich um alles, weniger aber um seine Pflichten rund ums Gotteshaus. So war ihm die Nachricht von der Leiche auch nicht weiter wichtig, Hauptsache seiner Lieblingsgaaß ging es gut, die er kurz zuvor eingefangen hatte.

Wenig später erreichte die Nachricht, dass der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Brüllmeier tot in der Sakristei liege, auch den Pfarrer. Der zerstreute Pfarrer, wunderbar von Rüdiger Pohl gespielt, hatte aber anderes zu tun, wollte doch die halbe Pfarrei etwas von ihm. Dann waren da auch noch Termine und wie sollte der überlastete Seelsorger an einem einzigen Tag die Beerdigung von der „aldn Müllera“ und eine Trauung hinbekommen? Da kann es schon mal passieren, dass man am Grab von der Eheschließung fantasiert. Man bekam den Eindruck, als wäre der Brüllmeier nicht sonderlich beliebt. Und das rührte daher, dass er sich in die Predigten des Hochwürden, in die Gaaßnhaltung des Messners, in die Haushaltführung der Köchin („Du koost doch niä dei Unterwäsch näibä därä ven Herrn Pfarra häng! Des väsdösst gäichän Zöllibat!“) und in sonst noch anstehende Themen einmischte.
Nur im Koma ist der Moralapostel Brüllmeier zu ertragen
Das Publikum lernte auch Frau Brüllmeier, perfekt in Szene gesetzt von Karin Kreusel, kennen. Ebenso Tochter Eva Brüllmeier (Debütantin Lisa Motschenbacher), die mit ihrem Freund Robert, wunderbar gespielt von Julian Fleischmann, im Pfarrhaus auftauchte, weil sie heiraten mussten.
Und plötzlich tauchte dann die vermeintliche Leiche auf. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Brüllmeier persönlich, bestens dargestellt von Stefan Ehrsam, der im Laufe der Aufführung noch manchen Tod sterben sollte. Er konnte sich an nichts mehr erinnern. Warum solle er in der Sakristei gelegen haben? Zum Glück gab es noch die attraktive Pfarrgemeinderatskollegin, die hervorragend von Annika Engelmann dargestellt wurde. Sie erklärte Brüllmeier, dass sie doch ein Liebespaar wären, obwohl beide verheiratet sind. Sie hätten sich in der Sakristei getroffen, da dies am wenigsten auffiele. Dies wollte Brüllmeier nach seinem Schlag auf den Kopf, der aber auch von der „Daabheit“ in der Sakristei hätte kommen können, sofort beichten, doch Hochwürden war schon wieder mal auf der Flucht vor den vielen Wünschen seiner Schäfchen.

Brüllmeier sollte sich weiter totstellen und versteckt unter der Decke auf dem Sofa anhören, wie unbeliebt er ist und das niemand um ihn trauern wolle. Doch natürlich wurde er entdeckt und beim Versuch, ihn wegzuschaffen, fiel der Arme mitsamt dem Sofa um und wieder auf den Kopf. Da war er wieder der alte Brüllmeier, der dem Pfarrer vorschreiben wollte, dass er gefälligst gegen den Verfall der Moral predigen solle und am besten schriebe er die Predigt gleich selbst, da er sich ja mit so etwas besser auskenne.
Zum Ausleuten erklingen sogar die Kirchenglocken
Derweilen hatte der Messner aber schon „ausgeläutet“. Zum einen, weil sein Gaaßbock „gfreggd“ war und zum anderen für den Brüllmeier. Interessant daran, dass für das Theaterspiel die Glocken des Gotteshauses schwiegen, dass Ausläuten aber per Fernbedienung von Regie Sabine Wich zum Spiel passte und somit die Kirche mit einbezogen wurde. Was also jetzt tun, mit dem Ekel Brüllmeier? Da verpassten Köchin und Geliebte dem Tyrann einen Schlag und zusätzlich rannte er noch gegen die Wand. Da war sie wieder, die „Leich“, und hauruck lag sie wieder auf dem Sofa.

Hier fand ihn der zukünftige Schwiegersohn und versteckte ihn im Schrank für die Messgewänder. Die Zuschauer hatten ihre Freude an dem turbulenten Treiben. Wieder kam keine Trauer auf und nachdem er erwachte und aus dem Schrank fiel, war Brüllmeier lammfromm, erteilte seinen Segen zur gewünschten Hochzeit seiner Tochter und ließ sich brav von seiner Gattin nach Hause schaffen. Enttäuscht darüber, schlüpfte nun die Geliebte in die Ekelrolle und war nicht einverstanden mit der Predigt, wollte die Gaaßn ganz abschaffen und die Haushaltführung umkrempeln. Darauf die Köchin: „Hä Pfarra, die loudn miä moring zum Essn ei, des übäläbt die niä!“
Viele Pointen sorgten für anhaltende Heiterkeit im Publikum. Behauptete der Brüllmeier doch, dass der Messner der schlechteste Orgelspieler von ganz Oberfranken sei: „Wenn dä sich no die Orgl setzt, genn alla Leut zen piesln.“ Und der Messner wiederum stellte fest: „Wenn dä Brüllmeier zur Tür rei kümmd, ziehn die Bluma freiwillich die Köpf ei!“ Den Schlusspunkt setzte das Brautpaar Eva und Robert. Die Tischdecke als Schleier auf dem Kopf und den Blumentopf als Strauß wollten beide eine Soforttrauung, die der Pfarrer mit den Worten einleitete: „Liebe Trauergemeinde...“
Bald gibt's die Aufführung auf DVD zu sehen

Eine rechte Gaudi halt, die sich an den drei Theatertagen im Pfarrgarten abspielte und viele Fans aus Schwürbitz und Umgebung anlockte. Regisseurin Sabine Wich stellte nach der Aufführung die Akteure einzeln vor und Vorsitzende Ulla Engelmann hatte eine lange Dankesliste von Helfern und Unterstützern abzuarbeiten, da viel Aufwand nötig war, um den Garten in ein Open-Air-Gelände umzubauen. Dr. Elmer Geus hatte am Samstagabend die Komödie gefilmt, so dass das „Stückchen vom Herrn Pfarrer“ demnächst auch auf DVD zu sehen sein wird.
Im Anschluss feierten die Akteure und Helfer jeweils den tollen Erfolg und freuten sich über die unfallfreien, stimmungsvollen, lauen Sommerabende auf dem neuen Open-Air-Gelände von Schwürbitz.
Von Stefan Motschenbacher