„Mit großem Interesse las ich den Bericht über den Vortrag von Herrn Hacker in der Alten Darre. Leider formuliert er sehr drastisch, plump und stark verkürzt. Vor allem aber offenbart er das Dilemma des Klimaschutzes, welches uns bisher gar nicht klar ist, oder das schlicht verdrängt wird.
Aber der Reihe nach: Uns muss klar sein, dass es durch den Klimawandel weniger und andere Arten von Insekten am Obermain geben wird. Dieser Trend ist unumkehrbar, genauso wie es in unseren Wäldern immer weniger Fichten geben wird. Doch was schlägt Herr Hacker als Lösung vor: Weniger Landschaftspflege und Landkauf mit dem Zweck der Verurwaldung!
Warum wird nicht für eine ,Kreis-Gartenverordnung‘ plädiert, in der festgehalten wird, wie viele Blühpflanzen, Bäume und kleine Wasserspender in Privat-Gärten aufzustellen sind? Wir verunstalten unsere Gärten mit einer blickdichten immergrünen Thuja-Hecke, die für die Natur ebenso viel bringt wie eine asphaltierte Straße.
Warum wird nicht ein landes- oder bundesweites Verbot von Mährobotern gefordert? Nicht wenige von uns sind bringen es in ihrer Work-Life-Balance nicht mehr unter, am Samstagnachmittag einen Rasenmäher zu benutzen. Sie kaufen sich lieber einen Mähroboter, damit ihr Golfplatz-Grün auf ihrem Badetuch-großen Stück Rasen immer picobello getrimmt ist und ja kein Gänseblümchen auf die Idee kommt zu erblühen.
Warum wird nicht an die Lokalpolitik appelliert, den überbordenden Flächenverbrauch einzudämmen? Weder wird es in einem Gewerbepark Ebensfeld Nord III, noch auf der Nord-Ost-Spange Bad Staffelstein in Zukunft kräftig summen und brummen vor Insekten und Tieren.
Die Antworten sind so einfach wie stichhaltig: Wir sind schnell zu begeistern für höhere Ziele. Jedem von uns liegt das Wohl unseres Planeten am Herzen, wo sollen wir sonst auch anders leben? Aber niemand möchte sich in seinem Lebensstil und seine Lebensweise derart einschränken, dass er auf Liebgewordenes oder neue Technik verzichten muss. Ganz davon abgesehen, dass unser Wirtschaftsmodell, unser Steuer- und Sozialsystem ohne Konsum und Wirtschaftswachstum gar nicht funktioniert. Von einem Urwald an Veitsberg und Staffelberg füllt sich keine Stadtkasse. Kein Tourist wird mehr Ausflüge zum Wandern machen, wenn er eine Machete mitnehmen muss, um eine zugewachsene Sankt-Veit-Kirche zu besuchen.
Warum also wird der Aufkauf von Land zum Zwecke der Verurwaldung verlangt? Unsere Landschaft am Obermain wurde vor Jahrhunderten gerodet und kultiviert, um Menschen Heimat und Nahrung zu geben. Geben wir diese Flächen auf, lösen wir vielleicht das Problem des Insektensterbens, aber zu dem Preis, dass Nahrungsmittel weit entfernt produziert und geliefert werden müssen. Das ist wahrhaft nachhaltiges Denken und Handeln!“
Jochen Wunsch, Pferdsfeld
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