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BAD STAFFELSTEIN

„The Sweet“ rocken in Bad Staffelstein

„The Sweet“ rocken in Bad Staffelstein
Auch ohne Glitzerkostüme rockten „The Sweet“ Bad Staffelstein. Foto: Werner Diefenthal

„The Show must go on“: Der Name der Show ist Programm in Bad Staffelstein. Nach einem kurzen Schockmoment rocken „The Sweet“ den Kurpark. Doch nicht alle sind zufrieden.

Lange hat man auf sie gewartet. Bereits 2020 hatte man sie erwartet, aber Corona machte alle Pläne zunichte. 2021 dann eine erneute Verschiebung. Doch nun waren sie endlich da: „The Sweet“. Bekannt aus den Zeiten des Glam-Rock. Doch wer erwartete, dass die Band um das letzte noch lebende ursprüngliche Mitglied in den altbekannten Kostümen auftreten würde, sah sich einer doch eher konventionell gekleideten Rock-Band gegenüber, die seit über 50 Jahren existiert.

Mit gut 15 Minuten Verspätung startete die Show an der so gut wie ausverkauften Seebühne. Und „The Sweet gingen sofort in die Vollen. Sänger Paul Manzi gab Vollgas, animierte das Publikum zum Mitmachen. Und das ließ sich nicht lange bitten. Doch nach einigen Liedern herrschte plötzlich Verwirrung auf der Bühne.

Aus einem Scherz wurde Ernst

„Es scheint, wir haben ein technisches Problem“ sagte Paul Manzi und eilte zur Seite. Auch der Rest der Band wirkte verwirrt. Allerdings war es kein technisches Problem, wie sich schnell herausstellte. Andy Scott war von der Bühne verschwunden und man bat um Verständnis, man wolle sich um ihn kümmern.

Was war passiert? Es zeigte sich, dass die Lage der Bühne eher suboptimal ist. Bereits bei Beginn der Show hatte Paul Manzi im scherzhaften Ton gemeint, dass man auf der Bühne genau in der Sonne stand. „Ich kann euch nicht sehen, ich seh nur Sonne. Also müsst ihr Krach machen, damit ich weiß, dass ihr da seid“, hatte er scherzhaft gemeint. Doch aus dem Scherz wurde Ernst, denn der mittlerweile 73-jährige Andy Scott hatte genau das nicht vertragen. Nach einer gut 30-minütigen Unterbrechung ging es mit ihm dennoch weiter. Getreu dem Motto „The Show must go on“.

„Ich vermeide seit meiner Prostata-Krebs Erkrankung 2009 die Sonne“, entschuldigte er sich beim Publikum. „Hier hat sie mich echt umgehauen.“ Diese Entschuldigung wurde vom Publikum mit tosendem Applaus belohnt. Die Erleichterung war spürbar, dass es ihm gut zu gehen schien.

„The Sweet“ rocken in Bad Staffelstein
Urgestein Andy Scott (li.) und Paul Manzi im „Gitarrenduett“. Foto: Werner Diefenthal

Und dann gaben sie auf der Bühne richtig Gas. Sie spielten sich durch alte und neuere Lieder, doch es zeigte sich, dass gerade die altbekannten Stücke aus der Brian Connolly Ära das Publikum toben ließ. Es wurde getanzt und kräftig mitgesungen. Dabei zog Sänger Paul Manzi alle Register, stand neben Andy Scott und spielte Luftgitarre, deutete mehrmals an, er würde in den Wassergraben springen und tobte über die Bühne.

„Wir haben hier in der Tat einen Wassergraben. Eigentlich müsste hier eine Burg stehen“, lachte er und deutete auf den Überbau der Bühne. „Na ja, ist ja auch ganz schön.“ The Sweet zeigten, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören, und warum sie auch jetzt noch gut besuchte Konzerte spielen. Die Riffs von Andy Scott sitzen immer noch perfekt, überhaupt legte die Band eine grandiose Spielfreude an den Tag.

Und immer wieder Paul Manzi, der an dem Abend auf der Bühne wohl einen Marathon absolvierte und dessen Stimme über jeden Zweifel erhaben ist. Bei „Fox on the run“ zeigte sich, wie textsicher das Publikum nach all den Jahren immer noch ist. Und egal, ob „Hell Raiser“, Wig-Wam Bam“ oder „Teenage Rampage“, es hielt niemanden auf den Sitzen.

Als man „Love is like Oxygen“ anstimmte, kannte der Jubel fast keine Grenzen mehr. Und bei den nahtlos angefügten Zugaben „Block Buster“, natürlich mit der dafür bekannten Sirene, und „Ballroom Blitz“ gab es kein Halten mehr. Und da war sie dann, die Zeit des Glam Rock. Auch ohne Glitzerkostüme und dem damals bekannten Make-Up der Band.

„The Sweet“ rocken in Bad Staffelstein
Fast volles Haus an der Seebühne. Foto: Werner Diefenthal

Doch damit endete das Konzert bereits, es war 21 Uhr und „The Sweet“ verließen die Bühne. Ungläubige Gesichter im Publikum. War´s das etwa schon? Zugabe-Rufe wurden laut, doch dann spielte die Musik aus der Konserve und die Lichter auf der Bühne waren aus.

Viel zu schnell ist alles vorbei

Einige Anwesende machten aus ihrem Ärger keinen Hehl. „Da kommt man aus Erlangen angereist, und nach nicht mal zwei Stunden ist alles vorbei“, meinte ein Ehepaar, das namentlich nicht genannt werden möchte. „Schon unverschämt“, so andere Stimmen. „Letztes Jahr im Rosengarten ging es von 20 bis teilweise 23 Uhr, und hier ist nach zwei Stunden Schicht im Schacht.“

Der Band gab man daran allerdings keine Schuld. Im Gegenteil, man war froh, dass der Schwächeanfall auf der Bühne keine weiteren Folgen gehabt hatte. Allerdings war der Unmut über die Kürze des Konzerts, wie schon in der Vorwoche bei Schandmaul, deutlich zu vernehmen.

Von Werner Diefenthal

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