Es warten harte, existenzgefährdende Jahre, auf die Quartiersmanager Michael Böhm da zurückblickte: Als am 13. März 2020 der erste Lockdown kam, herrschte plötzlich Stillstand in Wirtschaft und Gesellschaft. Von jetzt auf gleich war alles anders, war vieles nicht mehr abschätzbar und kalkulierbar. Unsicherheit, blankes Entsetzen und große Existenzängste machten sich breit. Und mittendrin: der Quartiersmanager.
„Es waren Jahre, in denen nichts so war, wie wir es uns vorgestellt hatten“, so Böhm im Stadtrat. Es war die Zeit, um neue Wege zu gehen und gleichzeitig die alte Infrastruktur zu erhalten. So wurden ein Onlineshop und Lieferservice für die Geschäftswelt entwickelt und ein Infoservice für Unternehmen in der Pandemie ins Leben gerufen. Der Quartiersmanager half, an Fördertöpfe und Überbrückungshifen zu gelangen. „Unser Ziel lautete, Perspektiven schaffen in einer Zeit der Perspektivlosigkeit.“ Für die Unternehmen ging es ums nackte Überleben.
Ferner mussten Investoren in spe bei der Stange gehalten werden. Oder zumindest der Kontakt gepflegt werden. „Als einer von ganz wenigen in Bayern hatten wir, dank unseres Hygienekonzepts, 2020 einen verkaufsoffenen Sonntag in Bad Staffelstein“, erinnerte Böhm. Die Krise schweißte zusammen: Die Adam-Riese-Unternehmergemeinschaft freute sich über Zulauf, wuchs bis September 2020 von 30 auf 50 Mitglieder.
Auf den ersten Lockdown sollte ein zweiter folgen, über Monate. Die Hoffnungen auf Normalisierung waren jäh beendet. Und dennoch: Es tat sich etwas in Bad Staffelstein. Das Projekt M.I.L.A.S., eine Teststrecke für selbstfarhende Shuttlebusse in Bad Staffelstein, wurde konkretisiert und schließlich genehmigt. In der Bahnhofstraße wurde die Sanierung des nächsten Teilabschnitts in Angriff genommen. Regionale Marketingaktionen zusammen mit Medienpartnern starteten. Bad Staffelstein bewarb sich um den „Sonderfonds: Innenstädte beleben“ und wurde ausgewählt. Die Unternehmergemeinschaft wuchs weiter auf 80 Mitglieder. Und es gab den dritten Lockdown im November 2021.
Mit „sympathischen Aktionen“ wollte der Quartiersmanager „sein Bad Staffelstein“ immer im Gespräch halten,wie mit dem vielbeachteten Gartenmarkt-Drive-In an der Obermain-Therme, den Gutschein- und Punkteaktionen oder den Pop-up-Stores. Doch auch, wenn Corona etwas an Schrecken verloren haben zu scheint: Mit dem Ukraine-Krieg kamen die nächsten Herausforderungen. Allen voran enorm steigende Energiepreise, was auch die Obermain-Therme („Sie hat derzeit erfreulicherweise wieder die Auslastung wie 2019“) stark belasten werde, ebenso wie so manchen Industriebetrieb. Hinzu kämen ein steigender Mindestlohn, steigende Erzeugerpreise, Personalmangel in allen Bereichen, steigende Bauzinsen und ein akuter Handwerker- und Baustoffmangel. „Es geht von einer Zwei-Jahres-Krise direkt in die nächste Krise“, brachte es Böhm auf einen Nenner. (mdr)