Zusammengenommen waren sie 70 Jahre im Stadtrat: Bis Mai vergangenen Jahres haben Georg Müller, Udo Möhrstedt, Andreas Pfarrdrescher und Klaus Schnapp ihre Parteien beziehungsweise Wählervereinigungen, vor allem aber ihre Wohnorte im Gremium vertreten. Eine offizielle Verabschiedung war bislang aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich gewesen. Dies wurde nun im Bruderhof Kloster Banz in festlich-fränkischem Rahmen nachgeholt.

„Es ist ein besonderer Abend, der uns allen im Stadtrat ein besonderes Anliegen war“, sagte der amtierende Bürgermeister Hans-Josef Stich in seiner Laudatio. Gerne hätte man das schon eher gemacht, doch die Pandemie habe das so lange hinausgezögert. „Ein Ehrenamt wie das Stadtratsmandat zu bekleiden, vor allem über so lange Zeit, ist nicht einfach. Da gab es auch einige negative Dinge zu behandeln, auch wenn es viele schöne Momente gab. Wir sagen heute schlicht Danke, denn jeder hat den Stadtrat durch seine Fähigkeiten und Kompetenzen bereichert.“ Er sei dankbar für eine Vielzahl von Ideen, ebenso für manch faire und konstruktive Kritik.
„Der Schorsch“ war 22 Jahre Stadtrat und sechs Jahre Bürgermeister
Müller Georg (SPD) ist vor allem als Vorgänger von Jürgen Kohmann im Amt des Ersten Bürgermeisters bekannt. Dieses Amt übte er von 2000 bis 2006 aus. Seit 1996 war „der Schorsch“ 22 Jahre lang im Stadtrat, mit zwei Jahren Unterbrechung (2006 bis 2008), er gehörte zahlreichen Ausschüssen an, war zwölf Jahre Verbandsrat im Zweckverband Obermain-Therme und zudem von 1998 bis 2000 Dritter Bürgermeister der Adam-Riese-Stadt.

Ferner war er über 18 Jahre lang ab 2002 für seine Genossen im Kreistag. Auch hier endete seine Legislaturperiode im vergangenen Jahr. Neben dem kommunalpolitischen Ehrenamt war er über insgesamt 34 Jahre Vorsitzender der Staffelsteiner Naturfreunde und ist dort seit 2001 Ehrenvorsitzender. Er erhielt für sein Engagement die Ehrenmedaille der Stadt Bad Staffelstein. Gattin Heidi wurde mit einem Blumenstrauß bedacht. „Ohne die Partner hätte keiner sein Amt so lange ausführen können“, bemerkte Stich. Denn die hätten ihren Männern den Rücken freigehalten.

Georg Müller nutzte die Gelegenheit für ein paar launige Anekdoten aus seiner Stadtrats- und Bürgermeisterzeit. So erinnerte er daran, dass er als Standesbeamter einst niemand geringeren als den heutigen amtierenden Bürgermeister vermählen durfte. Und er erinnerte an so mach denkwürdige Sitzung. „Wichtig ist, dass man sich immer auf ein Bier danach zusammensetzen kann, hat man auch noch so heftig gestritten im Stadtrat“, so Müller.
Udo Möhrstedt, der Sonnenenergiespezialist

Drei Legislaturperioden im Stadtrat für die Christsozialen war Udo Möhrstedt. Auch er war in zahlreichen Ausschüssen tätig. Vor allem aber ist er als Visionär in Sachen Nutzung von regenerativen Energien weithin bekannt: „Udo Möhrstedt hat sich vor allem als Unternehmer und Vorstandsvorsitzender der IBC Solar AG in der Region einen Namen gemacht“, so Hans-Josef Stich in seiner Laudatio. „Innerhalb weniger Jahre hat Möhrstedt es geschafft, mit innovativen Ideen und Pioniergeist ein mittelständisches Unternehmen in Bad Staffelstein aufzubauen und Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen.“ Durch die Planung und Produktion von verschiedenen Waren auf dem Gebiet der Solartechnologie leiste Möhrstedt mit seinem Unternehmen auch einen Beitrag zu mehr Umwelt- und Lebensqualität. „IBC Solar gehört zu den weltweit marktführenden Unternehmen in seiner Branche und wurde 2001 bereits mit der Bayerischen Umweltmedaille ausgezeichnet.“
Möhrstedt ist Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik und des Verdienstkreuzes am Bande. Nun kam noch eine hohe kommunale Auszeichung hinzu: Möhrstedt wurde ebenfalls mit der Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnet. „Ich wünsche mir, dass ihr euch weiter so kabbelt, wie wir uns immer gekabbelt haben im Stadtrat“, so Möhrstedt augenzwinkernd. „Immer zum Wohle der Stadt.“ Da nickte auch Gattin Gertrud zustimmend, lächelte und applaudierte.
Andreas Pfarrdrescher: erst Junger Bürger, dann Christsozialer

Für die Jungen Bürger und später für die CSU hat Andreas Pfarrdrescher aus Schwabthal die Interessen des Lautergrunds (und darüber hinaus) im Stadtat vertreten – 18 Jahre lang. Von 2002 bis 2014 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Jungen Bürger, von 2014 bis 2020 stellvertretender Chef der CSU-Stadtratsfraktion. Pfarrdrescher brachte sich in diversen Ausschüssen mit ein und wirkte als Verbandsrat in den Zweckverbänden Wasserversorgung „Krögelhofer Gruppe“ und Obermain-Therme. Der Geehrte fasste sich kurz: „Ich sage nur fünf Buchstaben: danke!“, warf er, mit Gattin Jutta an der Seite, gut gelaunt in die Runde und bekam dafür wohlwollenden Applaus.

Klaus Schnapp: der Straßenfachmann mit dem Blick für den Naturschutz
In Sachen Straßenbau und Straßenplanung macht Klaus Schnapp wohl kaum einer etwas vor, doch auch in Sachen Nachhaltigkeit hat Klaus Schnapp von den „Staffelsteiner Bürger für Umwelt und Naturschutz“ durchaus fundiertes Wissen.

Der Fachmann vom Staatlichen Bauamt Bamberg vertrat seine Wählervereinigung zwölf Jahre im Stadtrat Bad Staffelstein und in diversen Ausschüssen. Auch Schnapp wurde gebührend verabschiedet, von den amtierenden Stadträten mit reichlich Beifall, für Gattin Helga gab es ein Blumenbukett.
Applaus für das Engagement von Ex-Stadtrat Hans Bramann
Ein ausgeschiedenes Stadtratsmitglied hatte auf den Ehrungsabend verzichtet und dafür um Verständnis gebeten: Hans Bramann, der seit 1996 für die Freien Wähler im Stadtrat war, zudem lange Jahre Ortssprecher von Wiesen, Kreisrat und Bezirksrat. In Abwesenheit würdigte ihn Zweiter Bürgermeister Hans Stich ebenfalls, die Stadträte applaudierten für sein Engagement.

Von Markus Drossel