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BURGKUNSTADT

Pure klangliche Harmonie bei Passionskonzert in Burgkunstadt

Das Kulmbacher Vokalensemble „Vocalisto“ mit (v. li.) Marion Schmid, Hubertus Baumann, Ulrich Förster und Ulrike Hahn begeisterte das Publikum mit einem perfekt intonierten Klangbild und viel inhaltlicher Tiefe. Foto: Matthias Schneider

Eine musikalisch höchst eindrucksvolle Abbildung der Karwoche auf allerhöchstem Niveau bot sich den Konzertbesucherinnen und -besuchern am vergangenen Sonntagabend in der Christuskirche.

Geradezu meditative Momente im Gotteshaus

„Sie werden ihr Kommen nicht bereuen“, hatte Pfarrer Heinz Geyer zu Beginn des Passionskonzertes versprochen, was mit Blick auf die ungemütlichen Wetterbedingungen außerhalb und die recht frostigen Temperaturen innerhalb der Christuskirche ein scheinbar gewagtes Versprechen war. Doch bereits beim stimmungsvoll getragenen Einzug des vierköpfigen Gesang-Ensembles bildete sich ein harmonischer Klangteppich in der Christuskirche aus, der die Herzen des Publikums erwärmte und der in den sich anschließenden 60 Minuten für geradezu meditative Momente im Gotteshaus sorgte.

Verantwortlich hierfür war das vierköpfige Gesangs-Ensemble „Vocalisto“ aus Kulmbach, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2001 als „Laien-Ensemble mit professionellem Anspruch“ versteht. Diesem Anspruch wurden Marion Schmid (Sopran), Ulrike Hahn (Alt), Hubertus Baumann (Tenor/Bariton) und Ulrich Förster (Bass) auch deshalb mehr als gerecht, weil ihr Programm nicht nur von vierstimmigen Renaissance- und Barockmotetten bis hin zu Chorsätzen der Romantik und der klassischen Moderne reichte. Vielmehr entwickelte „Vocalisto“ durch die sorgfältige Zusammenstellung des Konzertprogramms ein perfekt abgestimmtes musikalisches Drehbuch zur Karwoche, an dessen Ende die Hoffnung spendende Botschaft der Auferstehung Christi stand.

Musikalischer Klasse und inhaltliche Tiefe

Zusätzliche und geradezu meditative Tiefe erhielt das Passionskonzert von „Vocalisto“ durch seine instrumentalen Beiträge – hier durch Hubertus Baumann an der Querflöte und Ulrich Förster an der Gitarre. Foto: Matthias Schneider

So durchlief das Publikum dank des von „Vocalisto“ eingeschlagenen Weges hautnah Jesu Stationen bei seinem letzten Abendmahl, im Garten Gethsemane bis hin ans Kreuz auf Golgatha. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die dargebotenen Sätze aus dem Barock (Melchior Franks „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid“) oder der Romantik (Bernhard Kleins „Der Herr ist mein Hirte“) stammten: „Vocalisto“ entpuppte sich bei jedem einzelnen der insgesamt 16 Stücke als ein perfekt aufeinander abgestimmtes Klangbild, bei dem sich zu keinem Zeitpunkt eine Stimmlage in den Vordergrund drängen musste. Stattdessen strahlte das Ensemble sowohl in den tiefsten Tiefen als auch in den höchsten Höhen pure klangliche Harmonie aus.

Die Kombination aus musikalischer Klasse und inhaltlicher Tiefe machte den Abend zu etwas ganz Besonderem. Anton Bruckners „In monte Oliveti“ erfuhr durch die tiefe Erzählstimme Ulrich Försters zusätzliche Strahlkraft und ließ Jesu Verzweiflung auf dem Ölberg besonders eindringlich erscheinen.

Für meditative Momente sorgten die instrumentalen Beiträge von Ulrich Förster an der Gitarre und Hubertus Baumann an der Querflöte. Dies galt beispielsweise bei der Interpretation von Jacques Berthiers „Bleibet hier und wachet mit mir“, das die musikalische Brücke zu Jesu Weg ans Kreuz spannte. Zu dieser Station der Karwoche versammelte sich „Vocalisto“ ausdrucksstark vor dem Kreuz der Christuskirche und besang hier Rihards Dubras „O crux ave“, ehe Friedrich Silchers „Schau hin nach Golgatha“ erklang. Die

Verszeile „Hier stirbt der Erlöser der Welt“ wurde im direkten Anschluss mit „Es ist nun aus mit meinem Leben“ aus der Feder von Johann Sebastian Bach verstärkt, und dennoch richtete der dort gesungene Vers „Lasst euch durch meinen Tod nicht betrüben“ den Blick nach vorne und über das Kreuz hinaus.

Das allgegenwärtige Wirken Christi musikalisch erfahrbar gemacht

Die damit verbundene Hoffnung auf die Auferstehung erfüllte die Christuskirche nach Jeronimas Kacinskas´ klangewaltigen „Terra tremuit“ schließlich im dritten Konzertteil: „Vocalisto“ verstand es hier nicht nur über das Hohelied der Liebe (Renate Stirvrinas „Si lingus hominum“), sondern auch durch den musikalischen Friedensappell in Form von drei Vertonungen zur Luthers Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“ das allgegenwärtige Wirken Christi musikalisch erfahrbar zu machen. Die Gegenwart des Auferstandenen verkündeten die vier Sängerinnen und Sänger im abschließenden „Let us break bread together“ und „God be in my head“.

Nach 60 berührenden Minuten verließen „Vocalisto“ das Gotteshaus mit dem Choral, mit dem sie das Passionskonzert eröffnet hatten. Die dargebotene Verszeile aus Marco Frisinas „Chi ci separera“ rundete das Konzerterlebnis erneut nicht nur musikalisch, sondern auch in der deutschen Übersetzung inhaltlich mehr als gelungen ab: „Kein Tod oder Leben wird uns von der Liebe in Christus, dem Herrn, trennen.“

 

Von Matthias Schneider

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