Stefan Kratofil von den „Orange Shakers“ stolzierte noch einmal mit seiner Gitarre an den Fans vorbei. Suzan Baker und Dennis Lüddicke sagten dem Publikum mit friedlicher Eindringlichkeit und spanischem Temperament Adieu. Dem Bluesrock-Duo „Wilson & House“ saß der Schalk gehörig im Nacken. Die Haus- und Hofbands gaben sich unter dem Motto „Bye Bye Budo“ zum letzten Mal die Ehre im TECnet Zentrum des Burgkunstadter Kleinkunstvereins TECnet Obermain in Burkersdorf, das zum 1. Mai seine Pforten für immer schließt. Nach 23 Jahren ging ein glorreiches Kapitel der heimischen Musikgeschichte vor über 100 Fans in der proppenvollen Kleinkunstbühne mit viel Wehmut, aber auch Zuversicht zu Ende.
Die Stammgäste waren in Scharen in die Kleinkunstkneipe geströmt, um noch einmal ihre Idole live zu erleben. Das Auditorium geizte nicht mit Beifall und die Musiker gaben ihr Bestes in der heimeligen Kleinkunstbühne. Sie war für beide Seiten in den vergangenen Jahrzehnten zu einem zweiten Wohnzimmer geworden. „Ohne dich hätte es keine erste Studioaufnahme gegeben, ohne dich keinen ersten Bühnenauftritt. Du bist ein richtig toller Mensch, lieber Berches.“ Larry Rayford der Sänger der Kronacher Band „Orange Shakers“ überhäufte Jürgen „Berches“ Bergmann, den Vorsitzenden des Kleinkunstvereins „TECnet Obermain“ mit jeder Menge Lob. Er war die treibende Kraft gewesen, ohne die es die gute Stube der Musik nicht gegeben hätte.

In dieser fühlten sich der 72-jährige Franz Albrecht aus Coburg und der sieben Jahre jüngere Dieter Batz aus Bad Staffelstein wohl. Letzterer besuchte seit 18 Jahren mit seiner Ehefrau und Bekannten die Konzerte im TECnet Zentrum. „Inzwischen sind wir eine Seniorenclique geworden. Wir genießen in heimeliger Wohnzimmeratmosphäre die Musik, die Erinnerungen an unsere Jugendzeit weckt.“ Auch der Coburger fühlt sich seit vielen Jahren im TECnet Zentrum pudelwohl. Er schwärmt von der klaren und raumfüllenden Akustik, die man Bergmann am Mischpult zu verdanken habe. Hier könne man lokale und internationale Musiker noch hautnah erleben, sagt der Musikliebhaber. Nach vielen gemeinsamen Jahren hat sich eine Freundschaft zwischen Fans und Musikern entwickelt. Am freundschaftlichen „Du“, das noch einmal die Runde machte, konnte man es ablesen. „Aus Fans und Musikern ist eine große Familie geworden“, sagte Albrecht.
Wenn der „Berches“ den Blues singt, gehört auch Blödeln dazu

Das Oberhaupt der Familie, Jürgen Bergmann, blueste und blödelte noch einmal zusammen mit Stefan Kratofil unter dem Künstlernamen „Wilson & House“, dass sich die Balken bogen. Suzan Baker aus Bad Staffelstein, famos begleitet von dem Thüringer Gitarristen Dennis Lüddicke, beeindruckte mit ihrer ausdrucksstarken Stimme und ließ aufhorchen mit ihrem Bekenntnis zum christlichen Glauben. Die in ihrer Eigenkomposition „Caterpillar“ besungene Raupe wurde zum bildhaften Hoffnungsschimmer, ihre Interpretation des Bob Marley Klassikers „Could Yo Be Loved“ zum Muntermacher und das kraftvoll und zärtlich zugleich dahingehauchte „With Or Without You“ der irischen Band „U2“ schenkte reichlich Wärme und Zuversicht.
Den Schlusspunkt setzten die „Orange Shakers“, die mit atmosphärischer Dichte den rhythmisch treibenden Soul-Rock-Klassiker „Papa Was A Rolling Stone“ von den „Temptations“ interpretierten, der den Fans regelrecht in die Glieder fuhr.
Gastspiele in fremden Häusern, wie im Tanzcenter Deuber am 20. Mai

Wie geht es mit dem „TECnet Zentrum“ weiter? „Eine fest Bleibe haben wir noch nicht gefunden“, beantwortet Bergmann die Frage. „Übergangsweise organisieren wir Konzerte in fremden Häusern.“ Der erste Termin steht bereits fest: Am 20. Mai lässt die Metalabteilung des TECnet Obermain unter der Leitung von Sarah Seeling im Tanzcenter Deuber in Modschiedel die Hard´n´Heavy-Puppen tanzen. Es gibt eine Fortsetzung des „Noisy Province Festivals“, das im Dezember im TECnet Zentrum seine gelungene Premiere erlebt hatte.

Von Stephan Stöckel