Es war kein schlechtes Datum für ein gutes Gelingen. Das 6. Konzert aus der Reihe „Kammerkonzerte auf Kloster Banz“ fand immerhin am Sonntag und somit an Brahms 190. Geburtstag statt. Doch jenem sollte das Programm nicht geweiht sein, denn den Kammermusikern des Ensembles „Concerto grosso Banz“ stand der Sinn im Kaisersaal nach Barock.
Bach, Bach, Bach. Zweimal Johann Sebastian und einmal sein Sohn Wilhelm Friedemann. Das stand auf dem Programm, und Ohrenzeugen wurden im Kaisersaal rund 120 Konzertbesucher. Sie vernahmen auch das, was Achim Melzer zu den Werken erzählen konnte. Der Cellist der Bamberger Symphoniker ist in Doppelrolle vorhanden – als Erzähler und Mitwirkender.
Drei Celli, ein Cembalo
Doch bei diesem Kammerkonzert sollte es programmbedingt sogar zu der Seltenheit von drei Celli kommen. Auch ist ein Cembalo nicht oft im Kaisersaal zu finden, doch mit Susanne Hartwich-Düfel saß eine Virtuosin an den Tasten, die musikalisch auf mehreren Ebenen beheimatet ist: Kammermusik, Kirchenmusik, Orgel, Philharmonie, Kantorstätigkeit.
Und so war das, was Johann Sebastian Bach in sein Brandenburgisches Konzert Nr. 5 in D-Dur (BWV 1050) an quirlige Substanz hineinkomponierte, über den Klangteppich des Cembalo gelegt. Doch in ihrer Klasse wirklich hörbar sollte Hartwich-Düfel auch werden, dann, als im zweiten Satz „Affetuoso“ eine sparsamere Konversation zwischen Cembalo, Streichern und Flöte einsetzte. Doch wer war Wilhelm Friedemann Bach?
Melzer erklärte. Er tat es so, dass womöglich ein Verdacht im Publikum aufsteigen mochte. Hatte Vater Johann Sebastian womöglich zu große Erwartungen an seinen ältesten Sohn?
Was man weiß und wovon Achim Melzer sprach, war, dass Friedemann eine besondere Ausbildung erhielt, seine besondere Virtuosität sein Werk aber auch schwerer zugänglich machte.
Reizvoll-lebendige Darbietung
Große Teile seines großen Nachlasses seien überdies bei einem Umzug abhanden gekommen. Die Komplexität des Werkes sollte das im Laufe des Vormittags wechselweise von acht auf elf, zwölf Musiker anwachsende Ensemble reizvoll-lebendig darbieten.
Das zu den bekanntesten Werken Bachs zählende, welches er für zwei Violinen schrieb, setzte er in D-Moll (BWV 1043) und hier sollte schon der Auftakt mitreißend beginnen.
An Entdeckungen reich
Doch vor allem auch im dritten Satz, in welchem das zweite Allegro zu hören ist, sollte begeistern, wie aus dem geordnet-dramatischen Wust Dagmar Puttkammers Violine ein bekanntes melodisches Einsprengsel hochschraubte.
Es war ein für Entdeckungen reicher Vormittag, der von den überwiegend aus dem Kreis der Bamberger Symphoniker stammenden Künstler geboten wurde.
Als Zugabe gab's Telemann
Am Ende und als Zugabe sollte noch einmal große Besetzung herrschend. Dann war zwar kein Bach zu hören, aber dafür Telemann. Der Schlussapplaus sollte für sich sprechen: lange anhaltend und ehrlich.
Von Markus Häggberg