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EBENSFELD

Wie Ebensfeld vor Starkregen geschützt werden soll

Auch der Ebensfelder Ortsteil Unterneuses blieb in der Vergangenheit nicht verschont von der Hochwasserproblematik. Diese Aufnahme entstand im Mai 2019, als der Haselbach über die Ufer trat. Foto: News5/Merzbach

„Starkregen lässt sich nicht vermeiden, aber Schäden lassen sich minimieren“, dieser Satz am Ende der Ausführungen von Planer Martin Löffler macht deutlich, dass sich der Weg bis zur Umsetzung eines Sturzflut-Risikomanagements für Gewässer dritter Ordnung im Markt Ebensfeld lohnt. Nach dem „Startschuss“ in Form einer Bürgerversammlung gab der Vertreter von Gaul Ingenieure, die mit Baur Consult den Zuschlag zur Erstellung des Konzepts erhielten, dem Gemeinderat nun einen ersten Sachstandsbericht.

Per Fragebogen konnten betroffene Bürger ihre Erfahrungen schildern. 42 Bögen seien zurückgekommen, teilte Löffler mit. Der Hochwasserschutz bei Oberbrunn, die – vereinfacht ausgedrückt – staatlich „angeordnete“ Ausweisung des Überschwemmungsgebiets Kellbach, aber auch die Frage nach geeigneten Maßnahmen zur Eigenvorsorge – viele Fragen und Anliegen beschäftigen die Bürger, die auf ihren Anwesen schon einmal unter den Folgen von Hochwasser oder Starkregen leiden mussten oder sich diesbezüglich Sorgen machen. Es fanden – dort, wo sich Betroffene bereit erklärten – auch Ortstermine statt. „Die Bürger informieren sich inzwischen auch selbst immer besser in Sachen Eigenvorsorge“, so die Erfahrung des Planers.

In den zurückliegenden Jahrzehnten trat immer wieder zutage, welche Schäden entstehen können, wenn ansonsten dahin plätschernde Bäche plötzlich über die Ufer treten oder hohe Niederschlagsmengen herunterprasseln. Löffler zeigte eine Liste der Hochwasser- und Starkregenereignisse der Vergangenheit, wobei beispielsweise das Jahr 1978 prägend war und die Liste seit 2013 eine auffällige Häufung erkennen lässt.

Im ersten Schritt zum Auftakt des Sturzflut-Risikomanagementkonzepts wurden für eine Fläche von 80 Quadratkilometern die „Fließwege“ im Gemeindegebiet ausgewertet – also quasi die Wege, die das Wasser nimmt, wenn die Gräben bei Hochwasser oder Starkregen nicht mehr ausreichen. In digitaler Form können interessierte Bürger die ermittelten Fließwegem Rathaus in digitaler Form einsehen. Ansprechpartner des Marktes Ebensfeld bei Fragen von Bürgern rund ums angelaufene Sturzflut-Risikomanagement ist Tobias Walter.

„Wir wissen jetzt in etwa, wo der Schuh drückt“
Martin Löffler, Planer

Nach der Bestandsanalyse meinte der Paner: „Wir wissen jetzt in etwa, wo der Schuh drückt.“ Im Frühjahr erfolgt nun als nächster Schritt die Gefahren- und Risikobeurteilung. Nach Möglichkeit soll für jedes Gebäude eine Gefährdungslage ermittelt werden. Löffler zeigte am Beispiel einer anderen Kommune, wie eine solche Karte aussieht: Auf einem Luftbild sind Häuser in verschiedenen Farben gekennzeichnet, je nach Gefährdungslage von gering (gelb) bis hoch (rot). „Vor der Sommerpause soll die Risikobeurteilung abgeschlossen werden“, teilte der Referent weiter mit. Die Gefährdungslage-Karte wird für Interessierte auch einsehbar sein.

Künftig wohl auch Starkregen-Schutzmaßnahmen förderfähig

Er wies darauf hin, dass die jetzigen ersten Schritte der Konzeption und Analyse staatlich gefördert werden, aber es auch bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen Fördermöglichkeiten gibt. In der Vergangenheit unterstützte der Staat nur Hochwasserschutzmaßnahmen, so Löffler, der aber anmerkte: „Hier findet mittlerweile ein Umdenken bei der Staatsregierung statt“. Künftig dürften also auch geeignete Maßnahmen abseits der Gewässer zur Minimierung von Schäden bei Starkregenereignissen förderfähig sein.

Nach dem Part der Gefahren- und Risikobeurteilung wird dann überlegt, welche Maßnahmen zur Vermeidung oder Minderung von Schäden durch Hochwasser und Starkregen ins Konzept aufgenommen werden könnten und welche schließlich umgesetzt werden sollen. Der Abschluss des Konzepts ist für Ende 2023 anberaumt.

Löffler gab aber auch zu bedenken, dass für die Umsetzung mancher Schutzmaßnahmen auch private Grundstückseigentümer ins Boot geholt werden müssen. „Das ist eine sensible Sache“, räumte er ein.

Bürgermeister Bernhard Storath dankte Löffler für seinen im übrigen auch auf der Homepage der Gemeinde unter der Rubrik „Leben und Wohnen“ veröffentlichten Sachstandsbericht.

Von Mario Deller

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