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MICHELAU / SCHWÜRBITZ

Neu in Michelau: das Diakon-Ehepaar Dünisch

Im Pfarrhaus in Schwürbitz herrscht wieder Leben: Mitte August sind Diakonin Viktoria Dünisch und Diakon Andreas Dünisch mit ihren beiden Töchtern, Hund und Katz hier eingezogen. Foto: Annette Körber

Andreas Dünisch sitzt am großen Tisch im Arbeitszimmer und zählt auf, was nächste Woche auf ihn zukommt: drei Schulanfangsgottesdienste, die Segnung der Kläranlage, ein Konfirmanden-Samstag, zwei Taufen und die Segnung des Neuensorger Feuerwehrautos. Seine Frau Viktoria nimmt mit dem neuen Schuljahr am Dienstag ihre Lehrtätigkeit in den Grundschulen in Schney, Redwitz und Ebensfeld auf.

Im Flur des Schwürbitzer Pfarrhauses stehen noch der Werkzeugkasten und Umzugskartons. Aber für den Diakon, der die Pfarrstelle 3 in der evangelischen Pfarrei Michelau besetzt, und die Diakonin, die als Katechetin im Schuldienst wirken wird, geht's gleich in die Vollen.

Bewerbung im Doppelpack

„Ja, natürlich“, sagt Viktoria Dünisch. Beide lächeln. Seit Mitte August sind sie da und seitdem auch schon gut beschäftigt. Andreas Dünisch spricht von einem „fließenden Übergang“. Aber für die beiden ist das normal. „Brüder – so nennen sich die Diakone untereinander – erzählen von früher, dass man angerufen wurde und es hieß: nächste Woche Münchberg“, sagt Viktoria Dünisch. So plötzlich sind die Dienstwechsel nicht mehr; die Diakone bewerben sich mittlerweile selbst auf offene Stellen, die im Amtsblatt zu finden sind. Aber offiziell werden sie weiterhin von der Rummelsberger Diakonie „entsendet“.

„Wir haben uns im Doppelpack beworben“, sagt Viktoria Dünisch. Die beiden 37-Jährigen freuen sich, dass zwei passende Stellen frei waren. „Frauen sind ja kein Anhängsel mehr, das seine seine Stelle aufgibt, wenn der Mann irgendwo hingeschickt wird“, bemerkt Andreas Dünisch.

Auswärtige Kennzeichen

Allerdings tritt seine Frau seit Geburt der beiden Töchter – mittlerweile drei und zehn Jahre alt – etwas kürzer und arbeitet Teilzeit. Bis das erste Kind kam, war sie Gemeindediakonin in Cadolzburg, dann übernahm er diese Stelle. Insgesamt lebte die Familie 14 Jahre in Mittelfranken. Daher auch noch das Fürther Kennzeichen an einem der beiden Autos der Dünischs. Viktoria Dünisch schmunzelt. „Das wird bestimmt zum Erkennungszeichen.“

Das andere Auto mit dem Coburger Kennzeichen wird wohl nicht so stark auffallen. Sie haben es von ihrer Mutter übernommen: „Generell finden wir es nicht richtig, etwas zu verschrotten, was noch funktioniert“, betont Viktoria Dünisch. Entsprechend haben sie auch einen Briefkasten über Ebay-Kleinanzeigen in Michelau gefunden – und sind so gleich mit Gemeindegliedern ins Gespräch gekommen.

Schwerpunkt Jugendarbeit

Das Ehepaar ist mit den beiden Töchtern, Hund und Katze in das Schwürbitzer Pfarrhaus gezogen, das seit dem Weggang von Matthias Hain leer stand. Andreas Dünisch hat aber nicht seine Pfarrstelle übernommen; die betreut weiterhin Interimspfarrer Jürgen Harder. Dünisch folgt auf Pfarrer Gundolf Beck, der nach Strössendorf-Altenkunstadt gewechselt ist. Während an die zweite Pfarrstelle die Verwaltung und die Geschäftsführung gekoppelt ist, hat die dritte Pfarrstelle ihren Schwerpunkt in der Kinder- und Jugendarbeit, erklärt Dünisch.

