Es gab auch beim zweiten Anlauf im Gemeinderat kein Weiterkommen, was den Antrag der Deutschen Telekom zur Errichtung eines Mobilfunkmastes im Marktgraitz betrifft. Zeigten sich die Gemeinderäte gerade zum Ende der Diskussion noch Kompromiss - und Gesprächsbereit scheinen die Fronten der Deutschen Telekom mit ihrer Kommunalbeauftragten Jennifer Pohl sehr verhärtet zu sein. So waren die Räte bei der letzten Sitzung schon gegen den Bau eines Mobilfunkmastes hinter dem Sportgelände gewesen.
Deswegen fand im Rathaus auf Wunsch von Jennifer Pohl und dem Konzernbevollmächtigten Josef Scherl am 19. März ein weiteres Gespräch statt. Jennifer Pohl war mit der Darstellung ihrer Aussagen in der letzten Gemeinderatssitzung nicht zufrieden und fühlte sich missverstanden. Dennoch wich sie nicht von ihrer am 1. März geäußerten Meinung ab, gab Bürgermeister Jochen Partheymüller an seine Räte weiter. Betont wurde, dass der mögliche neue Mobilfunkmast die statischen Voraussetzungen erfülle, um Antennen für alle drei Netzbetreiber aufzunehmen.
Platz wäre für alle drei Anbieter
Der Mast werde auch den Konkurrenzunternehmen zur Mitnutzung angeboten. Die Kommunalbeauftragte teilte weiter mit, sie werde hier bei „Telefonica“ und „Vodafone“ nachfragen, ob der Mobilfunkstandort von ihnen mitgenutzt werden wird, und ob diese einen weiteren Ausbau in Marktgraitz oder Umgebung planen. Dadurch sinke auch die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Mobilfunkmasten von anderen Unternehmen in Marktgraitz errichtet werden. Eine verbindliche Erklärung der Konkurrenzunternehmen auf eigene Maste zu verzichten und ausschließlich den jetzt geplanten Mast zu nutzen, werde man aber nicht bekommen.
Angeboten wurden von ihr die Vermittlung einer Informationsveranstaltung des Landesamtes für Umwelt für die Gemeinderatsmitglieder und interessierte Bürger (sobald die Pandemie dies wieder zulässt) sowie die Vermittlung einer Vorher- und Nachher-Messung mit Prognoseberechnung. Außerdem finde am 22. April, von 15 bis 18Uhr eine virtuelle Veranstaltung der Gemeindezeitung zum Thema „Mobilfunk und 5G“ statt, auf der das Landesamt für Umwelt auch gesundheitliche Aspekte darstellt. Hierfür könnten Eintrittskarten besorgt werden.
Entweder dort oder eben gar nicht
Erneut abgelehnt wurde der Vorschlag und die Möglichkeit zur Anbringung der Mobilfunkantenne an einem Hochspannungsmast. Angeblich wäre die Sendeleistung eingeschränkt und der Unterhalt und die Entstörung nicht zeitgerecht und mit vertretbarem Aufwand möglich. Außerdem sei nicht sicher, sagte Jennifer Pohl , ob die Statik des Strommasts überhaupt die Aufnahme einer Mobilfunkantenne zulasse. Standortkompromisse werde die Telekom nicht mehr eingehen, da dies schon früher nur zu Beschwerden wegen schlechten Empfangs trotz neuem Mast geführt habe. Lieber werde man dann gar keinen Funkmast errichten.
Am Bauantrag hält die Telekom fest. Dieser wurde mit dem verweigerten Einvernehmen der Gemeinde mittlerweile an das Landratsamt weitergeleitet. Besonders hart traf es die Räte, dass sowie dargestellt keine Standortkompromisse möglich seien. Georg Bülling (CSU) sagte, das Ganze sei dennoch eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklungsfrage. Jeder will mit seinem Smartphone das bestmögliche Netz, aber keinen Mobilfunkmast in seiner Nähe. Dies sah auch Michael Beier (FW) ähnlich. Aussagen wie „Schütz unsere Kinder vor Mobilstrahlung“ seien sehr kritisch zu betrachten, da die meisten Kinder schon im Grundschulalter ein Handy besäßen.
