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BANZ

Ein Ständchen für Konstantin Wecker vor Kloster Banz

Ein Ständchen für Konstantin Wecker vor Kloster Banz
Abschied nach einem wunderbaren Abend: Alle Künstler kamen nochmal auf der Bühne. Foto: Henz Fischer

Es war wohl die Party des Jahres – Konstantin Wecker feierte seinen 75. Geburtstag auf der Klosterwiese im Angesicht des wunderschönen Kloster Banz. Ein Blick auf die musikalische Gästeliste der Geburtstagssause zeigte: Ganz getreu dem Motto der an den beiden Vorabenden stattfindenden Lieder auf Banz, „Ein Abend mit Freunden“, fanden sich dort sowohl langjährige Weggefährten als auch junge Sterne am Liedermacherhimmel.

Ein Ständchen für Konstantin Wecker vor Kloster Banz
Mal leise, mal laut aber immer provokativ: Der Altmeister Konstantin Wecker am Klavier. Foto: Heinz Fischer

Untermalt wurde das Jubiläumskonzert von der Bayerischen Philharmonie unter Leitung von Mark Mast. Man kann wohl getrost von einem bewegten Leben sprechen, blickt man auf die 75 Jahre zurück, von denen Konstantin Wecker mehr als 45 Jahre auf den Bühnen der Nation verbracht hat: Nichts ausgelassen hat er, das ist klar. Und dass das mit einem Konzert gefeiert wird, eigentlich auch.

Ein Ständchen für Konstantin Wecker vor Kloster Banz
Max Uthoff: Der Kabarettist nimmt kein Blatt vor dem Mund. Foto: Heinz Fischer

Im Glanz der Abendsonne

Ein weiß-blauer Himmel wölbt sich am Sonntagabend über den Gottesgarten. Kloster Banz erstrahlt im Glanz der Abendsonne, ein wunderbar milder Sommerabend kündigt sich an. Man könnte meinen, die Luft riecht noch nach der Musik der letzten beiden Tage. Ist das noch zu toppen?

Punkt 18 Uhr erscheint er auf der Bühne, unauffällig, ruhig. Man sieht dem großen Liedermacher Konstantin Wecker seine 75 Lenze nicht an. Mit einer Handbewegung stoppt er den Applaus der rund 3100 Fans auf der Festwiese, setzt sich an sein Klavier und beginnt zu spielen. „Ich singe, weil ich ein Lied hab“, und dieses Motto soll sich durch den ganzen Abend ziehen.

Ein Ständchen für Konstantin Wecker vor Kloster Banz
Sarah Straub und Konstantin Wecker singen im Duett aufwühlende Lieder. Foto: Heinz Fischer

„Wenn ihr berühmt und reich werden wollt, geht zu Dieter Bohlen, wenn ihr ein Lied habt, kommt zu mir“, empfiehlt er seinen Gästen. Nach dem ersten Song begrüßt er seine Fans und aus über 3000 Kehlen erklingt ganz spontan „Happy Birthday, dear Konstantin“. Der Barde zeigt sich gerührt. Mit dem nächsten Stück „A Revoluzzer“ springt die Stimmung über, das Publikum geht mit. Mit dem Hexen-Einmaleins prangert er einmal mehr Intoleranz und Feigheit in der Welt an.

Begleitet wird Wecker von zwölf Musikern der Bayerischen Philharmonie unter Leitung von Mark Mast. Fulminant die Intros, Intermedia und Finale des Orchesters, sie betonen nochmal die tiefgründigen, provokativen Texte.

Ein Ständchen für Konstantin Wecker vor Kloster Banz
„Karriere“ heißt der Rap-Song von Konstantin Weckers Sohn Tamilo (re.). Foto: Heinz Fischer

Aktuell und immer kritisch

„Und das soll dann alles gewesen sein“, ein Lied, das der Altmeister schon 40 Jahre vor „Friday for Future“ komponierte und nichts von seiner Aktualität verloren hat. Als ersten seiner Gäste begrüßt der Barde Sarah Straub, zusammen mit ihr singt er „Es ist schwer, mit dir zu leben“, ein Liebeslied der besonderen Art. Dann betritt das Trio Sarah Straub, Miriam Hanika und Tamara Banez die Bühne und interpretieren einen alten Titel von Wecker neu: „Ich liebe diese Hure“.

