Der Gasheizkessel der Altenkunstadter Mittelschule ist altersschwach. Künftig sollen die Schule und die Kordigasthalle mit einer Holzhackschnitzelanlage beheizt werden. Das hat der Gemeinderat nach einer längeren Debatte am Dienstagabend bei fünf Gegenstimmen beschlossen. Weil ihnen Alternativen zu dem Heizkonzept fehlten, stimmten Allmut Schuhmann, Karlheinz Hofmann (beide SPD), Frank Novotny (SB), Maximilian Deuber und Rolf Gnatzy (FW) dagegen.
Robert Hümmer,
Bürgermeister
„Angesichts des Klimawandels müssen wir weg von fossilen Brennstoffen“, warb Bürgermeister Robert Hümmer für das Vorhaben. Bereits 2021 hatte sich der Gemeinderat für eine Umstellung auf eine Hackgutheizung entschieden, doch den Beschluss angesichts der Kosten von 271.222 Euro wieder zurückgezogen, erläuterte er. Als einer der beiden Gasbrenner ausfiel, wurde ein neuer installiert (Kosten: 84.466 Euro). Da auch der zweite Kessel leckt und auszufallen droht, habe die Verwaltung eine Förderung für eine Biomasseanlage beantragt und eine Zusage für die Übernahme von 40 Prozent der Kosten (420.274 Euro von geschätzten 1,046 Millionen Euro) erhalten.
Mit einer Hackgutanlage spare die Gemeinde rund 9100 Euro an Heizkosten im Jahr. Berücksichtige man die Steigerung der CO2-Steuer, werde sich die neue Anlage in zehn Jahren amortisieren. So könnte die Steuer bei einem Verbrauch von rund 750.000 Euro im Jahr (86 Tonnen CO2) bis 2025 auf etwa 10.200 Euro steigen.
Die Kosten für die Hackgutheizung bezifferte Norbert Henkel vom Ingenieurbüro Reichenbach und Henkel mit 353.480 Euro. Hinzu komme der Bau eines Bunkers für die Holzhackschnitzel, der neben der Kordigasthalle errichtet werden solle. Dort könnte das Brennmaterial über eine Zufahrt angeliefert und mit einer automatischen Förderschnecke zum Heizkessel im Keller der Sporthalle transportiert werden. Die Kosten für den etwa sechs mal sechs Meter großen Bunker, der wegen der Lage im Überschwemmungsgebiet wassersicher gebaut werden müsse, werden noch ermittelt, wie Bernd Detsch vom Büro Kupfergrau Architekten in Bayreuth erläuterte. Zum Vergleich führte der Bürgermeister den Bunker an der Grundschule an, der rund 100.000 Euro gekostet habe.
Entweder 52 oder 100 Kubikmeter Hackschnitzel sollen dort gelagert werden. Bei der kleinen Variante müsste alle zwei Wochen Heizmaterial angeliefert werden, sagte Henkel. Mit einer Leistung von 300 KW könne die Schule bedarfsgerecht versorgt werden, während bisher ein Wärmeverlust durch hohe Vorlauftemperaturen aufgetreten sei. Die vorgesehenen zwei Pufferspeicher seien auch geeignet, die Wärme einer später auf dem Dach installierten Photovoltaikanlage aufzunehmen, mit der im Sommer das Warmwasser erhitzt werden könnte. Der verbliebene Gasbrenner könnte für die Spitzenlast im Winter zusätzlich genutzt werden.
Photovoltaik als Alternative?