Die beiden finden es schön, mitten in der Gemeinde zu wohnen. „Aber ich kann es jetzt verstehen, dass sich nicht jeder übers Sechs-Uhr-Läuten freut“, bemerkt Viktoria Dünisch mit einem Augenzwinkern. Die Kirche steht schließlich gleich neben dem Pfarrhaus. Das Ehepaar habe sich mittlerweile dran gewöhnt, aber wenn jemand Schichtdienst hat ...

Es mag zumindest unkonventionell wirken, wenn sich Diakone so über Kirchenglocken äußern. Aber Kirche ist für die beiden eben mehr: „Es geht ja nicht ohne Menschen“, betont Viktoria Dünisch. Für diese wollen sie da sein. „Ich glaube, das können wir schon ganz gut“, meint ihr Ehemann. Und erzählt von seinen Erfahrungen aus der Arbeit mit Konfirmanden: Wie schön es ist, Kinder auf ihrem Weg zu begleiten, ihnen zu helfen und dann zu erleben, wie sie als Erwachsene erzählen, was sie aus dem Unterricht für sich mitgenommen haben.

„Ihr macht – wir unterstützen“

Sich selbst sieht er dabei als „Ermöglicher“. Seine Frau lächelt. „Anstoßen, vielleicht mal nachhelfen und dann zuschauen, wie's rollt.“ Es sei natürlich der schwierigste Punkt zu sagen: Ihr macht – wir unterstützen. Statt einfach selbst vorzugeben, wie es laufen soll. Aber die Familie Dünisch wird schließlich irgendwann weiterziehen. Das Gemeindehaus und die Menschen bleiben da.

Jetzt sind Viktoria und Andreas Dünisch aber erst mal angekommen. „Wir freuen uns auf die Menschen und bauen weiter an der Kirche von morgen“, sagt Viktoria Dünisch.

„Wo geht die Kirche hin? Das wissen die Leute vor Ort am besten. Wir Hauptberuflichen können dann die Tools dazu liefern.“
Viktoria Dünisch, Diakonin

Die Kirche von morgen: Wie soll die aussehen? Wo entwickelt sie sich hin? Eine spannende Frage in Zeiten, in denen beiden Konfessionen die Gläubigen weglaufen. Die Diakonin erhebt energisch Einspruch. Sie glaubt nicht, dass die Gläubigen weglaufen. Der Glaube, der sei bei vielen nach wie vor da. Aber die Rahmenbedingungen passten oft nicht. Für die Alleinerziehende, die mit jedem Euro rechnen muss und die Kirchensteuer nicht mehr zahlen kann. Den regelmäßigen Kirchgänger, der dort keine Antwort auf seine Fragen findet. Die Eltern, die im Jonglieren mit Kinderbetreuung, Haushalt und Beruf den Kontakt zur Gemeinde verloren haben.

Es kämen weiterhin ganz viele junge Menschen, die ihre Kinder taufen lassen wollen, sagt Andreas Dünisch und erzählt vom Konfi-Kurs, den er in Cadolzburg bereits in der dritten Klasse gehalten hat und an dem auch konfessionslose Kinder teilnehmen durften: Einige wollten sich dann auch taufen lassen.

Noch nie heimgeschickt worden

„Ich bin auch als Notfallseelsorger noch nie heimgeschickt worden, auch nicht, wenn ein katholischer Kollege angefordert worden ist. Und ich habe auch mit Konfessionslosen gebetet“: Es sind Erfahrungen wie diese, die ihn und seine Frau darin bestätigen, dass es die zwischenmenschlichen Beziehungen sind, die Kirche ausmachen. Und dass der Glaube im Leben der Menschen weiterhin eine wichtige Rolle spielt.

„Wo geht die Kirche hin? Das wissen die Leute vor Ort am besten. Wir Hauptberuflichen können dann die Tools dazu liefern. Das eine ist das, was die Menschen tun. Das andere ist dann das, was Gott dazu tut“, fasst Viktoria Dünisch zusammen.

tam

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