Es tut sich was in der politischen Landschaft der Korbmachergemeinde. In der Turnhallengaststätte wird am Mittwoch, 28. September, um 18.30 Uhr zur Gründungsversammlung der Unabhängigen Bürger Michelau (UBM) eingeladen.
Dahinter steckt keine Unbekannte: Simone Naumann, bis Januar 2021 Mitglied der SPD-Fraktion, seither fraktionslose Gemeinderätin. Im April 2021 trat sie als parteilose Bürgermeisterkandidatin an, bestritt den Wahlkampf allein mit ihrem Lebensgefährten – und zwang Jochen Weber von der CSU in die Stichwahl. Dort gewann zwar der Konkurrent von den Christsozialen, aber mit 42,9 Prozent gelang Naumann aus dem Stand ein respektables Ergebnis.
Es war diese Erfahrung, so sagt sie im Gespräch mit dem Obermain-Tagblatt, die den Anstoß dazu gab, jetzt mit den Unabhängigen Bürgern ein neues Angebot im politischen Spektrum Michelaus zu schaffen. Denn sie habe ihr gezeigt, dass es hier durchaus den Wunsch nach unabhängiger Kommunalpolitik gibt.
Und: „Ich habe während des Wahlkampfs gemerkt, dass viele sich im Ort engagieren möchten, aber nicht in eine Partei wollen“, erzählt sie. Diesen Schwung möchte sie jetzt mitnehmen für eine neue Wählervereinigung, die ohne großes politisches Programm lösungsorientiert die Probleme anpackt. Ihr Handeln solle allein von den Bürgerinnen und Bürgern bestimmt werden. Naumann nennt sie ein „Konvolut von Menschen, die zusammenarbeiten, aber unabhängig entscheiden können“. Das wäre auch so im Falle einer Wahl. Ein Fraktionszwang sei nicht vorgesehen. Vorbild sind für die Initiatorin zum Beispiel die Unabhängigen Bürger in Marktzeuln oder Redwitz.
Auch Freie Wähler werden zur Gründungsversammlung kommen
Naumann verrät, dass sie schon viel positives Feedback erhalten habe, auch von Leuten, von denen sie das nicht erwartet hätte. Sie ist deshalb zuversichtlich, dass bei der Gründungsversammlung auch ein Vorstand gebildet werden kann, und freut sich danach auf eine dynamische Entwicklung.
Dass eine zunehmende Zersplitterung der politischen Landschaft die Arbeit im Gemeinderat erschweren könnte, fürchtet sie nicht. Die Opposition verstehe sich sehr gut, erklärt sie.
Das bestätigt Lutz Weisser, Fraktionssprecher der Freien Wähler: „Ich werde Simone keine Steine in den Weg legen, ganz im Gegenteil.“ Er werde selbst zur Gründungsversammlung der UBM gehen und habe das auch seinen Unterstützern und den übrigen Freien Wählern ans Herz gelegt. Danach wollen sich die Freien Wähler zusammensetzen und überlegen, wie sie damit umgehen.
Weisser sieht in den Unabhängigen Bürgern keine Konkurrenz, obwohl der Ansatz der Freien Wähler der gleiche ist: keine Partei, kein Fraktionszwang. Aber seine Wählervereinigung werde immer weniger als solche wahrgenommen, gibt er zu. Das liege auch am Auftreten des Landesvorsitzenden Hubert Aiwanger. Und so sagt Weisser, der auch nicht Mitglied im Kreisverband ist, dass sein Herz nicht an den Freien Wählern hängt.
Wie es für diese weitergeht in Michelau? Das ist offen. Es könnte sein, dass beide Wählervereinigungen zur nächsten Wahl eine gemeinsame Liste aufstellen. Es könnte auch sein, dass sich die Freien Wähler den Unabhängigen Bürgern anschließen. Es könnte aber auch sein, dass sie weitermachen wie bisher. Vielleicht werden sie das nach der Veranstaltung am Mittwoch entscheiden. Vielleicht aber auch erst vor der nächsten Wahl.
Von Annette Körber