Etwa 30 Interessierte haben sich am Freitagabend in der Alten Darre eingefunden, um mehr über die Zeit zu erfahren, in der die Karolinger sich in Franken ausgebreitet und den Landesausbau vorangetrieben haben. Anton Köcheler, Leiter des Arbeitskreises Archäologie bei der Kultur-Initiative Bad Staffelstein (KIS), hielt einen kurzweiligen Vortrag über diese Zeit.
Zunächst warf er einen kurzen Blick zurück, als die Franken sich ausbreiteten. Diese waren kein einheitliches Volk, sondern eine Vereinigung westgermanischer Teilstämme. Das Hauptsiedlungsgebiet war ursprünglich am Niederrhein, in den heutigen Gebieten der Niederlande und Belgien (Saalfranken) sowie am Mittelrhein rund um Aachen, Köln und Mainz.
Unter Chlodwig I. (452 – 511) wird eine aggressive Expansionspolitik betrieben. 496 unterwirft er die Alemannen. Seine Söhne Chlotar und Theuderich eroberten 531 Thüringen, 550 wird Bayern lose abhängig, 785 dann endgültig fränkische Provinz.
Zunehmende Christianisierung vom Bistum Würzburg aus
Unter Karl dem Großen (768 – 814) erfolgte die Landnahme fränkischer Stämme in Oberfranken und auch die zunehmende Christianisierung. Diese wurde vom 741/742 durch Bonifatius gegründeten Bistum Würzburg als Verwaltungsmittelpunkt organisiert. Hausmeier Karlmann, der Vorstand der königlichen Hofhaltung, stattete das Bistum mit einem Königsgut und 25 Eigenkirchen aus.
In diesem Zuge ging auch der Landesausbau mit Straßen und Wasserwegen voran. Diese Straßen lagen zumeist auf Höhenrücken und verbanden die Handelszentren miteinander. Diese sind allerdings nur schwer nachzuweisen. Der Archäologe Klaus Schwarz konnte allerdings den Straßenverlauf von Bamberg-Hallstadt nach Norden nachvollziehen und in einer Karte einzeichnen.
Was in den Gräberfeldern gefunden wurde
Ebenso wurden Wasserwege genutzt, um Waren relativ schnell zu transportieren. Mit einer sogenannten „Prahm“ konnten bis zu neun Tonnen befördert werden. Problematisch waren dabei allerdings alle Fahrten, die flussaufwärts führten. Hier wurden die Kähne entweder von Menschen oder Vieh gezogen. Es müsse also angenommen werden, dass parallel zu den Wasserwegen sogenannte Treidelpfade existierten, die allerdings nicht mehr aufzufinden sind.
Im Zuge dessen wurden Gehöfte oder Dörfer angelegt. Diese lagen immer eine Tagesreise auseinander, was zu der damaligen Zeit etwa 25 Kilometer betrug. Anton Köcheler ging auch auf Gräberfelder und darin gefundene Gegenstände ein, so unter anderem Waffen. Eindrucksvoll dabei die sogenannte „Langaxe“, lange, einschneidige Schwerter. Zu den Funden gehören außerdem sogenannte damaszierte Schwerter, welche zu der Zeit die wohl effektivsten Waffen waren. Eine Replik als Dekoration hatte Anton Köcheler dabei und zeigte sie dem Publikum.
Urpfarreien der Karolingerzeit im Landkreis Lichtenfels
Zu den Fundstätten karolingischer Exponate gehört auch das „Siechenhaus“. Zwischen 1887 und 1960 wurden bei der Kiesentnahme in der ehemaligen Kiesgrube der Stadt Bad Staffelstein, der Gemeinden Itzgrund und Unterzettlitz immer wieder Gräber gefunden. Diese wurden allerdings nicht in ausreichendem Maße wissenschaftlich untersucht und dokumentiert, viele wurden einfach zerstört, Funde gingen unwiederbringlich verloren. Dennoch sind einige Fundstücke erhalten geblieben, wie beispielsweise Schläfenringe, Nadeln, Langaxen und Messer.
Neben dem Bistum Würzburg wurden im Zuge der Christianisierung weitere Bistümer gegründet: Regensburg (739), Eichstätt (744/45) und Erfurt (742). Am Obermain gründete das Bistum Würzburg die Urpfarreien, darunter die Kirchen von Altenbanz, Staffelstein, Döringstadt, Uetzing, Isling und Altenkunstadt. Unter Karl dem Großen wurde der Würzburger Bischof Bernwulf mit der Errichtung von 14 Kirchen beauftragt. Diese wurden zwischen 820 und 830 errichtet. Nachgewiesen sind die Kirchen in Amlingstadt und Seußling, vermutet werden sie in Altenbanz, Staffelstein, Uetzing, Isling und Altenkunstadt.
Viele weitere interessante Informationen schlossen sich an, so beispielsweise über die Lage und Errichtung der Dörfer und über weitere Funde, die man machen konnte. Eine Diskussion mit den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern folgte. Anton Köcheler stellte dabei noch einmal heraus, dass die Karolinger die Einwohner der besetzten Gebiete nicht vertrieben, sondern sie unter ihre Herrschaft brachten. Man könne also sagen, so ein Zuhörer, dass Franken im Grunde genommen zum Rheinland gehöre, was zu großem Gelächter und auch zu einigen Protesten führte.


Von Werner Diefenthal