Jeder will Mobilfunk, aber keiner eine Antenne
Er forderte mehr Aufklärung für die Bürgerschaft über möglichen Schäden zur Nutzung. Kerstin Röling CSU vertrat die Meinung, nochmals andere Standorte zu prüfen und so doch noch mal mit der Telekom ins Gespräch zu kommen. „Wir sollten nicht mit Rechtbeistand drohen, denn das sei auf zu viel Krawall gebürstet“.
„Es ist schade, dass wir
behandelt werden wie dumme Bauern, die nichts verstehen“.
Bürgermeister Partheymüller bemerkte dazu, dass dies nicht in Frage komme da erst die rechtliche Einschätzung des Landratsamtes abzuwarten bleibt. Wenn kein Mast seitens der Telekom gebaut werde, was werden dann die anderen Anbieter machen, fragte Anton Hügerich FW. Es wäre fatal, wenn in nicht ansehbarer Zeit drei Mobilfunkmasten zur Debatte stehen würden. Stefan Stumpf (SPD) war auch der Meinung, dass eine Strategieänderung nötig sei, denn früher oder später werde 5G kommen. „Es ist schade, dass wir behandelt werden wie dumme Bauern, die nichts verstehen“. „Wir sind nicht unbedingt gegen einen Mobilfunkmast sondern gegen den geplanten Standort“.
Im weiteren wurde beschlossen, die begonnen Unterschriftenlisten gegen die Planungen für einen neuen Mobilfunkmast fortzuführen. Jeder Gemeinderat und auch Bürgermeister Jochen Partheymüller werden hier weiterhelfen. Auch soll im nächsten Amtsblatt ein Mitteilungsschreiben, wo auch die Möglichkeit von Unterschriften gegen die Planungen gegeben ist, veröffentlicht werden.
Neues Lichtkonzept für den Marktplatz

Vorgestellt und auf den Weg gebracht wurde ein neues Lichtkonzept für Alte Schule, Rathaus und Kirche. Dazu konnte Partheymüller die Ideen für Lichtplanungen des Teams von „Kronach leuchtet“, die Markus Stirn erarbeitet hatte, vorstellen. Der Bürgermeister führte dazu aus, dass die Planung der Beleuchtung, die zum Weihnachtsmarkt 2018 die Gebäude anstrahlte, ähnlich sei. Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 30 000 Euro. Anschließende laufende Kosten fielen kaum ins Gewicht.
Das Lichterkonzept solle auch im Jubiläumsjahr „950 Jahre Marktgraitz“ eine gewisse Ausstrahlung ergeben. Leider ist es sehr unsicher ob eine Jubiläumsfeier möglich sei. Ansonsten solle das besondere Licht an Festen, Feiertagen oder bei besonderen Anlässen dem Marktplatz ein besonderes Flair geben. Einstimmig wurde festgestellt, dass bis September diese Aufwertung des Platzes installiert werden soll.
Zügig wurde der in der letzten Sitzung zurückgestellte Antrag der katholischen Kindertagesstätte St. Michael zum Bau eines Kinderwagenunterstellraumes abgehandelt. Dieser soll hinter der Garage gebaut werden. Die Kosten belaufen sich auf 3000 Euro. Grund dafür war, dass sich die Anzahl von Wägen in den letzten Jahren erhöht hat und es am Behinderten-WC und beim Fluchtweg zu eng geworden war.
Viel Zustimmung erhielt der Vorschlag von Jörg Partheymüller für jedes Neugeborene Kind in Marktgraitz einen Baum zu pflanzen. Dieser Vorschlag wird geprüft und in einer der nächsten Sitzungen genauer besprochen.
Von Roland Dietz