Die Ortsgruppe des Bund Naturschutz in Bayern (BN) hatte BN-Kreisvorsitzenden Anton Reinhardt sowie den BN-Regionalreferenten für Oberfranken, Jonas Kaufmann, zu einer Fahrradtour durch das Gemeindegebiet Ebensfeld eingeladen. Besichtigt wurde die Großbaustelle rund um Kutzenberg, die das Landschaftsbild im Kellbachgrund gerade von Grund auf verändert.
„Der Kampf gegen die Zerstörung des idyllischen Tales ist wohl längst verloren. Neben der St 2187, einem betonierten Fahrradweg entlang des Bachlaufes sowie einem Feldweg unterhalb von Kutzenberg, entstehen gerade sowohl eine Umgehungsstraße um Kutzenberg als auch die Autobahnanbindung quer durch das Tal von Prächting zur A 73-Anschlussstelle Ebensfeld-Kutzenberg. Zuletzt ruhten die Bauarbeiten über mehrere Wochen – nach Aussage von Bauarbeitern wohl aufgrund von planerischen Problemen“ erklärte Ludwig Wendler, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Ebensfeld, vor Ort.
Kosten haben sich vervierfacht
Helmut Gunreben, Ebensfelder BN-Mitglied, ergänzte: „Darüber hinaus haben sich auch die Kosten bereits vervielfacht, auf zuletzt kolportierte 9,7 Millionen Euro, und die letzte Verkehrszählung hat eine Halbierung der im Planfeststellungsverfahren prognostizierten Fahrzeuge ergeben.“
Wendler ist sich sicher: „Der Irrsinn des völlig überzogenen Straßenausbaus wird wohl kaum irgendwo deutlicher als hier am Rand von Kutzenberg.“ Besonders grotesk wirke auch das Szenario der gerade entstehenden Ortsumgehung von Kutzenberg parallel zum bereits bestehenden Feldweg. Der Feldweg sei allerdings arg in Mitleidenschaft gezogen, vermutlich auch durch die aktuellen Bauarbeiten.
Ludwig Wendler,
BN-Ortsgruppenvorsitzender
Aus der Sicht der örtlichen Naturschützer sollte er nicht wiederhergestellt werden. „Man könnte ihn teilweise auflassen und die verbliebene Landschaft somit wenigstens ein Stückchen weit ökologisch aufwerten – etwa durch die Pflanzung einer Hecke“, so Wendler weiter. Beim Blick über die Landschaft erscheint die Sinnhaftigkeit der vielen Straßen aus der Sicht von Jonas Kaufmann mehr als fraglich.
„Gerade im Hinblick auf die hohen Belastungen sowie die unwiederbringliche Zerschneidung von Lebensräumen, die durch den Neubau von Straßen sowie den darauffolgenden Straßenverkehr entstehen – etwa für Anwohner direkt vor Ort, aber auch für die Patienten der Klinik, hatte der Bund Naturschutz seit Anfang der Planungen immer wieder die Notwendigkeit anderer Lösungen deutlich gemacht“, hob rückblickend Anton Reinhardt hervor.
„Dabei hätte Ebensfeld mit seinen Gemeindeteilen die besten Voraussetzungen für eine ökologische Verkehrswende. Der Bahnhof, der von sämtlichen Nahverkehrszügen bedient wird, der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) und das jetzt verfügbare Deutschlandticket bieten dazu beste Voraussetzungen für Ebensfeld und seine Umgebung“, findet Kaufmann.
Erschüttert vom Ausmaß
Reinhardt zeigte sich vom Ausmaß der Baumaßnahmen im Kellbachgrund erschüttert und warnte: „Die Eingriffe in unseren schönen Landkreis Lichtenfels lassen leider nicht nach. Wir haben mit dem Bau der A 73, einer Vielzahl an Ortsumgehungen und dem steten Drang, noch weitere Gewerbegebiete an den Rand unserer Siedlungen zu bauen, vieles zu verkraften. Wenn der ungehinderte Flächenverbrauch hier so weiter geht, erkennen wir unsere Heimat bald nicht wieder, da sie an vielen Stellen unter Beton verschwunden sein könnte.“
Einen positiven Eindruck hinterließ der Abschluss der Radtour bei der Begutachtung der Renaturierungsmaßnahmen der Mainschleife bei Unterbrunn. Ludwig Wendler erklärte Jonas Kaufmann die vielfältigen Lebensräume der Auenlandschaft, die im Zuge der ungeheueren Dynamik des Flusses, dem man durch die Laufverlängerung sein altes Bett wiedergegeben hat, entstanden sind.