Diese drei jungen Mädchen, meint Wecker, tragen seine Werke in die nächste Generation. Ganz still wird es im Publikum, als das Trio das nächste Stück anstimmt. „Die weiße Rose“, ein Gedenken an die Geschwister Scholl, den Widerstandskämpfern im dritten Reich, ein Song gegen Rassismus und Faschismus. Der Widerstand und das Auflehnen gegen ultrarechte Umtriebe setzt sich im nächsten Titel fort. „Sag nein“, ein Antifa-Song, den die Besucher mit Standing Ovations belohnen.

Als weiteren Gast begrüßt Konstantin Wecker dann den Kabarettisten Max Uthoff. Dieser vergisst nicht, zunächst den Gastgeber ordentlich aufs Korn zu nehmen, auch was Weckers teilweise unrühmliche Vergangenheit betrifft. Es sei eine Strafe, wenn man in Grünwald wohnen muss, dies habe bei Wecker der Staatsanwalt verhindert. Dies in Hinblick auf seine Haftstrafe vor langer Zeit. Umso rosiger malt Uthoff die Zukunft des Barden: Er habe auf der Wiese einen Stand, in dem er bereits Karten für das Konzert zum 100. Geburtstag von Konstantin Wecker verkauft. Dann wird er politisch. Hart geht er ins Gericht mit den Großen dieser Welt, prangert sinnlose Kriege und falsches Machtdenken an. Es gipfelt in dem Satz: „Von diesem Wi***** im Kreml lasse ich mir nicht meinen Pazifismus abnehmen“.

Ein Ständchen für Konstantin Wecker vor Kloster Banz
Dota Kehr, die junge Liedermacherin, singt vom Sommer. Foto: Heinz Fischer

Rotwein aus Finnland

Der Klimawandel habe auch Vorteile, findet der Kabarettist, so könne man sich schon bald auf ausgezeichnete finnische Rotweine freuen. Und Strom sei immer noch zu billig, solange er verwendet wird um Lichtstrahler auf Florian Silbereisen zu richten.

„Unruhige Zeiten“, „Lebensbrücken“, „Dass dieser Mai nie endet“ sind Lieder aus der Feder von Konstantin Wecker, die er vor der Pause noch interpretiert. In allen Liedern findet sich ein Aufruf an den Frieden der Welt, gegen Krieg, Intoleranz und Rassismus wieder. „Geht pieseln und kauft euch was zum Essen und Trinken“, empfiehlt er den Besuchern.

Im zweiten Teil stellt Wecker die junge Liedermacherin Dota Kehr vor. „Sommer“ heißt die Ballade, die die Künstlerin eindrucksvoll zum Vortrag bringt. Gemeinsam mit Wecker singt sie dann noch ein Liebeslied vom komplizierten Innenleben. Sarah Straub betritt nochmal die Bühne. „Die Tage grau“, ein Lied über das schwierige Thema Demenz. Mit dem Song „An meine Kinder“ schlägt der Liedermacher eine Brücke zu seinem Sohn, der als Überraschungsgast die Bühne betritt. „Karriere“ heißt sein Stück im Rap-Stil und das Publikum rappt begeistert mit.

Ein Ständchen für Konstantin Wecker vor Kloster Banz
Gut 3100 Fans von Konstantin Wecker haben sich auf der Festwiese eingefunden. Foto: Heinz Fischer

„Anstatt zu Siegen“, „An den Mond“, „Vom Schwimmen im See“, „Schäm dich Europa“ sind die weiteren Titel, immer laut, immer provozierend und anklagend in den Texten und niemand hält es mehr auf den Sitzplätzen alle stehen auf, wie um den Meister in seiner Meinung zu bestätigen. „Utopia“ kommt als nächstes, ein Lied, das Wecker John Lennon gewidmet hat, in Anlehnung an dessen berühmten Song „Imagine“. Der letzte seiner Gäste kommt auf die Bühne, der in der Schweiz lebende Italiener Pippo Pollina. Im Duett singen die beiden Freunde abwechselnd deutsch und italienisch, er singe lieber italienisch, meint Wecker, weil im deutschen so viele Worte mit Konsonanten enden. Bei „Was für eine Nacht“ tauchen die zwei Sänger im Publikum ein, werden eins mit ihren Fans.

„Heit is so schee“, findet Wecker in seinem letzten Lied und alle Interpreten kommen nochmals zu ihm auf die Bühne, winken dem Publikum zum Abschied. Alles steht, frenetischer, nicht enden wollender Applaus begleitet die Künstler bei ihrem Abgang von der Bühne. Was für ein Fest. Konstantin Wecker, 75 Jahre und kein bisschen leise.

 

Von Heinz Fischer

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