aktualisiert:

ALTENKUNSTADT

Hochspannung bei Krimi-Lesung mit Volkert Backert

Hochspannung bei Krimi-Lesung mit Volkert Backert
Volker Backert las aus seinen Krimis, die sich durch einen intensiven und fesselnden Erzählstil auszeichnen. Vor dem geistigen Auge der Zuhörer wurde das Geschehen dadurch regelrecht lebendig. Foto: Stephan Stöckel

Wer ist der Serienmörder, der sich seine Opfer auf fränkischen Großveranstaltungen, wie dem Coburger Sambafest oder dem Würzburger Afrika-Fest sucht und in der Haut der Getöteten seine grausige Visitenkarte hinterlässt: ein eingeritztes „Haus vom Nikolaus“? Wurde die Familie einer bekannten TV-Journalistin zur Zeit der Wiedervereinigung Opfer eines Auftragsmordes, hinter der die Stasi steckt? Fragen über Fragen, die am Samstagabend in der Altenkunstadter Synagoge für knisternde Spannung sorgten. Eine Antwort darauf geben die beiden Bücher „Das Haus vom Nikolaus“ und „Oktobernacht“ des Lichtenfelser Krimiautors Volker Backert, aus denen der Autor auf Einladung des Altenkunstadter Kulturvereins gelesen hatte.

In der ehemaligen Synagoge hingegen blieben die Fragen offen. Immer dann, wenn es spannend zu werden schien oder die Auflösung kurz bevorstand, kam es zu einer Art „Cliffhanger“, einem offenen Ausgang, wie man ihn von Fernsehserien her kennt. „Damit nagelst Du ihn am Samstagabend vor laufender Kamera ans Kreuz“, fordert der österreichische Investigativjournalist in Backerts Werk die Fernsehmoderatorin Hannah Winter auf. Ob es dazu kommt? Die Antwort blieb Backert schuldig.

„Der Zweikampf zwischen Gut und Böse zieht sich seit Kain und Abel wie ein blutroter Faden durch die Geschichte.“
Volker Backert, Autor

Auf eine andere Frage, die so manchem der rund 20 Besucher in den Köpfen herumschwirrte, gab der Schriftsteller, der als Abteilungsleiter für Öffentliche Sicherheit bei der Stadt Coburg viele Jahre lang eng mit der Polizei zusammenarbeitete, gleich zu Beginn eine Antwort. Ist ein jüdisches Gotteshaus der passende Ort für eine Krimilesung?

„Sehr wohl“, sagte der Lichtenfelser, der seine Meinung mit zwei einleuchtenden Argumenten untermauerte. „Der Zweikampf zwischen Gut und Böse zieht sich seit Kain und Abel wie ein blutroter Faden durch die Geschichte“, erklärte er. Für ihn hat zudem jeder Krimi wie einst die antiken Dramen eine kathartische, also eine befreiende und erlösende Wirkung. Das Wohlgefühl, wenn das Gute über das Böse siegt, sei auch in der jüdischen und christlichen Religion tief verwurzelt.

Backert, der bislang sechs Bücher geschrieben hat, las aus seinem Debütroman „Das Haus vom Nikolaus“ aus dem Jahre 2010 und seinem jüngsten Werk, dem Thriller „Oktobernacht“ (2020). Eine Auswahl, die es dem Zuhörer ermöglichte, den Coburger Kommissar Charly Herrmann dabei zu erleben, wie er vom Autor aus zwei unterschiedlichen Perspektiven heraus beleuchtet wird.

Hochspannung bei Krimi-Lesung mit Volkert Backert
Schwarzer Hut, dunkle Sonnenbrille, schwarzer Anzug und weiße Krawatte – Franz Wachter aus Redwitz mimte den coolen Mafiapaten, der mit der Gitarre im Anschlag immer den passenden Song parat hatte. Foto: Stephan Stöckel

Wie sich der raubeinige Kommissar Charly Herrmann entwickelt

Im „Haus vom Nikolaus“ zeichnet Backert das Charakterbild eines bärbeißigen, etwas schrulligen Kommissars, der sich in Selbstreflexion versucht, während in seinem anderen Werk die TV-Moderatorin von einem „Provinzbullen“ spricht, der sich durch Wachsamkeit und Freundlichkeit auszeichne. Der erfolgreiche Krimi-Autor vom Obermain verstand es während seiner Lesung meisterhaft, die Gefühlslagen der handelnden Personen mit seiner Stimme wiederzugeben.

Ihm zur Seite stand ein gewisser Franco Corleone. Dahinter verbirgt sich Franz Wachter, Kulturpreisträger der Gemeinde Redwitz, der mit schwarzem Hut, dunkler Sonnenbrille, schwarzem Anzug und weißer Krawatte den coolen Mafiapaten mimte, der mit der Gitarre im Anschlag immer den passenden Song parat hatte. Etwa wenn der Kriminalbeamte beim Blick auf eine Leiche erschüttert reagierte und der Gitarrenmafioso dazu den Klassiker „Ain´t No Sunshine“ von Bill Withers intonierte.

Ein Gute-Laune-Song nach zwei Stunden Hochspannung

Am Ende der gut zweistündigen Lesung kam schließlich auch die von Backert eingangs erwähnte kathartische Stimmung auf, als Wachter mit dem Gute-Laune-Song zur deutschen Wiedervereinigung „I´ve Been Looking For Freedom“ von David Hasselhoff die Zuhörer mit einem Gefühl der Freude auf den Nachhauseweg schickte.

 

Von Stephan Stöckel

Weitere Artikel