Wegen der Hitze ohne Komplett-Ausrüstung – lediglich mit Feuerwehrstiefeln: Tobias Walter, 2. Kommandant der FFW Ebensfeld, hat eine kleine Marscherleichterung gestattet. Keine Kompromisse gab es allerdings, was die Nachbesprechung der absolvierten Einsatz-Fahrten anbelangt.
Ja, es regnete bisweilen, Umleitungen und innerstädtische Baustellen zwangen die Fahrer zum konzentrierten Handeln, und unvernünftige oder unsichere Verkehrsteilnehmer verhinderten ein zügiges Vorankommen im Ernstfall. Da galt es zu überlegen, zu reagieren und sich nicht ablenken zu lassen.
Die Ebensfelder Feuerwehr hat seit einigen Tagen einen Feuerwehr-Einsatzsimulator, kurz FwESI (siehe Info). In kleinen Gruppen dürfen und durften sich Kameraden der umliegenden Wehren zum Üben anmelden. Am Mittwochnachmittag war es ein Trupp der FFW Stublang, der einige Lehrstunden absolvierte.
Vor dem „Fahren“ wurden die Männer in einem Theorie-Kurs über die rechtliche Situation und die so genannten „Sonderrechte“ während einer Einsatzfahrt mit Martinshorn aufgeklärt. Dann gings zum Simulator, um kurz die Funktionen zu besprechen. Teil drei des Übungsnachmittages war eine Überlandfahrt zum Einsatzort.
„Du bist das erste HLF, das alarmiert wurde“, schickte Kommandant Tobias Walter den Kameraden Markus Weidner auf den Fahrersitz. Anschnallen, Sitz einstellen, los ging's! Da wusste der junge Mann allerdings noch nicht, wo genau es hingehen würde.
„Verkehrsunfall, eine eingeklemmte Person, Auslaufen von Betriebsstoffen“ ertönt es von der Leitstelle. Sofort springt das Navi an, weist den Weg. Auch Martinshorn und Blaulicht gehen an. Das Szenario ist außerordentlich realistisch. Dann kommen weitere Funksprüche: „Waldbrand bei Neudorf, die Flammen breiten sich aus.“ Dann gleich der nächste: „Hilflose Person in der X-Straße.“

Jetzt nur nicht ablenken lassen. FFW-Mann Markus Weidner fährt konzentriert. Seine Geschwindigkeit ist schon bei knapp 100 Kilometern pro Stunde. Da fängt es zu regnen an, das Navi zeigt eine lang gestreckte Kurve an, und es kommt ein Laster auf der Gegenfahrbahn entgegen. Der Fahrer drosselt seine Geschwindigeit sofort, sicher Ankommen ist die Devise!
Nach wenigen Minuten ist das Ziel erreicht. Aufatmen. Markus Weidner klettert aus der Fahrerkabine, ist etwas „geschafft“. Die Nachbesprechung erfolgt mit allen anwesenden Kameraden zusammen. „Was kann man hier besser machen? Welche Gefahr kann hier auftreten?“, fragt Tobias Walter.
Er lässt an einem weiteren Monitor alle Fahrten im Zeitraffer durchlaufen. Autofahrer, die vor Schreck unvermittelt stoppen, Wildwechsel auf der Landstraße, Radfahrer auf der Fahrbahn und plötzlich ausscherende Fahrzeuge aus einem Wanderparkplatz könnten das Einsatzfahrzeug in brenzlige Situationen bringen.

Übungsfahrt innerstädtisch: Jetzt setzt sich Markus Engert auf den Fahrersitz. Er soll zu einem Brand in einem Wohngebäude fahren. Es ist nachts. Engert startet konzentriert, passt bei Kreuzungen und Stoppschildern auf, tastet sich vorsichtig durch Rettungsgassen – und dann passiert es: Markus Engert lässt ein anderes Feuerwehrfahrzeug passieren, fährt diesem ebenfalls mit Blaulicht nach. Fehler. Engert steht plötzlich auf einer Wiese. Umdrehen. Warten bis das Navi neu sortiert ist, weiterfahren. Das kostet im Ernstfall wertvolle Zeit. Markus Engert muss eine neue Tour fahren, nun schickt ihn das Navi mit dem Einsatzfahrzeug auf eine Autobahn. Hier klappt alles, Tobias Walter ist zufrieden, die Kameraden äußerst beeindruckt.
Feuerwehr-Einsatzsimulator
Das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration hat in Zusammenarbeit mit dem Landesfeuerwehrverband Bayern und der Versicherungskammer Bayern zwei mobile Einsatzfahrten-Simulatoren beschafft. In den Hängern ist ein verstellbarer Fahrersitz mit Bewegungssystem motiert, die Fahrt selbst wird dem Fahrer auf drei großen Bildschirmen in einem Winkel von 200 Grad angezeigt. Große Seitenspiegel, allgegenwärtige Funksignale- und Sprüche der Leitstelle, flackerndes Blaulicht und lautes Martinshorn lassen die Fahrt realistischer denn je erscheinen. Der Wert eines solchen Simulator-Anhängers beträgt 175.000 Euro. Er wird in wenigen Tagen zur Feuerwehrschule Regensburg gebracht.
Monika Schütz