„Gibt es im landschaftlich reizvollen Kleinziegenfelder Tal noch genügend Lebensraum für den Biber in einer weitgehend von Menschenhand geprägten Kulturlandschaft? Darf er sich so, wie er von Natur aus bestimmt ist, hier tummeln, Bäume fällen, Burgen bauen, Aufstauen kleiner Gewässer?“ Mit dieser Fragestellung begrüßte unterhalb des Heideknocks, nahe des Flüsschens Weismain, BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhardt den Biberberater des Landkreises, Hans-Werner Herold, der die naturkundliche Exkursion leitete, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundes Naturschutz (BN).
„Sie können bis zu fünf Minuten aktiv tauchen,
bei Gefahr auch bis
zu 20 Minuten unter
Wasser ausharren.“
Anhand des mitgebrachten Tierpräparates eines ausgewachsenen Bibers erklärte der Fachkundige die anatomischen Besonderheiten des zweitgrößten Nagetiers unserer Erde – nach dem südamerikanischen Wasserschwein: „Er kann bis zu 1,3 Meter lang werden. Davon misst allein schon die Biberkelle, der typisch beschuppte Schwanz 35 Zentimeter. Biber sind reine Vegetarier, haben ein dichtes, wasserabweisendes Fell, Schwimmhäute an den Hinterpfoten und geschickte Greifhände, mit denen sie die rein pflanzliche Nahrung ihrem kräftigen Gebiss mit seinem scharfen Schneidezahnpaar zuführen. Sie können bis zu fünf Minuten aktiv tauchen, bei Gefahr auch bis zu 20 Minuten unter Wasser ausharren.“
Da sie ihren Lebensraum mit dem Bau von Dämmen intelligent gestalten können, seien sie bei der Wahl eines Gewässers sehr anpassungsfähig, so Herold. Sie seien deshalb am Main, seinen Zuflüssen, Bächen und Teichen zu finden, leicht erkennbar an den Damm- und Burgenbauten aus Ästen und Zweigen.
Für andere Wasserbewohner keine dauerhaften Barrieren
Der Experte informierte: „Wo die Gewässer zu seicht sind, bauen die Biber Dämme. Durch das aufgestaute Wasser steigt der Wasserspiegel so weit, dass die Tiere stets zu ihren Futterquellen schwimmen oder tauchen können.“ Zur Abdichtung würden sie große Mengen Schlamm oder Schlick an der Innenseite der Dämme einbauen. Dennoch blieben diese wasserdurchlässig und bilden – im Gegensatz zu künstlichen Stauwerken – für die anderen Wasserbewohner keine dauerhaften Barrieren.
Als „Wasserbauer mit 15 Millionen Jahren alter Tradition“ haben sie gelernt, wo und wie ihre Damm- und Burgenbauten am effektivsten seien. Der „nützlichste Nebeneffekt“ ihrer fleißigen Tätigkeit für die gesamte Natur sei die entscheidende Verbesserung der Artenvielfalt.
Libellen, Falter, Amphibien, Wasservögel und Fische profitieren
Hans-Werner Herold hob hervor: „Libellen, Falter, Amphibien, Wasservögel und etliche Fischarten profitieren von Meister Bockerts Aktivitäten. Biber verbessern den Wasserhaushalt, die Wasserqualität und Rückhaltung des Wassers in der Fläche, eine wichtige Funktion gegen Hochwasser in allen weiter flussabwärts gelegenen Arealen.“
Der Biber-Experte verhehlte nicht, dass es dennoch zu Problemen kommen könne, wie zum Beispiel bei der landwirtschaftlichen Nutzung in der Nähe der Gewässer. Er betonte jedoch: „Die Schäden sind in der Regel weit geringer als der Nutzen, den der Biber für den Erhalt der Biodiversität und den Wasserhaushalt im Sinne der Einhaltung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRL) erbringt. Zurecht sei deshalb der Biber ein streng geschütztes Tier im Naturschutzrecht. Viele Konflikte ließen sich schon dadurch vermeiden, dass bei der Bewirtschaftung entlang der Gewässerufer ausreichende Abstände eingehalten würden. Durch Bibertätigkeit dennoch geschädigten Landwirten oder Teichwirten empfehle er, das Gespräch mit mir zu suchen, um eine vernünftige Lösung des Konflikts zu finden.
„Der größte Feind des Bibers ist der Biber selbst“
Auf die Bedenken mancher Bürger eingehend, dass die Populationen der Biber immer größer werden, entgegnet der Experte in seinen Beratungsgesprächen: „Der größte Feind des Bibers ist der Biber selbst; denn bei den Revierkämpfen kommt es zu Tötungen oder schweren Verletzungen, an denen etliche Exemplare eingehen. Das ist die häufigste Todesursache und reguliert den Biberbestand wesentlich.“
Noch viele weitere Details des Bibermanagements konnten bei der zweistündigen, sehr interessanten Führung besprochen werden. (ant)