Alternativen wie den Einsatz von Photovoltaikanlagen oder eine energetische Sanierung des Schulgebäudes vermisste Frank Novotny (SB). Das geplante Regionalwerk im Landkreis könnte hier Möglichkeiten eröffnen. Außerdem seien die Kosten des Bunkers noch offen. Dach-Photovoltaik und Wärmepumpen sollten als Alternativen geprüft werden, zumal mit Holz als Brennstoff angesichts zunehmender Waldschäden nicht dauerhaft gerechnet werden könne. Die Prüfung einer großen Lösung zusammen mit der anstehenden Sanierung des Dachs der Kordigasthalle regte Georg Deuerling (FBO) an. Auch wären Fertigteile für den Bunker eine Möglichkeit. Außerdem regte er an, das Heizmaterila im Keller zu lagern, statt einen Bunker zu bauen.
„In Bayern wächst mehr Wald nach, als genutzt wird“, widersprach Bürgermeister Hümmer den Bedenken. Wäre die Heizung wie geplant vor zwei Jahren umgestellt worden, hätte das weniger gekostet und längeres Warten führe zu weiteren Kostensteigerungen. „Wir müssen schauen, dass wir über den Winter kommen“, betonte er. Um eine Wärmepumpe zu verwenden, müsste die Lüftungsanlage der Sporthalle, die eine hohe Vorlauftemperatur benötige, umgerüstet werden, gab Norbert Henkel zu bedenken. „Sonst bleibt die Halle kalt.“
Standpunkt
Die Umstellung der Heizung der Mittelschule auf Biomasse hätte bereits vor zwei Jahren erfolgen können, wenn die Gemeinderäten den Mehrheitsbeschluss nicht gekippt hätten. Dann wäre es billiger geworden.
Ob der Einbau des Gaskessels sinnvoll war, darüber kann man streiten. Verständlich ist allerdings die Kritik daran, dass diese Zeit nicht genutzt worden ist, um ein Energiekonzept für die Mittelschule und die Kordigasthalle zu erstellen. Seit mindestens einem Jahrzehnt ist bekannt, dass das Dach der Kordigasthalle sanierungsbedürftig ist. Und dass die Energiebilanz der Schule zu wünschen übrig lässt, ist auch kein Geheimnis.
Dass derartige Vorhaben wegen der hohen Kosten nicht oben auf der Prioritätenliste stehen, ist nachvollziehbar. Doch mit einem Sanierungskozept, das in überschaubaren Schritten umgesetzt werden könnte, hätten die Räte nicht nur Klarheit darüber, was sich die Gemeinde in finanziell schwierigen Zeiten noch leisten kann, sondern auch die Möglichkeit, wie im Falle eines erforderlichen Heizungstauschs schnell zu reagieren.
Aus dem Gemeinderat
Die Gemeinde Altenkunstadt sucht noch Wahlhelfer für die Wahlen zum Landtag, zum Bezirkstags und des Landrats am 8. Oktober. Interessierte können sich im Rathaus melden.
Den Beteiligungsbericht zum Jahresabschluss der Abwasserwirtschaft Kunstadt für 2022, den die Gemeinde vorlegen muss, weil sie mit 30 Prozent am Zweckverband beteiligt ist (40 Prozent Burgkunstadt, 30 Prozent Südwasser) hat der Gemeinderat gebilligt. Er wird öffentlich ausgehängt. Im Mittelpunkt stehen Investitionen in die Klärschlammentwässerungsanlage (Schneckenpresse) von 176.177 Euro und ein Probenentnahmegerät (2502 Euro). Dafür wurden Mittel vom Zweckverband benötigt und der Finanzbestand sank auf 93.972 Euro (Vorjahr: 116.01 Euro). Die Umsatzerlöse sind mit 386.000 Euro (Vorjahr: 452.000 Euro) um 14,6 Prozent gesunken. Nach 23 Jahren Betrieb sei die Anlage in gutem Zustand und die Reinigungswerte würden eingehalten.
Gebilligt wurde auch die Jahresrechnung für 2018.
Ein Film über die Neue Mitte ist auf der Homepage der Gemeinde aufzurufen.
Eine Bürgerversammlung wird am Mittwoch, 18. Oktober, um 19.30 Uhr im Pfarrjugendheim stattfinden.
Von Gerhard Herrmann