Es war das Finale der Konzertreihe im Bad Staffelsteiner Kurpark. Corona-bedingt war auch dieses Konzert verschoben worden, doch nun endlich standen sie auf der Bühne: Floyd Reloaded, eine Formation, die sich der Interpretation der Klassiker von Pink Floyd verschrieben hat. Seit fast 15 Jahren haben sie sich der Musik der legendären Band angenommen und sind damit erfolgreich unterwegs.
Nur langsam füllten sich die Plätze vor der Seebühne im Kurpark. Eine brenndende Sonne war, im Gegensatz zu früheren Konzerten in Bad Staffelstein, an diesem Abend kein Problem. Der Himmel zeigte sich bewölkt, gelegentlich fielen ein paar Regentropfen. Lag es an der Fülle der Veranstaltungen an diesem Abend, an den Ticketpreisen, am doch immer dunkler werdenden Himmel oder einfach daran, dass diese Art der Musik doch etwas sehr Spezielles ist? Auf jeden Fall waren die Sitzplätze nur zu gut zwei Dritteln belegt, als die Band völlig unspektakulär die Bühne betrat und das erste Lied anstimmte.

Es klingt ein wenig schräg
Doch was aus den Boxen kam, war nicht unbedingt das, was die Fans der Gruppe und der Musik von Pink Floyd erwarteten. Schräg klang es, übersteuert. Das bemerkte auch die Band selbst und ließ einige technische Änderungen vornehmen. Es hatte den Eindruck, dass der Sound den eigenen Qualitätsansprüchen nicht genügte. Mit lockeren Sprüchen überbrückte man die „technische Pause“, bevor es dann weiterging. Und jetzt stimmte der Sound. Gewaltig, wie man es vom Original kennt, brach er über das Publikum herein.
Allerdings wollte der Funke nicht so recht überspringen. Nun ist die Musik von Pink Floyd eher weniger die Art, bei der es einen vom Sitz reißt und man mittanzt. Dennoch, es schien, als ob man eher gnädigen Beifall spendete, die Band wirkte zu Beginn auch recht lustlos, spulte ihr Programm ab. Einzig der Saxophonist Achim Jankowski stach heraus, seine Soli, die sehr nah am Original waren, sorgten für spontanen und frenetischen Beifall.
So spielten sie sich durch die legendären Alben der Orginalband, nahmen das Publikum mit auf eine Zeitreise, untermalt von Lichteffekten, wie man es auch von Pink Floyd kennt. Doch diese wirkten bei dem noch herrschenden Tageslicht nicht so richtig, erst mit zunehmender Dunkelheit sorgten sie für Stimmung.
Und dann kam der Regen. Aus einem leichten Tröpfeln wurde ein kräftiger Regenguss. Das Publikum zog sich die bereits vorher von fleißigen Helfern angebotenen Regencapes über. Nur vereinzelt flüchteten einige Zuschauer und Zuschauerinnen oder suchten sich einen überdachten Platz, um wenigstens die Musik zu hören. Doch je stärker es regnete, desto besser wurde die Stimmung vor und auf der Bühne. Es schien, als ob die Feierlaune über den Wassergraben sprang und die Band zu Höchstleistungen anspornte.
Das Publikum singt lautstark mit
Das Spiel wurde immer besser, bei „Shine on you crazy diamond“ wurde zum ersten Mal lautstark mitgesungen, und das Lichterfeuerwerk, das zu einem Konzert mit Musik von Pink Floyd einfach dazugehört, entfaltete durch die sich darin brechenden Regentropfen erst recht seine Wirkung. „Another Brick in the Wall“, der weltbekannte Klassiker, riss dann endgültig alle von den Sitzen. Bei der Zugabe „Wish you were here“ illuminierten die Lichter der Handys das Rund vor der Bühne.
Als dann noch hunderte Leuchtstäbe in das Publikum geworfen wurden, da war sie da, die passende Stimmung. Und so endete das Konzert eigentlich, denn es war 21 Uhr. Eigentlich – denn die Zuschauerinnen und Zuschauer hatten keine Lust, die Band schon gehen zu lassen. Noch einmal betraten sie die Bühne. Und dann kam es zu einer Premiere. Lag es an der Kritik bei vorigen Konzerten oder daran, dass es das Letzte war? Es gab einen Nachschlag.

Der Klassiker als Zugabe
Nach einer kurzen Beratung fragte Sänger Colin Dodsworth: „Sollen wir noch eins spielen?“, was das Publikum mit lautem Jubel bejahte. Und so stimmte man noch einmal den Klassiker aus dem Erfolgsalbum „The Wall“ an. Begeistert sangen alle unter dem mittlerweile wieder trockenen Nachthimmel mit, genossen noch einmal das Lichtgewitter und waren am Ende mehr als nur zufrieden mit dieser doch einzigartigen Show einer Band, die scheinbar eine Weile brauchte, um sich warm zu spielen, dann jedoch zur Höchstform auflief.
Von WERNER DIEFENTHAL