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NEUENSEE

Die Amphibiensammler von Neuensee

Die Amphibienretter bei der Arbeit an der Neuensorger Straße. Foto: Heinz Fischer

Seit zehn Jahren schon kümmert sich der Gartenbauverein Neuensee in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz um die wandernden Kröten an der Straße nach Neuensorg. Zeit für die Initiatoren Werner Schilling und Anton Reinhard (BN), ihr Projekt einmal genauer vorzustellen. So traf man sich im Kultursaal in Neuensee zum Gedankenaustausch über die Erfahrungen beim Amphibienschutz.

BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhard konnte dazu eine große Anzahl Interessierter begrüßen, unter anderem Dritten Bürgermeister Hubert Robisch. Dieser betonte, dass man auch in Michelau Naturschutz und Nachhaltigkeit im Auge behalte, besonders in Bezug auf auszuweisende Baugebiete. Gerne tue man etwas zum Schutz der Kröten, sind sie doch nicht zuletzt, so Robisch augenzwinkernd, Pate für den Spitznamen der Michelauer.

Im Frühjahr und im Herbst sind Kröten, Frösche, Salamander und Lurche auf Achse. Im Frühjahr wandern die Tiere zu ihren Laichgründen, um dort ihre Eier abzulegen. Sie suchen jedes Jahr die Gewässer auf, in denen sie sich von der Kaulquappe zum Frosch oder zur Kröte gewandelt haben. Im Herbst begeben sie sich auf die Suche nach einem Winterquartier. Dabei müssen Amphibien häufig Straßen und andere Hindernisse überqueren oder fallen in Gullys oder Lichtschächte oder werden überfahren. Hunderttausende dieser ohnehin gefährdeten Kleintiere kommen dabei zu Tode.

Die Bestandsrückgänge sind dramatisch

In diesem Falle ist es die Straße von Neuensee nach Neuensorg. Was man dagegen tun kann, zeigt das Neuenseer Projekt. Es sind diese warzigen Wald- und Feldbewohner, so Anton Reinhard, nicht „nur“ Kröten, diese Spezies sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette unserer einheimischen Fauna. Der Bestand an Erdkröten sei in den letzten zwölf Jahren um 18 Prozent zurückgegangen, der der Grasfrösche schon um 28 Prozent. Der Bund Naturschutz werbe deshalb immer wieder für mehr naturbelassene Areale. Sie böten die höchste Vielfalt an Strukturen, wie etwa feuchtes Totholz als Rückzugsort, unterschiedliche Wasserlebensräume oder Überwinterungsquartiere für die Amphibien.

Jeder kleine Beitrag zählt

Engagieren sich für den Schutz der Amphibien (v. li.): Cornelia Hofmann, Günter Lutz, Jan Ebert, Marion Damm, Stephanie Gritscher, Dritter Bürgermeister Hubert Robisch, Werner Schilling und Anton Reinhard vom Bund Naturschutz. Foto: Heinz Fischer

Der Ehrenvorsitzende des Gartenbauvereins Neuensee, Werner Schilling, begann seinen Vortrag mit dem Abspielen eines 1984 entstandenen Liedes von „Haindling“ aus der Feder von H.J. Buchner mit dem Titel „Drei Hellseher“. Hier wird ein Endzeitszenario beschrieben, das ein schauriges Debakel in der Natur voraussagt, wenn man nichts dagegen unternimmt. Man müsse besser heute als morgen etwas gegen die bevorstehenden Klimakatastrophen unternehmen, auch wenn es nur ein kleiner Beitrag sei, wie die Rettung der Amphibien in unserer Region, mahnte Werner Schilling an.

18 Sammler und beeindruckende Zahlen

Erfreut zeigte er sich über die Tatsache, dass im Zeitraum von zehn Jahren während der Wanderzeit ständig insgesamt 18 Sammler im Einsatz waren. Ein Schutzwall wurde an der Straße errichtet, als Hinlaufzaun circa 450 Meter lang, als Rücklaufzaun beläuft sich die Länge auf etwa 150 Meter. Der Hinlauf wird im Zeitraum von Anfang März bis Mitte April aufgestellt, der Rücklauf entsprechend zwei Wochen später. So konnten auf diese Art und Weise im genannten Zeitraum – und hier führte man akribische Statistik – 20.748 Erdkröten, 49 Teichmolche, zwölf Bergmolche und 2.378 andere Grün- und Braunfrösche sicher über die Straße gebracht werden.

Werner Schilling gab seinem Wunsch Ausdruck, dass sich weiterhin genügend Interessenten für die Amphibiensammlung fänden. Nur so könne die Zukunft der bedrohten Erdkröten, Molche und anderen Froscharten in Neuensee und anderen Gebieten der Region gesichert werden. Marion Damm vom Landesverband für Vogelschutz stellte in der Folge noch die verschiedenen Arten der Amphibien und ihre Lebensweise vor.

Bei Speisen und den von einem anonymen Spender gesponserten Getränken wurde in der Folge noch lebhaft diskutiert und viele Fragen zum Thema erörtert.

 

Von Heinz Fischer

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